Bremen Classic Motorshow zeigt 2021 kontraststärkste automobile Brüderpaare

von Kristin Viezens / Messe Bremen

„Biedermann & Brandstifter“

Ende der 1970er-Jahre war die Welt noch in Ordnung. Hutträger und Buchhalter fuhren Audi 80, nur echt mit Klorollen-Häkelmütze und Wackeldackel unterm Heckfenster. Derweil rollten Weltretter und Wollsocken-Selbststricker am liebsten im Renault 5 durch die Republik, stilrein dekoriert mit Pril-Blumen, Friedenstaube und Botschaften à la „Atomkraft – nein danke“. Soweit die nicht immer freundlichen Klischees, die bisweilen in Wehmut gebettet gepflegt werden. Mit Beginn der 1980er stieg eine Sportwagen-Spezies in den Ring, die das Weltbild der Motorisierungskultur auf den Kopf stellte: Aus sittsamen Durchschnittsmodellen waren radikale Fahrmaschine erwachsen, die wirkten, als hätte man sie mit Anabolika gemästet – äußerlich, vor allem aber leistungsmäßig. Von brav auf brutal in einer Modellreihe: Bei der kommenden Bremen Classic Motorshow von Freitag bis Sonntag, 5. bis 7. Februar 2021, in der Messe Bremen werden solche Paarungen die Hauptrolle spielen – natürlich im Rahmen der traditionellen Sonderschau in Halle 5, die diesmal den Titel „Biedermann & Brandstifter“ trägt.

Wofür dieser geflügelte Spruch steht, zeigt das Beispiel Renault 5 auf eindrucksvolle Weise: Hier die unschuldige Grundversion, ein Love-and-Peace-Mobil mit entwaffnenden 34 PS, dort der muskelprotzende Transformer R5 Turbo mit zornigem Mittelmotor, der im Null-bis-100-Sprint sogar einen zeitgenössischen Ferrari abhängte. „Diese Extremkontraste bieten wir unseren Besuchern anhand rarer Originalfahrzeuge“, verspricht Frank Ruge, Projektleiter der Bremen Classic Motorshow. Wobei manche nackte Einstiegsvariante einer klassischen Modellreihe erheblich schwieriger aufzutreiben ist als ihr hochgerüstetes Pendant – wenn ein makelloser Sammlerzustand gefragt ist.

Ehrensache, dass auch der eingangs erwähnte Audi 80 bei der Oldtimermesse an der Weser vorfährt. 1980 mutierte die oft als kleinbürgerlich verspottete Limousine zur Allrad-Waffe Audi Quattro, und wenig später zum Sport Quattro, der gerade noch straßenlegalen Basis für die Gruppe B der Rallye-Weltmeisterschaft. „Damals der weitaus teuerste deutsche Serienwagen, heute eine spektakuläre Rarität – die wir in der Sonderschau gemeinsam mit dem kreuzbraven Audi-80-Grundtyp präsentieren“, sagt Frank Ruge.

Derartige wilde Rallye-Evolutionsmodelle warfen Mitte der 1980er-Jahre die automobilen Hierarchien durcheinander: Neben den kiemen- und flügelbewehrten Exzessen unscheinbarer Massenmobile sahen Traumauto-Klassiker wie Porsche Turbo und Ferrari Testarossa plötzlich alt aus. Indes zeigten einige Hersteller bereits lange vorher, welche Entwicklungspotenziale eine eher artige Großserienkarosse bieten kann. Beim Ford Capri reichte die Spreizung vom 50-PS-Entschleuniger bis zum „Porsche-Killer“ RS 2600. Und BMW befeuerte den Einstiegstyp 1602 zum 2002 Turbo, dessen aggressiver Auftritt 1973 sogar das Verkehrsministerium veranlasste, „die Sorge der Bundesregierung über die Auswüchse der sportlichen Aufmachung von Kfz“ im Bundestag zu debattieren. Auch diese zwei von voraussichtlich insgesamt sieben Paarungen prägen das einzigartige Kontrastprogramm, das die Besucher der Bremen Classic Motorshow 2021 als Biedermann & Brandstifter bewundern dürfen.

Die Bremen Classic Motorshow findet statt von Freitag bis Sonntag, 5. bis 7. Februar 2021, in allen Hallen der Messe Bremen. Aufgrund der Corona-Pandemie setzen die Veranstalter ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept um. Dazu gehören unter anderem die Online-Registrierung im Vorfeld der Veranstaltung, der Ticketverkauf ausschließlich über die Website der Oldtimermesse, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, breitere Gänge sowie Lüftungsanlagen, die permanent für Frischluft in den Hallen sorgen. Aktuelle Informationen zur Veranstaltung und zum Hygienekonzept unter www.classicmotorshow.de.