Das Ruhestein-Bergrennen 1946 – Der Neubeginn des deutschen Motorsports
Der Neubeginn des Deutschen Motorsports nach dem zweiten Weltkrieg ist mit der Neuerscheinung des Buches greifbarer geworden: Rund 120 unveröffentlichte Aufnahmen bieten einen hervorragenden Einblick in die Atmosphäre des sensationellen 1. Bergrennens am Ruhestein im Schwarzwald, bei dem 1946 erstmals wieder deutsche Motorrad- und Rennwagenfahrer an den Start gehen durften. Obwohl der Mangel und die Not zu dieser Zeit allgegenwärtig waren, hatten die Menschen ein unerwartet starkes Verlangen nach Ablenkung. Auch nach Motorsportveranstaltungen sehnte man sich, obwohl natürlich ein extremer Mangel an Fahrzeugen, Rennbenzin und Ersatzteilen bestand. Dennoch wurde am 30. Juni 1946 in Baiersbronn im Schwarzwald die Süddeutsche Motor-Rennfahrer-Vereinigung (SMRV) gegründet. Dort begann man sofort, zusammen mit der französischen Militärregierung ein Bergrennen von Obertal bei Baiersbronn auf den Ruhestein zu organisieren – die erste offizielle Motorsport – Veranstaltung nach 1945.
Renntag Sonntag 21. Juli 1946 !
Insgesamt 30.000 Zuschauer verfolgten die Veranstaltung rechts und links der schnellen kurvenreichen Strecke, obwohl das regnerische Wetter nicht gerade ideal war. Am Start standen 100 zum Rennen angemeldete Motorrad- und 20 Sportwagenfahrer, darunter so bekannte Namen wie Hermann Lang, die Brüder Mall, Mölders bei den Sportwagen und Karl Bodmer aus Ebingen, Rührschneck, Nitschky, Rolf und Kurt Hammer aus Reutlingen bei den Motorrädern. Wie bedeutend das Ruhestein-Bergrennen in der damaligen Zeit war, wird dadurch verdeutlicht, dass zum Rennen eigens auch ein Einsatzwagen von „Radio Stuttgart“ mit mehreren Journalisten und Technikern vor Ort waren, die die Berichterstattung übernahmen und live über den Rundfunk berichteten.
So erstaunlich es zur damaligen Zeit war, dass trotz der generellen Güterknappheit und der chaotischen Verhältnisse solch eine Veranstaltung überhaupt statt finden konnte, umso grandioser ist es, dass vor fünf Jahren sieben intakte Filme in der Agentur Seeger-Press gefunden wurden, die den gesamten Verlauf der Renntage dokumentieren. Zudem standen 1946 kaum Gelder zur Finanzierung von Fotomaterial zur Verfügung, sodass es an ein Wunder grenzt, dass ein Fotograf sieben Filme belichtet, und ebenfalls, dass dann gerade diese Filme „Agfa„ – Nitratfilme, die bei geringster Fehllagerung und zu hoher Temperatur ruiniert, oder gar selbst entzündet wären – nach über sechs Jahrzehnten in der Agentur gefunden wurden, und dank der perfekten Lagerung in einem starken Stahlschrank im tiefen Keller noch erhalten waren.
Die geschichtsträchtige Reportage wurde nun in einem Bildband veröffentlicht. Die Reportage umfasst eine große Bandbreite an Motiven und schenkt dem Rennen, den Fahrern und ihren Gefährten ebenso wie auch den „Randerscheinungen“ des Rennens große Beachtung. Gesamtsieger wurde damals auf BMW Hermann Lang. Insgesamt starben beim Training oder Rennen 3 Menschen.
Das Buch enthält neben dem Bildmaterial auch einen Beitrag von Roger Orlik über die schwierigen Lebensumstände der Menschen von 1946 und ihrem großen Drang nach Ablenkung und Unterhaltung , sowie einen Aufsatz des Rastatter Kreisarchivars und Motorsporthistorikers Martin Walter zum Ruhestein-Bergrennen 1946 und zum Motorsport der 1940er Jahre allgemein. Der Umfangreiche Bildteil mit etwa 120 großformatigen Fotos vom Rennen und Geschehen rund um die Rennstrecke wird mit Textbeiträgen erläutert, und mit den Bildunterschriften von den Ruhestein-Experten Hubert Huber und Frank Eberle vervollständigt.
Ein 2. Ruhestein-Bergrennen war in Vorbereitung – kam aber nicht zustande.
Ruhestein – Bergrennen 1946, ISBN 978-3-9812106-0-6, Verkaufspreis 19,90€, erschienen im SP-Verlag