Als Zoltán Glass fotografierte, gab es noch keine Digital-Kameras und elektronische Bildbearbeitung war nicht einmal im Bereich des Imaginären. Schließlich war Zoltán Glass einer der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts – und Autos waren eins seiner wichtigsten Sujets. So entstanden in den 1920er und den 1930er Jahren auch zahlreiche Aufnahmen für die damalige Daimler-Benz AG mit Fahrzeugen der Marke Mercedes-Benz. Beispielsweise bildete Glass die Periode der klassischen Silberpfeile ab, die von 1934 an die internationalen Grand-Prix-Rennen dominierten. Aber auch Serienfahrzeuge mit dem Stern setzte er für Werbeaufnahmen meisterhaft ins Bild. Selbst auf den ersten Blick trockene Themen wie die Mercedes-Benz Fahrzeugproduktion vermochte er ästhetisch in Szene zu setzen. Nach dem Tod von Zoltán Glass im Jahr 1981 gelangte dessen fotografisches Erbe an das National Media Museum, das eine der bedeutendsten Fotosammlungen Europas beherbergt.
Ein Großteil der im dortigen Archiv vorhandenen Aufnahmen von Zoltán Glass werden derzeitig gescannt und sind damit digital verfügbar. So wird das Werk des Bildkünstlers, der seine Haupt-Schaffenszeiten in den 1930er und 1950er Jahren hatte, neu und systematisch erschlossen. Die Arbeiten in Bradford umfassen insgesamt rund 6000 Aufnahmen und werden voraussichtlich im April 2010 abgeschlossen sein.
In einer Zeit, wo jeder, der ein Photo-Handy besitzt, sich schon als Fotograf sieht, wirken die Aufnahmen von Zoltán Glass fast spielerisch. Die wahre Kunst unter den Bedingungen mit Glas-Negativ und unförmigen Geräten diese Bilder zu machen kann man heute kaum noch schätzen. Doch genau das macht den wahren Künstler aus. Er sucht das Motiv und erfasst es wirklich. Drauflosknipsen kam damals auch aus Kostengründen nicht in Frage. Selbst mit den modernsten Kameras sind heute die meisten nicht in der Lage, diese Tiefenschärfe zu erreichen.