Eugen Böhringer gewinnt die Marathonrallye Spa–Sofia–Lüttich
- Großer Erfolg für den neuen Mercedes-Benz 230 SL „Pagode“
- 90 Stunden Fahrzeit fast ohne Pausen
- „Du musst einfach nur Gas geben und wenig bremsen“
Diese Rallye ist heute unvorstellbar: Fahrer und Beifahrer legen 1963 bei der Rallye Spa–Sofia–Lüttich 5.500 Kilometer auf öffentlichen Straßen in 90 Stunden zurück. Von Belgien nach Bulgarien und zurück führt die Strecke über häufig unbefestigte Straßen der Alpen und des Karsts durch Deutschland, Österreich, Italien, Jugoslawien und Rumänien. Dort steht die einzige Pause im Roadbook – 60 Minuten lang schweigen die Motoren. Eugen Böhringer (1922 bis 2013) gehört im August 1963 zu den Favoriten, schließlich siegt er schon 1962 zusammen mit Hermann Eger in einem Mercedes-Benz 220 SE (W 111). 1963 kommt der ganz neue 230 SL (W 113) zum Einsatz. Böhringers „Pagode“ – so genannt wegen des nach innen gewölbten Hardtops – wird für den Rallyeeinsatz modifiziert. Dazu gehören größere Tanks, ein verstärktes Fahrwerk und ein modifiziertes Triebwerk mit um die 125 kW (170 PS) Leistung statt serienmäßiger 110 kW (150 PS). Böhringer startet in Spa und spielt die Stärken des neuen Sportwagens sowie sein fahrerisches Können aus, ganz nach seinem Motto: „Du musst einfach nur Gas geben und wenig bremsen.“ So gewinnen er und sein Beifahrer Klaus Kaiser 1963 die Gesamtwertung. Wie hart die Rallye ist, zeigt die Ausfallquote: Von 129 Startern erreichen nur 20 Teams das Ziel. Sogar ein dritter Sieg in Folge liegt 1964 für Böhringer im Bereich des Möglichen, mit Klaus Kaiser wird er Dritter. Zum Sieg fehlt die Zeit, die aufgrund einer defekten Lichtmaschine und zweier Reifenschäden verloren geht. Der „Marathon de la Route“ wird von 1931 bis 1964 als Langstreckenrallye ausgetragen. Als Fortsetzung wird bis 1971 auf dem Nürburgring gefahren, über 82 bis 96 Stunden. Da hat Böhringer seine Karriere bereits beendet.