Das gab es schon einmal: Ein Visionär baute etwas, dass so einfach garnicht betrieben werden konnte. Das war vor 124 Jahren und der Herr hieß Benz – Carl Benz. Seine „Tankstelle“ beziehungsweise die seiner Frau Bertha, die bekanntlich die erste Fernfahrt unternahm, war damals eine Apotheke in Wiesloch.
Bei der IAA in Frankfurt ist es wieder die Schaffenskraft von Mercedes-Benz, die sich einem ähnlichen Problem gegenüber sieht. Mercedes-Benz zeigt nämlich ein Brennstoffzellenfahrzeug auf Basis der B-Klasse, das Ende 2009 in Kleinserie hergestellt werden soll. Zum Preis machen die Stuttgarter vorsichtshalber auch auf Nachfrage keine Angaben. Aufgrund der extremen Kosten für das Brennstoffzellensystem sind Autos mit diesem alternativen Antrieb derzeit praktisch noch nicht vermarktbar. Trotzdem ist Mercedes-Benz zuversichtlich, Anfang nächsten Jahres erste Fahrzeuge der 200er-Kleinserie an Kunden ausliefern zu können.
Die Reichweite der modifizierten B-Klasse liegt nach Herstellerangaben bei 385 Kilometern. Das ist angesichts der nur sieben öffentlich zugänglichen Wasserstoff-Zapfsäulen in ganz Deutschland sicherlich kein Verkaufsargument. Der Elektromotor soll 136 PS und ein konstantes Drehmoment von 290 Newtonmetern liefern. Damit kommt der Wagen laut Mercedes-Benz in weniger als elf Sekunden auf 100 km/h. In der Spitze sei das emissionsfreie Fahrzeug 170 km/h schnell.
Jetzt kommen aber die Befürworter und erklären den deutlichen Ausbau des Wasserstofftankstellennetzes bis Ende 2011. Am vergangenen Donnerstaghaben in Berlin Vertreter führender Industrieunternehmen im Beisein des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, ein Memorandum of Understanding (MoU) unterschrieben. Darin sollen Möglichkeiten für den Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur zur Versorgung mit Wasserstoff in Deutschland geprüft werden, um die Serienfertigung von Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzelle voranzutreiben. Mit diesem Memorandum of Understanding ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Kommerzialisierung dieser lokal emissionsfreien Elektrofahrzeuge vollzogen worden. Partner der Initiative „H2 Mobility“ sind Daimler, EnBW, Linde, OMV, Shell, Total, Vattenfall und die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH). Die Initiative ist für die Beteiligung von weiteren interessierten Unternehmen offen.