Vielfach unbekannte Sondertypen als Modell

Avenue 43 (hergestellt von Autocult) bringt diesen Monat das 1:43 Modell des Prototypen des Mercedes-Benz W118 / W119 auf den Markt, ursprünglich eine Studie für eine neue Reihe von Mercedes-Fahrzeugen. Die Besonderheit des Prototypen besteht hauptsächlich darin, dass er sich als zweitüriges Auto auf der Fahrerseite und als viertüriges Auto auf der Beifahrerseite präsentiert. Alles in allem eine elegante und kostensparende Lösung, zwei mögliche Fahrzeugvarianten anhand eines einzigen Werksprototypen darzustellen.

Die Geschichte hinter diesem Prototypen und der Herstellung der daraus abgeleiteten Autos, dh. des DKW 102 und schließlich des Audi F103, ist ein faszinierender Blick auf ein Fahrzeug, zu dem die Ingenieure von 3 Unternehmen, insbesondere von Daimler-Benz, aber auch von DKW – Auto-Union und schließlich von Volkswagen (den Konzern an den Daimler-Benz 1964 die DKW – Auto-Union verkaufte) ihr Know-how einbrachten.

Zur Erinnerung, Daimler Benz hatte 1958 Auto-Union gekauft. Ich gehe hier nicht auf das „Wie und Warum“ dieses Kaufs ein, aber es kann ohne Zweifel festgestellt werden, dass das allgemeine Aussehen des DKW – Auto-Union F102 (1964) und des Audi F103 (1965) äusserst stark vom Design des W118/W119 geprägt wurde, und vor allem dass der neu entwickelte vierzylindrige H-Motor (auch bekannt als M118) von Daimlers Ingenieuren stammt.

Insbesondere mit der Entwicklung des H-Motors hob Daimler-Benz den inszwischen schrittweise weiter verbesserten modernen Motor aus der Taufe, mit dem die bis heute sehr erfolgreiche Reihe wassergekühlter Motoren der Audi und VW-Autos ausgerüstet ist. Nach dem Verkauf von Daimler-Benz der DKW – Auto-Union an Volkswagen wurde der Audi F103 zum Audi 72 und schliesslich 1973 zum VW „Passat“ umbenannt.

Es ist fraglich, ob im Endeffekt diese gesamte Entwicklung wirklich so von Mercedes beabsichtigt gewesen war…
Was das von Autocult für Avenue 43 hergestellte ausgezeichnete Modell des W118/W119 betrifft, so möchte ich hervorheben, dass es von der rechten – viertürigen – Seite des Vorbilds Aufnahmen gibt, die ein kleines ausstellbares (?) Fenster an der hinteren Tür zeigen, und andere Bilder ohne dieses Ausstellfenster. Autocult hat sich bewusst für die Darstellung ohne entschieden. Es handelt sich also hierbei nicht um ein Versäumnis, wie man leicht annehmen könnte.


Von Masterpiece-Modellen (hergestellt von Autocult) für Ravensberger kommt in Kürzye das 1:43 Modell eines eher ungewöhnlichen Mercedes-Benz 300SL „Flügeltürers“ auf den Markt, u.zw. der 300SL AMG „Flick“ von 1974…

Ja, richtig gelesen:1974!

Hier ist die Geschichte dieses einzigartigen Wagens, so wie sie 2014 von Autoevolution veröffentlicht wurde:
Vielleicht sollten Sie erst einmal den Teer und die Federn für den 300 SL in der folgenden [Geschichte] wegstellen, nicht weil, sondern dank der Tatsache, dass hinter den Modifikationen dieses Einzelstücks eine ziemlich interessante Geschichte steckt.

Das Auto gehörte in den ersten 18 Jahren seines Lebens einem wohlhabenden Geschäftsmann in Venezuela, von wo es 1974 zurück nach Deutschland importiert wurde, wo es von keinem anderen als Friedrich Karl Flick gekauft wurde, der zu der Zeit ein Hauptaktionär von Daimler-Benz war..

Zufällig wollte Herr Flick eine individuellere Variante des Autos, was ihn zu niemand anderem als den verrückten Ingenieuren Hans Werner Aufrecht and Erhard Melcher aus Burgstall führte, die damals gerade erst begannen, ihr zukünftiges AMG-Imperium auszubauen.

Laut der damaliger Presse wollte Herr Flick, der Daimler-Benz-Aktionär, dass sein Auto das schnellste in Deutschland sei. Deshalb wies er die AMG-Techniker an, es schneller als einen Porsche 930 2.7 RS zu machen, und dem fertigen Produkt inoffiziell seinen Namen zu geben. Der Wagen ist seitdem als Mercedes-Benz 300 SL Flick bekannt.

Der einfachste Weg, das gewünschte Ergebnis zu erreichen, war ein Motorentausch, aber nur Mercedes-Benz-Teile durften verwendet werden. Daher versuchten die AMG-Ingenieure zunächst, den mittlerweile legendären 6,3-Liter-Motor aus dem 300 SEL 6.3 einzubauen.

Leider passte er nicht unter die niedrige Motorhaube des Flügeltürers, was sie dazu veranlasste, einen kleineren 4,5-Liter-V8 zu nehmen und ihn neu zu konstruieren, um ungefähr 280 PS Leistung herauszuholen.
Zusammen mit einer Reihe anderer Innen- und Außenmodifikationen, die den größten Teil eines Jahres in Anspruch nahmen, wurde dieser rote Flügeltürer nicht nur das schnellste, sondern auch das teuerste deutsche Auto zu dieser Zeit, wobei die Gesamtkosten der Arbeiten mindestens eine halbe Million deutsche Mark betrugen.

Es ist nicht bekannt, wer der derzeitige Besitzer des Autos ist, aber er schätzt sicherlich die einmalige Geschichte dieses Mercedes-Benz mehr als es auf den ersten Blick scheinen mag, da dieser 300 SL wirklich nicht die „Gotteslästerung“ ist, wie es ein ungeübtes Auge es auf den ersten Blick glauben würde.

…hier noch ein Mini-Film-Schnipsel von damals…


Hachette Collections hat eine neue Kollektion mit dem Namen „Les Introuvables“ herausgebracht, die aus Modellen besteht, die zuvor ausverkauft waren und daher, wie der französische Name sagt, „die Unauffindbaren“ sind. (Klingt viel besser auf Französisch, nicht?).

Die meisten der bisher veröffentlichten 1:43 Modelle sind Modelle nach französischen Vorbildern; aber ja doch! Es gibt auch einen Mercedes, einen 220D aus dem Jahr 1968. Für Ihr Geld bekommen Sie: ein Modell, ein Figürchen (in diesem Fall eines Passanten) und ein Echtheitszertifikat mit der eigenen Nummer Ihres Modells .
Ah ja, ich hatte tatsächlich vergessen zu erwähnen, dass jedes Modell auf 100 Stück limitiert ist …

Kein schlechtes Marketing, wenn man bedenkt, dass dieses Modell (und die anderen bisher veröffentlichten) von IXO bereits in fairen Stückzahlen produziert wurde – aber eben nicht in Schwarz!


QUELLE: Newsletter August 2020 des Mercedes-Benz Modellauto-Club e.V.