Unterschiedlicher könnten der Bugatti Royale „Esders“ und der GM „Futurliner“ in ihrer Art nicht sein. Was jedoch Beide eint: sie waren ihrer Zeit weit voraus und gehören heute mit zu den außergewöhnlichsten Oldtimer-Sammlerstücken.
Ettore Bugatti war ein Visionär mit großem Ingenieurtalent und Gespür für Ästhetik. In den 1920er-Jahren hatte er mit seinen Renn- und Sportwagen enormen Erfolg. Sein Anspruch war es, das beste Auto der Welt zu bauen. Das heißt: das größte, komfortabelste, leiseste, schnellste und teuerste. Er konstruierte mit dem Bugatti Royale einen knapp 15 Liter großen Reihenachtzylinder mit geschätzten 300 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h! Und das im Jahre 1926! In allen Belangen ein Auto der Superlative.
Einer der ersten Kunden, Armand Esders ein Pariser Prêt-à-porter-Mode-Tycoon ließ sich auf Chassis 111 eine schnittige Karosserie von Jean Bugatti, dem Sohn von Ettore Jean entwerfen. Da der Kunde das Fahrzeug nie bei Nacht fuhr, wurde das Fahrzeug ohne Scheinwerfer ausgestattet. Dieses kuriose Detail macht ihn bis heute einzigartig. Der Bugatti Royale „Esders“ existierte in dieser Form nur sieben Jahre, denn ein neuer Besitzer ersetzte die originale Karosserie durch eine konventionellere, geschlossene Karosserie des Pariser Studios Binder. Während das umgebaute Fahrzeug so den zweiten Weltkrieg weitestgehend unversehrt überstand, wurde die originale Karosserie bei einem Bombenangriff zerstört. Alles was heute noch vom originalen Fahrzeug übrig ist, sind 12 Fotografien von damals.
In 2010 setzte sich erstmalig ein Experten Team zusammen. Ihr Ziel: einen präzisen, identischen Nachbau dieses Fahrzeugs zu schaffen, welches die Schönheit des Originals bis hin zu jeder Nut, jedem Bolzen, einfach in jedem Detail genau wiedergibt. Der Rahmen und die Mechanik wurden nach genauen Angaben der Werkszeichnung gebaut. Da für den Fahrzeugkörper jedoch leider keine Zeichnung vorlag, wurde dieser mithilfe von maßstabsgetreuen Modellen, 3D-Scannern und CAD Design rekonstruiert. Jetzt, im Jahr 2016, nach sechs Jahren voller Suche und vielen Stunden der Rekonstruktion, wird dieses Fahrzeug nun erstmalig auf der RETRO CLASSICS der Öffentlichkeit präsentiert.
Der GM Futurliner ist wohl eines der eindrucksvollsten Gefährte unseres Planeten und wird eher selten auf der Straße anzutreffen sein. Noch vor dem zweiten Weltkrieg entstanden zwölf Exemplare des futuristischen Busses, bei dem der Fahrer in seiner Kuppel mehr als drei Meter über dem Boden schwebt. Wer zum ersten Mal einen der gewaltigen „Futurliner“ (aus markenrechtlichen Gründen ohne „e“) des GM-Konzerns sieht, kann kaum glauben, dass dieses Fahrzeug bereits 1939 gebaut wurde. Gestalterisch waren die windschnittigen Laster in den frühen 1940er Jahren anderen Automobilen weit voraus: Meterhoch türmt sich die Art-Deco-Front auf. Sie erinnert eher an eine Eisenbahn als einen Lastwagen. Gewelltes Alu-Blech erstreckt sich über die gesamte, zehn Meter lange Flanke und fasst das Fahrzeug optisch perfekt ein. Die beiden vorderen Türen, welche sich grifflos und unauffällig verstecken, lassen das Fahrzeug wie aus einem Guss wirken. Ebenso verhält es sich mit den seitlichen Öffnungsklappen und den hinteren Türportalen. Alles wirkte wie aus ferner Zukunft.
Die ursprünglich zwölf gebauten Fahrzeuge wurden bis 1956 von GM für die „Parade of Progress“, eine Art Road Show, durch Amerika eingesetzt. Sie sollten der Bevölkerung zeigen wie Technik und Wissenschaft das Leben aller verbessern wird. Heute ist der Verbleib nur von sieben Fahrzeugen bekannt – Nummer 9 wurde von seinem Vorbesitzer Bob Valdez 1984 als Wohnmobil umgebaut und wird erstmals auf der RETRO CLASSICS präsentiert.
Beide Topmodelle, der Bugatti Royale „Esders“ und der GM „Futurliner“, werden heute auf mehrere Millionen Euro taxiert.