Mercedes-Benz Typ S mit Saoutchik-Karosserie bekommt begehrte Auszeichnung
Ursprünglich im Jahr 1928 ausgeliefert
Stuttgart – Ein Mercedes-Benz Typ S mit Saoutchik-Karosserie erhält beim diesjährigen Pebble Beach Concours d’Elegance den Titel „Best of Show“. Das Fahrzeug mit einer „Torpedo“-Karosserie inklusive flacher Windschutzscheibe, entworfen vom französischen Karossier Jacques Saoutchik, gefiel den Preisrichtern so gut, dass sie es zum schönsten Fahrzeug der renommierten Veranstaltung kürten.
Die Mercedes-Benz Classic Archive können Informationen zum Gewinnerfahrzeug bieten. Ursprünglich wurde es von der Mercedes-Benz Comp. Inc., New York, für Charles Levine, New York, bestellt. Am 2. August 1928 wurde das Chassis an Saoutchik in Neuilly-sur-Seine, Frankreich, geliefert. Das Unternehmen fertigte und montierte die Karosserie eines zweisitzigen Sportwagens und stellte der damaligen Daimler-Benz AG dafür im Dezember 1928 72,327.25 Franc (umgerechnet 11,572.35 Reichsmark) in Rechnung. Das exakte Auslieferungsdatum ist nicht dokumentiert, doch vermutlich wurde das Fahrzeug im Dezember 1928 übergeben.
Bevor es jetzt in Pebble Beach die Preisrichter überzeugte, ließen es die heutigen Besitzer Judy und Paul Andrews, White Settlement, Texas/USA, aufwändig restaurieren. Davor war das Fahrzeug rund 30 Jahre eingelagert. Der Mercedes-Benz Typ S – mit Verweis auf seinen Hubraum von 6,8 Litern mitunter auch als Typ 680 S bezeichnet – erschien im Jahr 1927 als Weiterentwicklung des Mercedes-Benz Supersportwagens Modell K. Er begründete die legendäre Familie der schweren Kompressorwagen, zu denen auch die 1928 erschienen Modelle SS und SSK gehören. Sie dominierten das Renngeschehen über Jahre hinweg, waren aber auch als normale Straßenfahrzeuge zu kaufen. Alle Fahrzeuge dieser Familie haben einen Sechszylinder-Reihenmotor mit Kompressoraufladung zur Leistungssteigerung. Zur hohen Leistung trägt auch die Doppelzündung bei – zwei Zündkerzen pro Zylinder, von denen eine mit Batteriezündung, die andere mit Hochspannungs-Magnetzündung betrieben wird.
Der Typ S, das Basismodell der Familie, mobilisiert aus 6,8 Liter Hubraum 120 PS (88 kW) ohne und 180 PS (132 kW) mit Kompressorunterstützung. Dieses Leistungspotenzial machte den Typ S zu einem der schnellsten und zugleich begehrenswertesten Sportwagen seiner Zeit. Sein erster öffentlicher Auftritt erfolgte bei Eröffnungsrennen des Nürburgrings im Jahr 1927 und endete mit einem Dreifachsieg für Mercedes-Benz. Rudolf Caracciola fuhr den Typ S auf den ersten Platz. Insgesamt entstanden von dem exklusiven Hochleistungssportwagen nur 146 Stück, die weitaus meisten davon als offene Sport-Viersitzer mit Sindelfinger Karosserie. Einzelne Exemplare, wie der diesjährige Preisträger in Pebble Beach, wurden als Chassis ausgeliefert und erhielten ihre Karosserie bei den bedeutendsten Aufbauherstellern der damaligen Zeit. Der Mercedes-Benz Typ S gehört seit vielen Jahren zu den wertvollsten und beliebtesten Sammlerfahrzeugen.
Bei einer im Rahmen des Pebble Beach Concours d’Elegance stattfindenden Auktion von Gooding & Company wurde zudem ein Mercedes-Benz 540 K Spezial-Roadster aus dem Jahr 1936 für 11,8 Millionen Dollar versteigert. „Fahrzeuge von Mercedes-Benz erzielen immer wieder Spitzenwerte bei internationalen Auktionen“, sagt Michael Bock, Leiter von Mercedes-Benz Classic. „Und der Spezial-Roadster ist eins der gesuchtesten Fahrzeuge bei renommierten Sammlern.“ Das Fahrzeug hat eine außergewöhnliche Vergangenheit. Zunächst von einer preußischen Adelsfamilie gekauft, ging es bald in den Besitz der Baroness Gisela von Krieger über. Sie nahm den Spezial-Roadster während des Zweiten Weltkriegs zunächst in die Schweiz und von dort in die USA, wo er bis zu ihrem Tod über 40 Jahre ungenutzt in einer Garage stand, bevor das Fahrzeug erneut in einen perfekten Zustand versetzt wurde.
Der Pebble Beach Concours d’Elegance in den USA gehört international zu den meistbeachteten Treffen historischer Automobile. In diesem Jahr gab es eine eigene Wertungsklasse mit Kreationen von Jacques Saoutchik. Die Karosseriewerkstatt des ursprünglich von Russland nach Frankreich eingewanderten Kunsttischlers gehörte in den 1920er- und 1930er-Jahren zu den bekanntesten Aufbauwerkstätten. Er versah immer wieder auch Fahrzeuge von Mercedes-Benz mit kunstvollen Karosserien. Automobile der Marke Mercedes-Benz haben einen herausragenden Stammplatz auf Rasen des Pebble Beach Concours d’Elegance: Zu der langen Liste von Erfolgen, die Mercedes-Benz Fahrzeuge seit 1950 in Pebble Beach errungen haben, zählen insgesamt sieben Gesamtsiege mit dem Titel „Best of Show“ sowie mehr als 120 Klassensiege und Spezialpreise.