2016 ist das internationale Jahr des Automobilen Kulturgutes

von FIVA – Fédération Internationale des Véhicules Anciens

Die FIVA, der Weltverband der Oldtimerclubs und -verbände, hat 2016 zum World Motoring Heritage Year (WMHY) ausgerufen. Damit soll einerseits die Geschichte des Kraftfahrwesens gewürdigt und andererseits der Neuaufbruch der weltweiten Oldtimerbewegung gefeiert werden. Zudem steht dieses Jahr ganz im Zeichen des 50-jährigen Bestehens der FIVA, der Fédération Internationale des Véhicules Anciens.

„Einen besseren Zeitpunkt für das World Motoring Heritage Year könnte es nicht geben: die Oldtimerbewegung ist auf dem Weg in ein glänzendes neues Zeitalter“, erklärt Patrick Rollet, Präsident der FIVA, eines nicht auf Gewinn ausgerichteten Verbandes, der 1966 gegründet wurde und derzeit 85 Mitgliederorganisationen in über 64 Ländern im Namen von Millionen Menschen vertritt, die sich für historische Automobile, Motorräder oder Nutzfahrzeuge begeistern.

„Neue Technologien und autonome Fahrzeuge sind auf dem besten Wege, den Straßenverkehr für immer zu verändern. Ein Blick auf die ähnlich dramatischen Umwälzungen im Verkehrswesen gegen Ende des 19. Jahrhunderts – als Pferde nahezu vollständig durch Kraftfahrzeuge ersetzt wurden – lässt die verheißungsvolle Zukunft der Oldtimer als Freizeitfahrzeuge erahnen. Tatsächlich gibt es verblüffende Parallelen zwischen der Umweltkrise der 1800er Jahre und den Herausforderungen, denen sich die Kraftfahrzeugindustrie heute stellen muss [siehe Fußnote zu „Umweltkrise einst und heute“].“

„Wir feiern die Geschichte des Kraftfahrwesens zu Recht. Das Automobil hatte im Laufe der letzten über einhundert Jahre eine enorm befreiende Wirkung für die Menschheit. Die FIVA begrüßt sicherere, kostengünstigere und umweltfreundlichere moderne Fahrzeuge als notwendiges Transportmittel. Je selbstverständlicher autonome Kraftfahrzeuge auf den Hauptverkehrsstraßen werden, desto mehr stehen den Oldtimerliebhabern die Nebenstraßen zur Verfügung.“

  • Um das World Motoring Heritage Year zu begehen und ihren neuen Leitsatz „Schutz, Erhalt und Förderung des automobilen Weltkulturerbes“ mit Leben zu erfüllen, plant die FIVA eine fortlaufende Reihe von Veranstaltungen und Initiativen für das gesamte kommende Jahr, so sind unter anderem geplant:
  • Regelmäßig stattfindende „Heritage Forums“ (Kulturgutforen), zu denen sich die Leiter der Klassikabteilungen der großen Fahrzeughersteller treffen, sowie zwei Symposien zu relevanten Themen, die allen Interessierten Gelegenheit zur Erwägung und Debatte wichtiger Fragen geben.
  • Erweiterung der FIVA um Mitglieder aus Industrie, Wirtschaft, Medien und Museen, z. B. Hersteller. Diese sollen die Möglichkeit haben, einen Beitrag zur Oldtimerbewegung zu leisten und diese zu unterstützen.
  • Erkennung von Themen allgemeinen Interesses, Interessenvertretung bei den entsprechenden Behörden und Sensibilisierung der Öffentlichkeit.
  • Von der FIVA ausgelobte Preise bei zahlreichen Veranstaltungen von höchstem internationalem Rang.
  • Ausstellung von FIVA-Pässen aufgrund des neuen technischen Reglements zur Beurkundung historischer Fahrzeuge.
  • Gestaltung zweier WMHY-Logos (eines für Automobile und eines für Motorräder), die der Öffentlichkeit demnächst als Aufkleber zur Verfügung stehen werden.

„Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, die Freiheit, die Freude und die technischen Errungenschaften zu feiern, die unser kraftfahrtechnisches Kulturgut uns beschert hat“, schließt Patrick Rollet.

Die FIVA

Die FIVA ist die einzige internationale Organisation ihrer Art, deren Ziel sowohl die Förderung einer sicheren Verkehrsnutzung selbstfahrender, mechanischer Fahrzeuge mit einem Alter von mehr als 30 Jahren als auch die Bewahrung und Pflege der Kultur des Kraftfahrwesens selbst ist.

Fußnote: Umweltkrise einst und heute

  • Vor 120 Jahren stellten Pferde ein ähnlich hohes Gesundheitsrisiko dar wie heutzutage die städtische Umweltverschmutzung durch Autos.
  • 1898 fand in New York die weltweit erste internationale Stadtplanungskonferenz statt, deren Schwerpunktthema die Umweltkrise in den Großstädten war. Auslöser: Pferdeäpfel.
  • Die Times in London schätzte, dass bis 1950 sämtliche Straßen der Stadt mit einer drei Meter hohen Schicht Mist bedeckt sein würden. In New York sagte ein Kolumnist voraus, dass die Pferdeäpfel bis zum Jahr 1930 zu den Fenstern im dritten Stock der Häuser in Manhattan hinaufreichen würden(1).
  • Auf dem Pferdemist saßen Fliegen, die Krankheiten wie Typhus übertragen konnten. Im Jahr 1900 brachte man alleine in New York 20.000 Todesfälle pro Jahr mit Pferdedung in Verbindung(2).
  • Die für zehn Tage angesetzte Planungskonferenz von 1898 wurde nach drei Tagen ergebnislos abgebrochen. Mit dem Aufkommen des Automobils verschwand das Problem innerhalb weniger Jahre jedoch vollständig(3).
  • Dies bedeutete aber keineswegs das Aus für die Pferdehaltung. Vielmehr verbesserte sich das Los der Pferde mit dem Aufkommen des Automobils gegen Ende des 19. Jahrhunderts entscheidend.
  • Heute halten sich Freizeitreiter und Pferdeliebhaber alleine in den USA etwa vier Millionen Pferde, wobei die durchschnittliche Lebenserwartung von zwei Jahren bei Trambahnpferden(4) auf etwa 30 Jahre bei modernen Freizeitpferden(5) gestiegen ist.

Mit der Entwicklung von Alternativen zum Verbrennungsmotor und dem Aufkommen autonomer Fahrzeuge im Straßenverkehr gibt es im Jahr 2016 gute Gründe, einer wachsenden Wertschätzung unseres automobilen Kulturgutes und einem Neuaufbruch der Oldtimerbewegung entgegen zu sehen. Daher hat die FIVA, der Weltverband der Oldtimerclubs und -verbände, das Jahr 2016 zum World Motoring Heritage Year ausgerufen.

Literatur