Mit einem Gastfahrzeug auf einem Treffen ist man Teilnehmer zweiter Klasse!
Dieser Club ist ja total hochnäsig!
Wenn die meine Anmeldung zum Jahrestreffen nicht akzeptieren, trete ich sofort aus!
Diese Aussagen hat bestimmt Jede/r in einem Club Aktive gehört. Auch mir sind solche Satze oder Hinweise in der letzten Zeit häufiger begegnet… irgendwie ärgern mich solche Pauschalaussagen dann doch immer, weshalb ich hier ein paar „Geschichtchen“ aus 40 Jahren Teilnehmersicht und auch aus Veranstaltersicht einiger Treffen erzählen möchte um den Blick und das Gefühl für beide Seiten zu schärfen.
Mit einem Gastfahrzeug an einer Veranstaltung teilnehmen
Bei den ersten Mercedes-Veteranentreffen (also für Rahmenfahrzeuge), die ich Anfang der 1980er Jahre mit besuchen durfte, waren wir noch Teilnehmer ohne Fahrzeug, da wir mit einem Alltagswagen angereist waren… dann 1983 oder 84 waren wir erstmals mit einem „alten Mercedes“, einer 190c Heckflosse dabei… man teilte uns geradeheraus mit, dass wir damit nicht vorne bei den Vorkriegswagen oder den 170, 220 und 300ern stehen dürften. Aber da hinten beim Teilemarkt da könnten wir stehen. OK, ich habe das als Kind damals auch schon verstanden, es war ja ein Treffen für Rahmenfahrzeuge und die Flosse war nun mal schon eine selbsttragende Konstruktion.
Und so ging es mir/uns auch immer mal wieder, wenn das richtige Fahrzeug zum jeweiligen Treffen gerade nicht fahrbereit war und auf ein „Gastfahrzeug“ ausgewichen werden musste…
Besonders als ich selbst einige Veranstaltungen mit organisiert habe, musste ich feststellen, dass nicht jede/r Teilnehmer/in für das Parken des eigenen Schmuckstücks in fünfter oder sechster Reihe Verständnis aufbringen kann oder will. Da wird dann mit den Namen bedeutender Clubmitglieder um sich geworfen oder die eigene langjährige Mitgliedschaft in den Raum gestellt… dass es aber eigenartig aussieht (so wie es uns einmal mit unserem 300d W189 auf dem Jahrestreffen des 300SL Club in Hannover ergangen ist), wenn zwischen den ganzen Clubkonformen Fahrzeugen ein gänzlich anderer Type steht und die lokale Presse sich dieses Fahrzeug dann auch noch für das Titelbild Ihres Artikels wählt… und auch nur verständlichen Ärger produziert, sollte eigentlich jedem Automobil-Freund klar sein.
Mein Aufruf zu diesem Punkt soll daher lauten:
Liebe Teilnehmer/innen, lest Euch die Anmeldeunterlagen durch und nehmt vorab Kontakt zum Veranstalter auf wenn Ihr mit einem Gastfahrzeug starten wollt oder müsst, dann habt etwas Verständnis für die Veranstalter, die Euch evtl. an einer etwas abgelegenen Stelle des Veranstaltungsplatzes positionieren wollen.
Liebe Veranstalter, versucht doch Gastfahrzeuge als Bereicherung Eures Treffens zu sehen und zu verstehen. Findet eine Möglichkeit, wie auch diese Wagen gut teilnehmen können, schafft evtl. gleich vorab eine Sonderfläche für die Nachfolge- oder Vorgänger-Typen. Sprecht nach Eingang der Nennung die Besitzer der Gastfahrzeuge an und erklärt, an welchen Programmpunkten man mit einem Gastfahrzeug nicht teilnehmen kann (oder erwähnt das bereits in Eurer Nennung!). ABER grenzt diese Wagen nicht aus! Manch einer ist noch am Aufbauen eines Clubkonformen Wagens oder möchte demnächst so einen Wagen erwerben/übernehmen. Es gibt aber auch manche Clubmitglieder die gesundheitsbedingt nur noch ein einfacher zu fahrendes Fahrzeug pilotieren können… wollt Ihr diese ausschließen?
Der erste Kontakt zu einem Club – und dann gleich an den „Richtigen“ gekommen
„Das sind ja alles nur Snobs!“ „Die trinken da ja unter sich Champagner“ „Total hochnäsig“
Das kennt bestimmt jeder, der einmal auf einer Oldtimermesse das erste mal auf einen Clubstand gegangen ist und versucht hat den Kontakt aufzunehmen. Meist befinden sich mehrere Personen in einem Gespräch vertieft. Hört man ein paar Minuten zu, merkt man oft, dass es Clubmitglieder sind, die sich austauschen… aber eigentlich sollte so ein Messeauftritt ja auch eine Möglichkeit für Neuinteressierte bieten, den Club und seine Ansprechpartner kennen zu lernen… also unterbricht man das Gespräch und stellt zügig die vorbereiteten Fragen.
Jetzt entscheidet das Gespür der Clubstandbesetzung darüber, ob man für den eigenen Club begeistern kann oder ob der erste -und nicht wiederholbare- Eindruck bereits zu einer inneren Ablehnung der Clubgemeinschaft führt.
An die Standbesetzung: Bitte versucht zu erkennen, ob Interessierte nur schauen oder auch fragen wollen. Sprecht Sie mit einem kurzen freundlichen Satz an und klärt dabei ab, ob Informationen zum Club oder den ausgestellten Fahrzeugen gewünscht sind?!
Natürlich gibt es auch die jährlichen wiederkehrenden „Clubzeitungsumsonstabgreifer“, die „so-einen-hatte-ich-auch-mal“-Erzähler, die „was-kann-ich-für-so-einen-Wagen-verlangen-aber-verkaufen-werde-ich-nicht“-Anfrager und die Unwissenden, die nach Informationen zu einer völlig anderen Marke, Baumuster, etc. fragen… aber mit ein paar freundlichen Worten, kann man auch diese nett weiterführen.
An die Hilfe-Suchenden: Ein nettes „Hallo“ oder „Guten Tag“ am Beginn des Gesprächs hilft oft das Eis zu brechen. Und dann präzise und ohne größere Umschweife die brennenden Themen ansprechen. Bedenken Sie, dass die Clubvertreter zumeist ehrenamtlich ihre Oldtimer-Freizeit auf dem Messestand verbringen und keine bezahlten Dienstleister sind.
Und ja, es wird, zum Erhalt der Motivation, für die Standmannschaft leckerer Kuchen, gekühlte Getränke und Kaffee bereitgehalten. Sollte auch mal Sekt / Champagner getrunken werden, ist das meist um nachträglich auf den einen oder anderen Geburtstag anzustoßen.
Also wenn der Club das . . . nicht macht, trete ich sofort aus!
Solche Sätze hat man als Stammtischansprechpartner sicher schon einmal gehört. Egal ob es um die Teilnahme an einem limitierten Treffen, Aufbau eines Forums, Einsparung bei Clubanschaffungen/Aufwandsentschädigungen, etc. geht, mittlerweile wird dann selbst von langjährigen Mitgliedern mit Austritt gedroht.
Das verstehe ich wirklich nicht mehr!
In fast allen Clubs wird mittlerweile nach Aktiven gesucht, die Aufgaben übernehmen. Noch nie war es so einfach sich mittels Wahl auf der jeweiligen Mitgliedervollversammlung/Jahreshauptversammlung für ein Amt wählen zu lassen und selbst Einfluss auf die Clubentwicklung zu nehmen. Oder man beteiligt sich an der Organisation für ein spezielles Projekt und erhält dadurch besseren Einblick, Verständnis aber auch die Möglichkeit der Einflussnahme.
Also nicht drohen und meckern – besser machen und mitgestalten!