40 Jahre: „Papamobil“ auf Basis der Mercedes-Benz G-Klasse

• Ein G-Modell für den Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II.
• Der Geländewagen mit transparentem Aufbau wird umgangssprachlich zum „Papamobil“
• Das Originalfahrzeug aus der Sammlung von Mercedes-Benz Classic ist noch bis September 2020 in der Sonderausstellung „40 Jahre G-Klasse“ im Mercedes-Benz Museum zu erleben

Papst Johannes Paul II. im „Papamobil“ 230 G mit dem Kennzeichen SCV 7.

Einen solchen Papstwagen hat es bis 1980 noch nicht gegeben: Statt sich in einer üblicherweise schwarz lackierten Repräsentationslimousine chauffieren zu lassen, nutzt Johannes Paul II. bei seinem Deutschlandbesuch vor 40 Jahren erstmals einen perlmuttweißen Mercedes-Benz 230 G mit goldenen Verzierungen. Im Fond dieses besonderen G-Modells befindet sich eine Sitzbank für den Heiligen Vater. Sie ist auf einem um 40 Zentimeter erhöhten durchgehenden Boden aufgebaut und von einer hohen transparenten Kuppel aus Kunststoffglas geschützt. So ist der Papst sowohl sitzend wie stehend für die teils mehreren Hunderttausend Besucher der Veranstaltungen gut sichtbar. In Seiten, Boden und Dach des Aufbaus sind verschiedene Scheinwerfer eingebaut, mit denen er indirekt und direkt beleuchtet werden kann, damit er selbst bei Dunkelheit gut zu sehen ist.
Noch bis September 2020 ist das originale „Papamobil“ aus der Sammlung von Mercedes-Benz Classic in der Sonderausstellung „G-Schichten“ zum Jubiläum von 40 Jahren G-Klasse im Mercedes-Benz Museum zu erleben. Das Museum ist derzeit von Freitag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet, Kassenschluss ist immer um 17 Uhr. Die Ausstellung im Collectionsraum 5 erzählt die Biografie der G-Klasse mit elf Fahrzeugen sowie weiteren Exponaten.

Vom Einzelstück zum Medienstar

Mercedes-Benz entwickelt und fertigt das 4.392 Millimeter lange, 1.950 Millimeter breite und rund 2.800 Millimeter hohe Einzelstück eigens für den Papstbesuch vom 15. bis 19. November 1980 und stellt es dem Vatikan zunächst leihweise zur Verfügung. Zur Ausstattung des G-Modells mit langem Radstand gehört unter anderem eine leistungsstarke Klimaautomatik. Sie bietet auch im Sommer angenehme Temperaturen in der transparenten Kuppel und verhindert das Beschlagen der Scheiben bei Regen und hoher Luftfeuchtigkeit. Für den Antrieb sorgt ein Vierzylinder-Ottomotor mit 75 kW (102 PS). Eine ruhige Fahrt auch auf schwierigem Untergrund unterstützen das Automatikgetriebe und eine besonders komfortable Federung.
Der Plexiglasaufbau soll den Papst vor Wind und Regen schützen, ohne den Gläubigen die Sicht auf ihn zu nehmen, und ist zunächst abnehmbar ausgeführt. Nach dem Attentat von 1981 wird das G-Modell umgebaut und erhält eine beschusssichere Verglasung. Mercedes-Benz passt in den Jahren 1983 und 1985 die Ausstattung der G-Klasse Papstwagen jeweils an die aktuellen Sicherheitsvorgaben des Vatikans an.

Der 230 GE „Papamobil“ – Die transparente Kuppel kann abgenommen werden.

Die Pastoralreise vor 40 Jahren ist ein besonderes Ereignis, besucht doch erstmals nach fast 200 Jahren wieder ein Papst Deutschland. Höhepunkte sind unter anderem die Großgottesdienste auf der Theresienwiese in München, auf dem Flugplatz Finthen in Mainz und auf dem Gelände des Butzweilerhofs in Köln. Überall spielt der neue Papstwagen seine Stärken auf befestigten und unbefestigten Wegen überzeugend aus. Das Fahrzeug wird aufgrund der großen Medienaufmerksamkeit selbst zum Star. Umgangssprachlich erhält die G-Klasse den Namen „Papamobil“ und avanciert zum Papstwagen von Johannes Paul II. schlechthin, den sie auf vielen seiner Reisen in aller Welt begleitet. Einmal wird dabei sogar der Mercedes-Stern abmontiert. Denn für den Österreichbesuch des Papstes im Jahr 1983 erhält das „Papamobil“ das Signet von Puch. Unter dieser Marke wird das G-Modell, entstanden und produziert als Gemeinschaftsprodukt von Mercedes-Benz und Steyr-Daimler-Puch, damals in Österreich vertrieben.

230 GE „Papamobil“ mit montierter Kuppel ist der Papst für die Öffentlichkeit ebenfalls bestens zu sehen und zugleich gegen Witterung geschützt.

Der 230 G Papstwagen von 1980 ist nicht das einzige „Papamobil“ auf Basis der G-Klasse. Bereits 1982 entsteht ein zweites, äußerlich nahezu identisches Exemplar auf Basis des 92 kW (125 PS) starken 230 GE. Auf historischen Fotos sind die beiden Geländewagen der 1979 präsentierten Baureihe 460 oft am Kennzeichen zu unterscheiden: Während der 230 G meist das Nummernschild SCV 7 trägt, ist es beim 230 GE das Kennzeichen SCV 6. Beide Fahrzeuge übergibt Mercedes-Benz 1982 dauerhaft an den Vatikan. Das im Stuttgarter Museum ausgestellte erste „Papamobil“ kommt im Jahr 2004 zurück nach Stuttgart und gehört seitdem zur Sammlung von Mercedes-Benz Classic.

Im November 2007 erhält Papst Benedikt XVI. einen mystikweiß lackierten G 500 (Baureihe 463) mit offener Karosserie und umklappbarer Frontscheibe. Bei Audienzen im Vatikan wird diese G-Klasse entweder ganz geöffnet oder mit einem transparenten Wetterdach verwendet, wie beispielsweise bei einem Besuch von Papst Franziskus im Juli 2013 in Brasilien.

Das offene Präsentationsfahrzeug, für gutes Wetter, entwickelte Mercedes auf einem G 500. Es ist mit einer umklappbaren Frontscheibe und Haltebügeln ausgestattet und in vatikanischem Mystikweiß lackiert.

Papstwagen von Mercedes-Benz

Nürburg 460 (W 08)

Das Mercedes-Benz 230 G „Papamobil“ von 1980 gehört zur langen Geschichte der Mercedes-Benz Papstwagen. Diese Historie beginnt 1930 vor 90 Jahren mit dem Typ Nürburg 460 (W 08), individuell aufgebaut im Sonderwagenbau in Sindelfingen. Es folgen unter anderem vor 60 Jahren ein Mercedes-Benz 300 Landaulet (W 189, 1960) und vor 55 Jahren ein Mercedes-Benz 600 Pullman Landaulet (W 100) als Repräsentationsfahrzeuge des Papstes. Dazu kommen weitere Fahrzeuge der S-Klasse-Limousine bis zur M-Klasse. Wohl kein Papstwagen ist aber im öffentlichen Bewusstsein so eng mit den Auftritten des reisefreudigen Papstes Johannes Paul II. verbunden wie das „Papamobil“ auf Basis der G-Klasse.


PS: In der Szene wird schon lange darüber gemunkelt… das erste „Papamobil“ soll angeblich in der Styling Garage SGS entstanden sein… was in sofern besonders ist, da man Chris Hahn und seiner Mannschaft ja immer die Verwendung des Sterns an den Fahrzeugen untersagte… Vielleicht weiß ja ein/e Leser/in mehr zu dem Thema und könnte Licht ins Dunkel bringen?

Zuschriften bitte an Joerg.Maschke@MVConline.de