Ein Brite im Dienste der deutschen Rennflotte im Nazi-Deutschland, das was schon ungewöhnlich, doch die Ära der klassischen Mercedes-Benz Silberpfeile in den Jahren 1934 bis 1939 ist verknüpft mit dem Rennfahrer John Richard Beattie Seaman. Der Engländer startete am 9. Mai 1937 beim großen Preis von Tripolis zum ersten Rennen mit einem Silberpfeil. Sein letztes fuhr er am 25. Juni 1939: Er verunglückte beim großen Preis von Belgien in Spa und erlag wenige Stunden nach dem Unfall seinen schweren Verletzungen. Hermann Lang, der Sieger dieses Rennens, dachte in diesem Moment daran, seine Karriere zu beenden.
Richard Seaman, genannt „Dick“, zeigte schon früh starkes Interesse an Autos und setzte seinen Berufswunsch gegen die Widerstände der Eltern durch. Von 1931 an, im Alter von 18 Jahren, nahm er an Motorsportwettbewerben teil und zeigte erstes Talent. In den Saisons 1937 und 1938 behauptete Seaman sich im internationalen Renngeschehen. Aber er hatte es nicht leicht, als Brite im Deutschland der 1930er Jahre für ein deutsches Team zu fahren.Er war immer wieder Anfeindungen ausgesetzt – und das von beiden Seiten. Als er dann noch eine Deutsche heiratete, kam es zum Bruch mit seiner Mutter. Zu diesem Zeitpunkt hatte Seaman seinen Lebensmittelpunkt längst nach Deutschland verlegt.
31 Sekunden vor dem Teamgefährten Hermann Lang. Doch trotz des komfortablen Vorsprungs behielt Seaman sein hohes Tempo bei, selbst als der Regen noch stärker wurde. Das wurde ihm zum Verhängnis. Sein Wagen geriet ins Schleudern, schoss mit rund 200 km/h von der Strecke und prallte gegen einen Baum. Binnen Sekunden stand der Wagen in Flammen. Seaman konnte sich nicht aus eigener Kraft aus dem Fahrzeug retten. Als ihn ein mutiger Ersthelfer aus dem Inferno zog, hatte er bereits schwerste Brandverletzungen. Auf der Fahrt ins Krankenhaus scherzte Seaman noch gegenüber seiner Frau, dass er sie heute Abend leider nicht ins Kino einladen könne.
Und gegenüber Neubauer gab er zu, dass der Unfall Folge des viel zu hohen Tempos und damit sein Fehler gewesen sei. Doch die Einsicht kam zu spät. Dick Seaman, einer der vielversprechendsten Rennfahrer der 1930er Jahre starb wenige Stunden nach dem Unfall an seinen schweren Verletzungen.