Spritpreis auf Rekord-Niveau

Wer es noch nicht gemerkt hat, der ist mit geschlossenen Augen unterwegs: Mit 1,62 Euro für einen Liter Superbenzin E10 bewegt sich der Benzinpreis im bundesweiten Durchschnitt in der Nähe seines historischen Höchststandes. Diesel kostete am Freitag 1,51 Euro je Liter und liegt damit noch um drei Cent unter seinem historischen Hoch, teilten Sprecher der Mineralölindustrie am Freitag in Hamburg und Bochum mit. Wegen der Einführung von E10 lässt sich der Benzinpreis nur eingeschränkt mit früheren Jahren vergleichen. Die meisten Autofahrer mit einem Otto-Motor tanken nicht E10, sondern Superbenzin E5 mit fünf Prozent Ethanol. Das kostet drei Cent mehr als E10 und war am Vormittag mit 1,65 Euro je Liter so teuer wie noch nie.
Auf sinkende Preise können die Autofahrer kaum hoffen. „Es zeichnet sich bei Öl ein konstant hohes Niveau ab“, sagte Rainer Wiek vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID. Auch Heizöl hält sich mit 94,50 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3.000 Litern) auf dem höchsten Stand seit Sommer 2008. Der Preis ist ebenfalls nicht weit vom Rekord von 98 Euro aus dem Jahr 2008 entfernt und schon seit zwei Wochen so hoch. „Das ist der Unterschied zu 2008“, sagte Wiek. „Damals ging es nur um eine kurze Preisspitze, jetzt sehen wir dauerhaft hohe Preise.“
Ursachen für die hohen Preise sind teures Rohöl und ein relativ schwacher Euro. Das schlägt auf die Beschaffungspreise der Tankstellen durch. „Am Rotterdamer Ölmarkt kostet Superbenzin 61,9 Cent je Liter“, sagte Tobias Wolny vom deutschen Marktführer Aral. „Das war der höchste Stand aller Zeiten.“ Den wichtigsten Einfluss auf die Benzin- und Heizölpreise hat der Rohölpreis, weil die Produkte aus Rohöl gemacht sind. Am Freitag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent 122 Dollar, so viel wie seit dem vergangenen Frühjahr nicht mehr. Schon seit mehr als einem Jahr notiert Rohöl über 100 Dollar.
Trotz all dieser Marktfaktoren sehen die Treibstoffhersteller keinen ausreichenden Grund, alternative Herstellungsverfahren weiter zu fördern. Dabei gibt es hier vielversprechende Ansätze aus den USA. Und auch in Spanien wird mit Algen geforscht, die unter der Zufuhr von CO² einen Stoff absondern, der herkömmlichen Rohöl zu 98% entspricht und daher nicht nur als Treibstoff, sondern auch als Basis für ander Kunststoff-Produkte, Farben und Kosmetik dienen könnte.