200 Jahre – Der Schneider von Ulm

Vor 200 Jahren wagte Albrecht Berblinger erstmals den Gleitflug. Das Experiment misslang, der „Schneider von Ulm“ wurde zur Witzfigur. Heute feiert man ihn zu Recht als Deutschlands ersten Flugpionier. Doch wer war Ludwig Albrecht Berblinger? Hier ist seine Geschichte:

Am 24. Juni 1770 erblickte in der kleinen Stadt Ulm ein Junge das Licht der Welt, Albrecht Ludwig Berblinger, der später als Schneider von Ulm bekannt wurde. 

Bild mit freundlicher Genehmigung der Kulturverwaltung der Stadt Ulm. Bildrechte: Stadt Ulm

 Er wurde als 7. Kind geboren und lebte in ärmlichen Verhältnissen. Mit 13 Jahren erlitt er einen großen Schicksalsschlag, als sein Vater starb und er ins Waisenhaus kam (von der Mutter ist nichts überliefert). Dort zwang ihn die Heimleiterin eine Schneiderlehre zu beginnen. Er protestierte energisch mit all seinem pubertären und rebellischem „Charme‘‘ dagegen, da er schon immer Uhrmacher werden wollte.

Wie man sich denken kann, musste er dann doch klein beigegeben und mit 21 Jahren wurde er Schneidermeister, doch in seinem kleinen Kabuff tüftelte er Tag und Nacht an Erfindungen, denn sein Interesse an Mechanik hatte nie nachgelassen. Berblinger nannte sich daher auch einen Erfinder. Aber was erfand ein 21-jähriger Schneider? Natürlich waren es orthopädische Hilfsmittel, was denn auch sonst! 1808 erfand er beispielsweise eine „Fußmaschine‘‘, die man nach Fußamputationen einsetzen konnte, die allererste Beinprothese mit Gelenk! (Wer kommt auch sonst auf solche Ideen?). Doch seine bekannteste Erfindung war ein „Hängegleiter‘‘, der ihm das Gleitfliegen ermöglichen sollte…sollte! Jahrelang verbesserte und veränderte er wieder seinen Flugapparat, indem er Eulen beim Fliegen zusah. Natürlich gab es auch wieder Leute, die ihm das vermiesten. Alle Bürger aus Ulm hatten nur noch Spott für ihn übrig und weil er sie, mehr oder weniger, blamierte, ließen sie ihn Strafe zahlen.

Jedoch gab es einen Hoffnungsschimmer für ihn: König Friedrich von Württemberg zeigte großes Interesse an diesem Apparat und spendete Berblinger deswegen 20 Louis d`or, (alte französische Währung), um das Schauspiel so schnell wie möglich sehen zu können. Und diese Chance bekam er auch, denn im Mai 1811 besuchte der König und seine Söhne die Stadt Ulm, wo Berblinger am 30. Mai endlich fliegen sollte. Der König und viele Bürger hatten sich versammelt, deshalb wollte Berblinger von einem Holzgerüst auf der Adlerbastei starten. Aber wer glaubte, dass alles gut ging der täuschte sich, denn es musste ja so kommen und Berblinger machte einen Rückzieher und fand als Ausrede, dass die Windverhältnisse nicht gut genug waren, wie einfallsreich!

Bild mit freundlicher Genehmigung der Kulturverwaltung der Stadt Ulm. Bildrechte: Stadt Ulm

Aber natürlich musste er einen neuen Versuch starten und zwar gleich am darauf folgenden Tag.

Doch der König hat sich aus dem Staub gemacht, damals durfte man nämlich keinen König langweilen oder warten lassen, oder der König hatte einfach keinen Bock mehr. Aber Berblinger musste dennoch fliegen, denn des Königs Bruder, Herzog Heinrich, und die Prinzen schauten zu. Der Flug scheiterte kläglich, denn dieses Mal waren wirklich schlechte Wetterbedingungen und wäre er geflogen wäre er nur gefallen. Augenzeugen berichteten das Berblinger minutenlang auf der Brüstung stand um auf günstigen Wind zu warten. Diesen Verdacht sind wir nachgegangen und haben traurigerweise feststellen müssen, dass ein Gendarm ihm einen Stoß gab und Berblinger somit in die Donau sauste. Ob ihm jemals zuvor ein erfolgreicher Flugversuch gelungen war, ist nicht bekannt.

Da Berblinger wusste, das er versagt hatte, beschloss er, sich zurückzuziehen. Für die Einwohner Ulms stand schon fest, dass es für ihn der berufliche und gesellschaftliche Absturz war. Am 28. Januar 1829, im Alter von 58 Jahren, verstarb Albrecht Ludwig Berblinger in einem Hospital in Ulm an Auszehrung. Mehr Infos hier: http://www.ulm.de/berblinger_jubilaeumsjahr_2011.84355.3076,.htm