Was habe ich in den letzten 5 Jahren an meinem 560SL gemacht

Was habe ich in den letzten 5 Jahren so alles an meinem 560SL gemacht?

Vor ca. 25 Jahren habe ich in Los Angeles eine gut aussehende blonde Dame in einem roten 560SL mit schwarzem Leder gesehen und dachte mir – was für eine tolle Kombination!  Die gut aussehende blonde Dame habe ich bereits vor vielen Jahren gefunden, es fehlte also nur noch das Auto und ich wollte ein US Modell – ich bin einer der wenigen, denen das besser als das EU Modell gefällt. Lange habe ich nach einem rostfreien und technisch sofort einsatzbereiten SL gesucht. Nachdem die Ergebnisse meiner Suche in Deutschland alles andere als erfolgreich waren wurde sie auf die Nachbarländer ausgeweitet. 2013 bin ich dienstlich nach Eindhoven NDL gezogen, habe die 107er Szene intensiv erkundet und nach einigen Besuchen hatte ich in 2014 zwei mir sehr seriös auftretende Oldtimerhändler gefunden. Diesen teilte ich meinen Wunsch mit – wenn ihnen ein roter 560er mit schwarzem Leder, rostfrei und technisch i.O.  über den Weg läuft sollten sie mich informieren.  Mein Glück war auch, dass ich in Eindhoven 107er Leute vom MB 107SL-Club Nederland kannte und die mich bei einigen Fragen  unterstützten.

Der Anruf kam an einem Donnerstag Abend, 560SL Bj 2/86, ein paar Bilder liefen per Mail ein, Freitag Morgen Fahrzeug in Almelo besichtigt, auf der Bühne ausgiebig gecheckt, Probefahrt gemacht, gekauft, angezahlt und Samstag abgeholt. 

Mein Glück war, dass er bereits seit Jahren in Holland und somit in der EU zugelassen war. Da die Oldtimer Zulassung in NDL von 25 auf 40 Jahre hochgesetzt wurde – ohne Bestandsschutz – konnte sich der Besitzer (Kfz Mechaniker) die nun deutlich höhere Roadtax und Versicherung eines nun Nicht-Oldtimers nicht mehr leisten – deshalb der Verkauf.


„jetzt steht er zu Hause in Eindhoven, gerade abgeholt“

Gleich zu Beginn habe ich mich durch die Historie des Wagens gelesen und gesehen, dass folgende Arbeiten in den NDL durchgeführt wurden – NEU:
Stoßdämpfer, Handbremse, Lenkungsdämpfer, Spurstangen, Felgen lackiert, Heizungsventil, Zündkerzen, Ölwechsel, Radlager, Bremsscheiben, Bremsklötze.

Für rund 15.500€ wechselte also ein bildschöner, rostfreier, technisch sehr guter SL den Besitzer und seitdem freue ich mich jeden Tag wenn ich ihn sehe, fahre oder Ausflüge und Urlaube mit ihm plane.

„TÜV- und Wert-Gutachten in Kassel nach meinem Rückumzug.“

Der Wagen lief von Beginn an völlig problemlos und wurde von mir als Daily Driver eingesetzt, ich pendelte mit ihm auch zwischen Eindhoven und meinem Haus in Nordhessen und ließ ihn dann auch an die 200 km/h auf den deutschen Autobahnen schnuppern.

Wie viele Besitzer die einen (aus ihrer Sicht) sehr guten Kauf gemacht haben kam auch irgendwann der Moment wo man dachte – was ist der Haken?

An den Wochenenden begann ich durch das ganze Auto zu gleiten, hinter Verkleidungen zu schauen, nach Rostlöchern in nicht einsehbaren Ecken zu suchen usw..

Ich fand vorerst nichts, alles rostfrei und selbst die Sitze sahen trotz der gelaufenen knappen 200.000  km sehr gut aus. Es fehlte mir aber auch noch ein wenig Erfahrung (heute hätte ich einiges mehr gefunden!) und so begann ich   systematisch vorzugehen  – erstmal wechseln aller Flüssigkeiten im ersten Jahr. 

Mittlerweile war ich Mitglied im Club und so bekam ich über unseren RT34 auch die Werkstätten in der Nähe genannt und es wurde Motoröl, Kühlwasser, Bremsflüssigkeit und Getriebeöl gewechselt, inkl. Getriebespülung. Vor allem letzteres hat sich als gut herausgestellt, denn die langen Gedächtnissekunden beim Einlegen einer Fahrstufe hatte sich mehr als um die Hälfte reduziert – ich war zufrieden.

Bei K&N in Eindhoven habe ich mir dann gleich auch einen neuen Luftfilter besorgt, da ich mit dieser Marke sehr gute Erfahrungen mit meinen Motorrädern habe.

Jetzt waren auch solche Dinge wie Hardtopständer, Windschot, neue Verdeckhebel und vor allem ein original Becker Mexiko von 1986 dran, welches ich gleich zum Radiopiraten schickte – prüfen, Bluetooth und AUX Anschluss einbauen (ca. 100€). Beim Ausbau des japanische Radios sah ich dann auch, dass eine Art klebrige Masse sich im Hintergrund befand und schwups die nächste Baustelle – der kleine Schlauch zum Temperaturfühler im Armaturenbrett. Also Handschuhfach raus und suchen – im Baumarkt für 1 € eine Rohrisolierung PE gefunden und eingebaut. Jetzt hatte ich das Handschuhfach in der Hand und baute auch gleich einen USB Anschluß ein und holte mir 12V von der Leuchte im Handschuhfach. Als ich das Radio einbauen wollte traf ich auf sehr kräftige Kabel, die auf einen Verstärker oder ähnliches hinwiesen. Tatsächlich fand ich dann unter den  Lautsprechern der hinteren Abdeckung eine 600 Watt Endstufe deren Kabel bis zur Batterie führten. Alles ausbauen war die Devise und dabei stellte ich auch fest, dass die Lautsprecher im Armaturenbrett ganz neu und von hoher Qualität waren – Becker Mexiko eingebaut, Funktionstest, guter Sound – happy!  

Der Rückumzug nach Nordhessen wurde vollzogen und ich brauchte eine Vollabnahme. Also zum empfohlenen Gutachter, ohne jegliche Probleme gab es den DEU TÜV Stempel und ein Wertgutachten.

Kindersitze für die Enkel wurden eingebaut und ich war sehr zufrieden, bis ich in Eindhoven eine Woche heftigsten holländischen Dauerregen hatte. Am Wochenende zu Hause wollte ich das Auto sauber machen und fand einen aquariumähnlichen Zustand hinter dem Beifahrersitz vor – eine handbreit Wasser unter dem Sitz. Hätte ich das Verdeckkastengummi mal geprüft, dann wäre mir aufgefallen das es rechts sehr abgenutzt war und hätte ich mich um die Wasserabläufe gekümmert, dann wären sie nicht verstopft!!!

Also Sitz ausbauen, alles trocken legen, Gummi erneuern und Wasserabläufe am ganzen Auto wieder freimachen. Nachdem der Beifahrersitz so leicht rausging habe ich auch den Fahrersitz ausgebaut, beide selbst aufgepolstert und ihnen eine intensive Lederpflege zukommen lassen.
„Sitze sehen jetzt super aus und alles original“

Im Sternzeitforum habe ich dann davon gelesen, dass das Ziehen des Zündabgleichsteckers gut wäre und mehr Leistung bringen sollte. Also gezogen und  aus meiner subjektiven Sicht lief er noch ruhiger, brauchte fast einen Liter weniger und hat vielleicht auch das ein oder andere PS mehr. Das  Teil dann in den Kofferraum zusammen mit einem Ersatz KPR (nur zur Sicherheit fahre ich die Teile jetzt seit 4 Jahren durch die Gegend). 

Meine Schweller habe ich mit einem Endoskop angesehen, absolut rostfrei und voller Wachs! Aber ich wollte den fahrzeugeigenen Wagenheber nicht einsetzen und so fahre ich seit rund 4 Jahren ohne Reserverad und Wagenheber, aber mit einem kleinen 12V Kompressor und Reifenfüllmittel. Wenn schon raus, dann auch die Sonnenblenden die mich störten – eingelagert! Bei der Kontrolle des Getriebeöls sehe ich beiläufig, dass der Kunststoffdeckel des Heizungskasten gerissen war, die Dichtung stümperhaft ausgebessert war – also die 8 Kreuzschrauben abmachen, Deckel ab, Dichtung in mehreren Teilen in der Hand und was sehe ich: Rost! Also muß das Gebläse raus – einfach  – 4 Schrauben. Denkste – erste Schraube rechts oben: Stehbolzen mit Mutter abgerissen! Zweiter sanfter Versuch links unten: Stehbolzen mit Mutter schon bei leichtem Versuch abgerissen! Verzweiflung,  im Netz checken was das bedeutet!

„Heizungskasten“

Was ich dann im Netz sah war gruselig – Wasser kommt da in den Fußraum, bei Durchforstung muß das Armaturenbrett raus, hohe Kosten etc. etc..  Zwei Wochen lang habe ich erst einmal mit allen möglichen Rostlösern die beiden noch vorhandenen Bolzen eingeweicht und dann immer wieder mit leichten Drehungen solange versucht bis ich endlich diese alten Muttern runter hatte. Gebläse raus und Glück gehabt – nur Oberflächenrost, der sich leicht entfernen ließ. Deckel, Dichtungen bei Mercedes Benz günstiger als bei …ebay! Rostschutz und gerissene Bolzen  ersetzt und alles war wieder dicht!

Mittlerweile habe ich rund 15.000 km hinter mir und im Sommer 2017 stand eine Fahrt, gemeinsam mit einem japanischen 560SL aus dem Club über Südfrankreich, Spanien nach Lissabon an – hier habe ich drei tolle Jahre gelebt und gearbeitet. Das bedeutete 6.000 km in großer Hitze – also nochmal alles checken und schwups was gefunden. Vorderachsgummis Querträger waren brüchig und die Gummis Hinterachse ebenfalls – also beim Öl- und Bremsflüssigkeitswechsel auch neue Gummis!

„Sind fällig – oder?“

Das hätte ich schon viel früher machen sollen, das Fahrwerk hat sich massiv verbessert! Zwei Tage vor der Abfahrt konnte ich plötzlich nicht mehr mit meinem Schlüssel die Fahrertür schließen, krachte, knackte – Panik!3 Wochen Urlaub und Probleme mit dem Schloß, das wollte ich nicht. Schnell bei Amazon eine elektrische Zentralverriegelung für 28€ bestellt, am nächsten Tag geliefert, mit telefonischer Hilfe eines Freundes angeschlossen und die Reise konnte losgehen. Die 6.000 km in Südeuropa haben wir bestens überstanden und außer das die Klimaanlage, als wir sie brauchten, nicht funktionierte war es nur eine verlorene Schraube am Scheibenwasserbehälter die weg war. Durchschnittlich 12,5 L / 100km, kein Öl- und Wasserverbrauch, Zentralverriegelung funktioniert bis heute einwandfrei – alles wunderbar bis – bis auf das Verdeck! Es sieht super aus, kein Löchlein oder ähnliches – aber bei starkem Atlantikregen und verbrauchter Gummierung wurde es doch ordentlich feucht an einem Tag – innen! Es tropfte in den Wagen und das Verdeck war innen pitschnaß – also ein Neues muß her.

„Guincho -Cascais, hier haben wir drei Jahre gelebt und gearbeitet“

Nach dem Urlaub das Fahrertürschloß an einen Spezialisten geschickt und für 100€ wieder instandgesetzt!  

Bei diesen tollen Sommern die wir in letzter Zeit hatten wurde der Verdeckgedanke wieder verdrängt und 2017 verlief ohne weitere Probleme – Highlight: Arbeitsleben beendet!

Nicht verdrängt hatte ich, dass ich die US-Stoßstangen kürzen und anlegen lassen wollte – 2018 habe ich einen Profi gefunden und schon lagen sie 10cm näher an – gefällt mir sehr gut! Da ich jetzt mehr Zeit hatte war ich auch ordentlich unterwegs mit dem Roten – Ausfahrten, Oldtimer Rallye, Städtetouren etc., etc…keine Probleme, nichts gab es zu machen – Freude pur und die Planung 2019 sah vor, dass zwei größere Touren in den Alpen anstanden. Wieder Auto checken und Reifen wechseln – waren 10 Jahre alt. Hätte ich früher machen sollen, denn mit den neuen Achsgummis und neuen Reifen war es ein ganz anderes – positives – Fahrgefühl, vor allem im Regen! Darüber hinaus Öl- und Bremsflüssigkeitswechsel – fertig.

Zwei Urlaube in Bayern, Österreich und Italien wurden wieder anstandslos absolviert, kein Ölverbrauch und beim Dahingleiten wieder 12,5 L Verbrauch – super – bis zum letzten Tag. Dauerregen in Österreich und da kam das Verdeckproblem wieder auf! Wir wurden innen leicht feucht und das Wasser lief am Gestänge wieder hinter die Sitze…..! Also einen guten  Verdeckmann suchen – in Ettlingen gefunden – seriöse Verhandlungen, tolle Qualität und vor allem klare Preisansage, Termin festgelegt – fertig.

„mit gekürzten Stoßstangen“

In 2020 stehen wieder viele Fahrten an und da habe ich – gemäß meinen Planungsdaten – im Winter prophylaktisch die Kohlen der LiMa gewechselt – war gaaaanz knapp, dann hätten sie bald nicht mehr funktioniert und ich hätte ohne volle Batterie dagestanden. 

In den letzen Jahren haben mich auch die Sitze genervt, sie wackelten und quietschten und die  Rückenlehnen verstellten  sich ab und zu selbstständig. Also beide ausbauen, im Netz suchen wie man das macht – Bericht gefunden, Teile für gesamt ca. 30€ gekauft und angefangen die Sitze zu zerlegen. Die Sitzlehnenmechanik war also dran und die Erneuerung der Reibbeläge die völlig zerrieben waren und ausgeleierte Gleitbacken – so konnten die Sitze nicht richtig funktionieren!

„die Reibbeläge waren zerbröselt“

Ich hätte es früher machen sollen denn die Sitzqualität hat sich damit richtig verbessert – alles fest, nichts wackelt und das für kleines Geld und ein wenig Arbeit!

In der Historie habe ich nirgendwo gefunden, dass die Steuerkette erneuert wurde und sie war jetzt  in meiner Planung dran! Eine gute Werkstatt um die Ecke gefunden, Festpreis vereinbart und wieder Glück gehabt, denn beim Ausbau zerfielen die Gleitschienen!!  Keilriemen und Zündkerzen hatte man  schon in der Hand – also wurden sie auch gleich erneuert!

„das war notwendig“

Eine Woche konnte ich mich jetzt an den neuen Gleitschienen erfreuen bevor das neue Verdeck anstand. Bei einer Mercedes Oldtimer erfahrenen Sattlerei in Ettlingen habe ich das Verdeck machen lasse, bei ganz klarer Kalkulation und am Ende war ich mit dem Ergebnis äußerst zufrieden und die Rechnung war bis auf den letzten € wie vorausgesagt – die lange Anfahrt und das Auto 1 Woche vor Ort haben sich absolut gelohnt!

„ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis“

2020 ist also der Endspurt meiner Arbeiten am SL und Corona hat dann noch geholfen es etwas auszuweiten. Skiurlaub – abgesagt, Lissabon Reise – abgesagt, Sommerurlaub – räumlich deutlich verändert. Resümee – nicht ausgegebene Euros können u.a. in den Unterboden umgeleitet werden. Mein freundlicher Daimlerhändler macht wunderbare Wachsunterböden.

fertig“

Mein Unterboden ist original, absolut rostfrei, nicht gerissen und wurde sehr, sehr gründlich gereinigt (inkl. Radkästen etc.) und dann erhielt ich eine neue Hohlraumversiegelung und Unterbodenwachs – Dauer 5 Arbeitstage und ein wunderschönes Ergebnis. Jetzt bin ich erst einmal rundum zufrieden und meine Planungen sind abgeschlossen, sodaß es mit Ölwechseln und Bremsflüssigkeit in naher Zukunft reichen sollte. Mit Sicherheit fällt mir noch etwas ein, aber da muß ich schon ordentlich nachdenken!

Resümee:
auf der Suche nach dem richtigen Auto kam es mir darauf an, dass es rost- und technisch einwandfrei war. Ich wollte ein zuverlässiges Auto zum Brötchen holen, mit dem ich zum Baumarkt fahren kann, aber auch nach Lissabon oder durch Madrid .
Er steht ganzjährig angemeldet in einer im Winter heizbaren Garage, wird bei gutem Wetter immer gefahren und ich habe zu Beginn mit  der  Hilfe von erfahrenen Clubkameraden einen Plan erstellt, was ich machen will und wann ich es machen will – den ich eingehalten habe. Ich bin bis heute noch nie liegengeblieben, wir haben 8 Länder gemeinsam erfahren, er ist immer angesprungen, er hat auf fast 50.000 km keinen Tropfen Öl oder Wasser gebraucht und uns einfach nur Freude gemacht und ich bin überzeugt, dass es so bleibt.

„letze gemeinsame Ausfahrt im Oktober 2020“