C111 soll wieder wankeln ? !

Das „schnellste Denkmal der Welt“ soll wieder „Laufen“ (lernen)

Vorwort von Jörg Maschke: Der folgende Artikel macht auf die Möglichkeit aufmerksam, dass man einen Wankelmotor in einem C 111 wieder auf die Straße bringen könnte und damit diese Ikone wieder in seiner Urform hör- und erlebbar machen könnte. Der Autor und auch ein C 111 (allerdings mit einem normalen Hubkolbenmotor) sind am kommenden Wochenende auf der Classic-Gala-Schwetzingen zu Gast. Sicherlich auch eine einmalige Gelegenheit erste Auszüge aus dem demnächst erscheinenden Buch >Mercedes-Benz C 111< zu erfahren!

von Wolfgang Kalbhenn „Gralshüter C 111“

Nach wohlbehütetem Museums-Schlaf wollen wir, eine Gruppe ehemaliger Daimler-Mitarbeiter aus der Wankel-Entwicklung, einen weiteren Mercedes-Benz >C 111< im Daimler-Museumsbestand reanimieren; soll heißen: dem „Fahrwagen“ C 111 interne Nummer #35 mit MB-3.5Liter-V8-Motor einen „ECHTEN“ C 111 mit seinem 4-Scheiben-Wankelmotor zur Seite stellen!

2014 hatte Michael Bock – damals Museums-Chef – für die Lauffähigmachung eines C 111 in den Wagen C 111 #35 einen M 116 (V8) installieren lassen. Hintergrund war ein Auftrag aus der PR-Abteilung zur Neueinführung des Mercedes-AMG GT (C 190) einen fahrbaren C 111 mit „auftreten“ zu lassen.

Gegenüberstellung Original-Wankel -C 111 mit seinem 4-Scheiben -Wankelmoto vs „Fahrwagen“ mit M 116 -V8-Motor

Der bis dahin montierte Wankelmotor (KE 416) zeigte unzumutbaren „Blaurauch“ (Trochoiden-Verschleiß) beim Beschleunigen. Eine Instandsetzung wurde nach kurzen Untersuchungen und Abwägungen verworfen, und man beschloss, einen „problemlosen“ Serienmotor einzubauen. M. Bock konnte da auf den probeweisen Einbau in den 1970er Jahren bei V1VO zu Testzwecken am Fahrzeug zurückgreifen. (Anmerkung Unterzeichner: das geschah nur, weil kurzfristig kein Ersatz für den auf dem Nürburgring geschrotteten 4-Scheiben-Motor zur Verfügung stand!! Unser „Doc.“ aber auf den regelmäßigen „Dienstagstests“ in Hockenheim zu Fahrwerkserprobungen auch mit diesem Wagen bestand!).

Aber was ist unser „schnellstes Denkmal der Welt“ mit diesem 205 PS-starken „Biedermeier“ (von Felix Wankel damals als „Schüttelhuber“ bezeichnet!)? Ein Kastrat! Laut Uhlenhaut-Auftrag ist ein C 111 nur ein Echter mit seinem Wankelmotor! Uhlenhaut-Auftrag: „es gilt um den leistungsstarken Wankelmotor einen innovativen, hochmodernen Sportwagen (GT) zu entwickeln und zu bauen!“

So bin ich seit über zwei Jahren emsig bemüht, die Entscheider zu überzeugen und zu bewegen, dass auch noch ein ECHTER C 111, eben ein „Wankel“ -C 111 dargestellt wird!

WIR haben da schon Angebote für eine Motor-Revision in der Ex-Erhardt-Melcher-Werkstatt in Burgstall eingereicht und umfangreiche Unterstützung zugesichert! Allein, ich wurde immer wieder vertröstet mit wenig stichhaltigen Argumenten. Eines davon – die noch vorhandenen Wankelmotore seien durchweg „verbraucht“ und somit aufwendig überholungsbedürftig!? Das kann und will ich hier mal klar beantworten, bzw. wiederlegen:

  1. Für eine fachmännische Überholung eines 4-Scheiben-Wankelmotores gibt es (im Moment noch) genügend Fachleute, die dann auch einen gesicherten Betrieb gewährleisten können. Auch die spätere Betreuung / Wartung durch einen Fach-Paten könnten wir anbieten.
    2. Ich habe nun nach umfangreichen Nachforschungen und Aktensichtung einen neuen Pfeil im Köcher, der stechen müsste! Ich habe DEN für eine Reanimierung idealen Wagen gefunden!

Man hat damals (2014) den C 111 #35 ausgewählt, weil er noch in 2003 unter Dr. Liebold bei einer Vorführung in Fellbach fahrfähig eingesetzt war und man deshalb geringen Aufwand für eine Neu-Inbetriebnahme erwartete! Die Zeit für den Einsatz war ausgesprochen knapp bemessen! Das Weitere ist bekannt: der eingebaute Wankel-Motor war verschlissen, und ein V8-Motor wurde installiert!

Jetzt haben meine jüngsten Recherchen aber etwas sehr Pikantes ergeben; man hatte den falschen Wagen ausgewählt!

Es gibt im Museumsbestand den Wagen C 111 #24a. Dieses Fahrzeug hat eine sehr interessante Historie, und auch einen absolut einmaligen „Lebenslauf“ in technischer Hinsicht!

Wagen „#24a“ läuft (lief) als der Ersatzwagen für #24, welcher in Hockenheim bei einer Vorführung irreparabel verunfallte. Es waren beides Karosserie-Versuchsfahrzeuge im/für Werk Sindelfingen; sie waren nie dem harten Entwicklungsstress bei V1VO unter Dr. Liebold „ausgesetzt“, sondern reine „Verkehrs-Wagen“ unter der sehr privaten Obhut von Direktor Wilfert (Werkleiter Sindelfingen) und kamen nur zu technischen Service-Arbeiten und Motorwechsel nach Untertürkheim, und somit auch seinerzeit bei mir vorbei!

Aktuell montierter 4-Scheiben-Wankelmotor im Wagen C 111 #24a
(man beachte den auch optisch erkennbaren Nahezu-Neuzustand des Motors!)

Dieses Auto steht zur Zeit in der „Felix Wankel -Ausstellung“ im Auto- und Uhren-Museum Schramberg. Auf mehrmaligen Museumsbesuchen – wir wollten da auch Vorträge zur C 111 -Geschichte halten – konnte ich nun dieses Fahrzeug auch genauer in Augenschein nehmen.

Mit großer Freude konnte ich dort aus dem originalen „Fahrtenbuch“, sowohl die häufigen Fahrten des Direktors „W“, als aber auch ganz wichtige Lebens-Daten dieses C 111 authentisch entnehmen (Foto: Blick ins Fahrtenbuch): gesamte Fahrzeug-Laufstrecke = 18.500 km! Wesentlich bedeutungsvoller ist allerdings die Tatsache, dass bei Tachostand 13.000 km noch mal ein Motorwechsel stattfand! So hat dieser aktuell montierte 4-Scheiben-Wankel-Motor (Foto) nur 5.500 km auf dem Buckel! > aus meinem bescheidenen Verständnis: gerade eingelaufen, und das unter Betrieb in ganz normalem „Verkehrsalltag“ (Fahrer: Wilfert, Breitschwert und Betreuer Botzenhardt; „Kalbhenn“ nein > ich bin das Auto nur auf der Einfahrbahn in Untertürkheim gefahren; da brauchte man keinen Fahrtenbucheintrag)!

Entdeckung des Fahrtenbuches des C 111 #24a im Handschuhfach

Dieser Motor braucht nach vorschriftsmäßiger Neu-Inbetriebnahme nur Kraftstoffversorgung und eine gute HKZ-Zündanlage, und er wird problemlos laufen !!

Dieser „Aufwand“ kann und sollte kein Hinderungsgrund für die angedachte Reanimierung sein! Für das Fahrzeug selber erwarte ich einen vergleichbaren Werkstatt-Aufenthalt, wie für eine aufwendige Vorbereitung für eine neuerliche HU; „H“-Kennzeichen ist dito kein Problem, da unter BB – K 390 schon amtlich zugelassen gewesen (25.02.1970).

Wer kann hier Unterstützung in Form von guten Kontakten, Anschüben und Argumenten bieten, die dann zur Umsetzung dieses Projektes führen, meldet sich bitte direkt bei Wolfgang Kalbhenn. Verkörpert die Ikone >C 111< doch ein bedeutendes Stück Daimler-Entwicklungsgeschichte, auch wenn eine Serien-Produktion verwehrt blieb. Die Gründe dafür sind mannigfaltig.


Das wird nun in unserem C 111 -Buch eingängig erklärt und beantwortet!

Titel / ISBN: 978-3-613-04137-0 / Motor Buch Verlag

Mercedes-Benz C 111, Fackelträger, Traumsportwagen und Rekordjäger

Motor Buch Verlag (Oktober 2021)