20. bis 30. Mai 1949 – vor 60 Jahren: m Mai 1949 findet in Hannover die Technische Exportmesse statt. Sie gibt insbesondere vielen deutschen Unternehmen wichtige Impulse für die Wirtschaftsentwicklung der nachfolgenden Jahre und Jahrzehnte. Auch bei Mercedes-Benz: Die Marke präsentiert dort die beiden neuen Personenwagenmodelle 170 D und 170 S, die eine nachhaltige Entwicklung einläuten. Außerdem debütiert in Hannover im Lastwagen L 3250 und im Omnibus O 3250 die Motorenbaureihe 300, die sich für die beachtliche Zeitspanne von rund 50 Jahren in leichten und mittelschweren Nutzfahrzeugen halten wird. Zugleich legt diese Motorenbaureihe, die in den folgenden Jahren stets auf dem modernsten Stand gehalten wird, das Fundament für die weltweite Nutzfahrzeugpräsenz des Konzerns.
Die Technische Exportmesse findet vor dem Hintergrund der frühen Nachkriegszeit statt. Zwar ist mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 ein gutes Stück mehr Normalität in den Alltag eingekehrt, auch wirtschaftlich gesehen, doch der Krieg mit allen Folgen ist noch lange nicht abgeschüttelt. Die Industriezentren zeigen es sichtlich: Der Schutt ist weggeräumt, aber Ruinen prägen nach wie vor das Bild, sind noch nicht überall durch Neubauten ersetzt.
Der Mercedes-Benz 170 S erscheint da geradezu als ein Symbol des beginnenden „Wirtschaftswunders“. Er ist nicht viel größer als der Typ 170 V, aber mit einer Trapezlenkervorderachse erheblich komfortabler und insgesamt repräsentativer. Sein 1,8-Liter-Motor leistet 52 PS (38 kW). Die Karosserie ist in moderner Ganzstahlbauweise hergestellt. Die Preise unterstreichen den hohen Anspruch: Die Limousine kostet zunächst 9850 DM, das Cabriolet B liegt bei 12 500 DM und das exklusive und sehr elegante Cabriolet A sogar bei 15 800 DM. Das ist in den Jahren 1949 und 1950 die obere Grenze im deutschen Personenwagen-Angebot.
Im Gegensatz zum exklusiven und komfortablen Typ 170 S wendet sich der Typ 170 D vor allem an Kunden, die mehr Wert auf Wirtschaftlichkeit legen. Für ihn greift man auf die Aufbauten des vorhandenen Modells 170 V zurück, die in der so genannten Gemischtbauweise gefertigt werden, also einen mit Stahlblech beplankten Holzrahmen haben. Der technische Fortschritt ist insbesondere am Motor des
Typ 170 D erkennbar, er bietet mit 38 PS (28 kW) die gleiche Leistung wie der Ottomotor des Typ 170 V. Das und natürlich der geringe Treibstoffverbrauch lassen den Typ 170 D attraktiv erscheinen – er macht den Dieselantrieb im Personenwagen salonfähig. Vorherige Typen, etwa der Mercedes-Benz 260 D aus dem Jahr 1936, der erste in Serie hergestellte Diesel-Personenwagen der Welt, sind aufgrund geringer Stückzahlen eher eine Randerscheinung in der Automobillandschaft gewesen.
Auch der Mercedes-Benz 170 D wird mit einem selbstbewussten Verkaufspreis angeboten: Er kommt mit 9200 DM auf den Markt. Das ist freilich auch als Dämpfungsmaßnahme gedacht, um die Kaufeuphorie etwas zu mindern. Denn zum einen sind Bosch-Einspritzpumpen nicht in beliebiger Zahl lieferbar, zum anderen will das Unternehmen den Fokus der Aufmerksamkeit erst einmal auf den Mercedes-Benz 170 S lenken.
Alles in allem werden die Typen 170 S und 170 D vom Markt sehr gut angenommen, und auch der Typ 170 V bleibt aufgrund der anhaltend großen Beliebtheit im Portfolio. Alle drei werden 1953 endgültig von der Moderne eingeholt. Der Mercedes-Benz 170 S wird nun vom Mercedes-Benz 180 („Ponton“) abgelöst, in dem erstmals bei
Mercedes-Benz das moderne „Three Box Design“ und die selbsttragende Karosserie realisiert wird. Auch die Typen 170 V und 170 D werden modernisiert. Sie erhalten die geräumigere Karosserie der Typen 170 S/170 DS und werden als Typen 170 S-V und 170 S-D noch bis 1955 gebaut.