Bertha Benz Fahrt 09. – 11. August 2019

Am kommenden Wochenende knattert, schnauft und rattert es wieder in der Metropolregion Mannheim.

Rund 80 Frühzeitautomobile treffen bereits am Freitag auf dem Maimarktgelände ein.

Am Abend bilden Sie dann die stilvolle Kulisse für den „Schnauferl Abend“ in der Maimarkthalle. Am Samstag starten die Fahrzeuge zu der Fahrt, mit der Bertha Benz mit ihren Söhnen Eugen und Richard vor genau 131 Jahren Automobilgeschichte geschrieben hat. Sie hat es mit dieser mutigen „Überland-Reise“ geschafft, die Menschen zu überzeugen, dass dem Automobil die Zukunft gehören wird.

Dorfgemeinschaften, Geschichtsvereine und viele interessierte Gruppen werden sich wieder am Straßenrand zusammenfinden, um den historischen Fahrzeugen auf der Fahrt von Mannheim nach Pforzheim zuzuwinken und sie wollen natürlich auch wieder die alten krächzenden Messinghupen hören. Hupen, Hupen, Hupen wird dann wieder zum Schlachtruf.


Eine Autofahrt im Jahr 1888

Stellen Sie sich doch einmal vor, Sie müssten mit einer Kutsche ohne Pferde, die nur drei Räder hat, über staubige Feldwege von Mannheim nach Pforzheim fahren. Unvorstellbar sagen Sie… Aber genau das ist vor 131 Jahren passiert. Bertha Benz hat mit ihren beiden Söhnen Eugen und Richard damals diese Reise gewagt.

Bertha Benz, 1870

Das war im Jahr 1888. Klammheimlich holten sie denn dreirädrigen Wagen, den Carl Benz gebaut hatte, aus der Werkstatt. Der Vater schlief noch. Bertha sagt später: „Wir mussten das ja heimlich machen. Mein Carl hätte das nie erlaubt.“ In Pforzheim wollten sie die Mutter besuchen. Es war Sommer. Bertha sagt später: „Wir sind sehr früh im Morgengrauen losgefahren. Es war in den ersten Augusttagen, die Ferien hatten gerade begonnen.“ 

Das war schon eine abenteuerliche Reise zu der die drei Überlandfahrer damals aufbrachen. Zur Kühlung des kleinen Motors, der hinten unter der Sitzbank stampfte, benötigten sie immer wieder Wasser. Es gab keine Wegweiser, die die Richtung zur nächsten Stadt anzeigten. Bertha sagt später: „Wir sind entlang an Wasserläufen und an der Bahnlinie gefahren.“

Die beiden Jungen, Eugen war 15 Jahre alt und Richard 13, mussten immer wieder schieben, wenn die Kraft des Motors bei schon kleinen Steigungen nicht reichte. In Wiesloch blieb der Motor ganz stehen, der Kraftstoff war alle. In der Stadt-Apotheke kauften sie Ligroin als Kraftstoff und das seltsame Gefährt tuckerte weiter. Es dauerte aber nicht lange, da blieb der Wagen wieder stehen. Fachkundig stellte Eugen fest, dass die Kraftstoffleitungen durch den Staub verstopft waren. Mit Berthas Hutnadel wurden die Leitungen frei gestochert und der Motor lief wieder.

Ausschnitt aus dem Film: „Bertha Benz: Die Reise, die alles veränderte“

Die nächste Panne ließ aber nicht lange auf sich warten. Der Motor blieb wieder stehen, wieder fand Eugen den Fehler: Das Zündkabel hatte sich am Motor blank gescheuert und die Zündkerze blieb ohne Funken. Bertha opferte ein Strumpfband und die blanke Kupferleitung bekam eine neue Isolierung. Bei einem Dorfschmied in der Nähe von Bruchsal mussten dann doch die Antriebsketten repariert werden. Aber die drei schafften es.

Als es schon dunkel wurde, kamen sie in Pforzheim an und übernachteten erst einmal im Gasthaus zur Post. Von dort konnte dem Vater endlich ein Telegramm geschickt werden: „Wir sind gut in Pforzheim angekommen.“ Ein paar Tage sind sie geblieben und Eugen musste den Nachbarn immer wieder den „Benz Patent Motorwagen“ vorführen. Carl Benz schickte neue Antriebsketten von Mannheim und die 3 konnten auf dem Wagen ohne Pferde die Rückreise antreten.

Ausschnitt aus dem Film: „Bertha Benz: Die Reise, die alles veränderte“

Ach ja fast hätte ich es vergessen. Kurz vor dem kleinen Ort Bauschlott versagten die Bremsen. Die hölzernen Bremsklötze hatten sich an den eisenbereiften Hinterrädern blank geschliffen. Bertha ging zum Dorfschuster und ließ sich Leder auf das Holz nageln. So wurden auf dieser Fahrt wahrscheinlich auch die Bremsbeläge erfunden.

In Mannheim sprach es sich schnell herum, dass dieser Benz Wagen auch für Reisen taugt und die ersten Kunden kamen, um so ein Fahrzeug ohne Pferde zu kaufen. Es sollen um die 30 Wagen gewesen sein, die Carl Benz von seinem Modell drei verkaufen konnte. Wahrscheinlich hätte es das Automobil etwas schwerer gehabt unter die Leute zu kommen, wenn es diese mutige Frau nicht gegeben hätte.

Benz Patentmotorwagen – ursprüngliche Ausführung – als Werks-Replica

Der Allgemeine Schnauferlclub (ASC) Tradtitions-Landes-Gruppe und das Automuseum Dr. Carl Benz organisieren daher alle zwei Jahre eine Gedenkfahrt mit Frühzeit-Automobilen zu Ehren der Bertha Benz. 80 Fahrzeuge der sogenannten Messingaera starten am 10. August in Mannheim zur Bertha Benz Fahrt nach Pforzheim und am Sonntag rollen sie wieder vor das Wahrzeichen von Mannheim und stellen sich rund um den Wasserturm.

Vielleicht denken sie ja gelegentlich einmal an diese mutige Frau, wenn Sie wieder in Ihrem wohltemperierten Luxus-Automobil sitzen.