Da beschäftige ich mich nun schon seit mehr als dreißig Jahren intensiv mit dem Thema Oldtimer / Klassiker und doch gibt es immer wieder neue Spielarten des Hobbies zu entdecken… Am vergangenen Wochenende habe ich mich mal ganz weit „über den Tellerrand“ gewagt und habe an einer nicht motorisierten „Oldtimer“-Ausfahrt teilgenommen.
Seit zirka 2009 gibt es in verschiedenen Städten rund um den Globus unter dem Namen TweedRide (oder teilweise auch Tweed Run) eine lockere Gemeinschaft, die ihren Spleen für alte Kleidung oder besser einen klassischen, oder sagen wir mal, englischen Kleidungsstil in Zusammenkunft mit alten Fahrrädern kombinieren. Man trifft sich dann zu einer kleineren Fahrradrunde im Kostüm, dem Tweed-Sakko, der Knickerbocker. Auch sind Anzug, Krawatte oder zumindest eine Kopfbedeckung gern gesehen.
Da bei uns in der Oldtimergarage zwei Miele Fahrräder der frühen 1950er Jahre an der Wand hängend verstaubten, habe ich mich der Wiederinbetriebnahme im vergangenen Winter angenommen und diese zu fahrenden Werbeflächen für meine Firma wieder belebt. Dabei konnte ich auf der Bremen ClassicMotorshow und bei einigen Oldtimer-Fahrrad-Spezialisten im Internet das ein oder andere Ersatzteil erwerben. Dem Patina-Trend folgend hab eich versucht soviel Original-Substanz wie möglich zu erhalten und neuere Bauteile gegen ältere zu ersetzen.
Am Sonntagmorgen traf man sich dann auf dem Hildesheimer Marktplatz in schöner Kulisse zum Start. Zunächst wurde aber jede/r neue/r Teilnehmer/in freundlich empfangen und Outfit samt Fahrrad betrachtet. Man wundert sich dabei – als Auto-Fan – über diverse Automobilhersteller, die auch Fahrräder produzierten (anwesend waren Opel, Wanderer, NSU, Miele und „Jaguar“ – wobei dieses Modell aus Braunschweig stammte und er Hersteller Phanter hieß). Mein Outfit sollte an einen Waschmaschinen-Kundendiensttechniker der 1950er Jahre erinnern und kam durchaus gut an.
Mit dem Schwung der Abfahrt führte die Strecke dann in Richtung einer alten Zollstation, der Domäne Marienburg. Heute ist dort neben der Universität auch ein sehr zu empfehlendes Hof-Café beheimatet… der TweedRide hatte aber einen verwunschenden stillen Gartenteil im Hinterhof reserviert. Dort gab es dann die Mittagsrast samt Limonade, Hamelner-Brot und Café-Spezialitäten vom Café Leidenschaft. Da auch hier die Sonne gut wärmte fiel der Abschied schwer.
Über flaches Geläuf ging es immer dem Fluss Innerste folgend vorbei an der Siebenbogenbrücke, dem Hohnsensee, dem Kahlenberger Graben und der Bischofsmühle zum letzten Anstieg hinter dem Magdalenenhof. An allen kurzen Haltepunkten gab es vom Tourleiter kurzweilige Informationen zu den Sehenswürdigkeiten, da auch Teilnehmer aus Bochum, Hamburg, Soltau, Braunschweig, Hannover und dem Hildesheimer Umland dabei waren, denen nicht jede Stelle und deren Geschichte bekannt war.
Das Ende der Strecke lag dann in der Innenstadt beim Café Übersee. Dort war zunächst die Versorgung mit kühlenden Getränken der wichtigste Punkt, bevor es noch zu einer Siegerehrung kam. In den Rubriken:
- Herausragendes Fahrrad
- Bester Gesamteindruck
- Kleidung
wurden jeweils drei Preise vergeben. Dabei konnte ich, für mich völlig überraschend, den dritten Platz in der Kategorie Kleidung entgegen nehmen. Ein toller Abschluss für eine tolle neue ErFAHRung !