Präsentation am 9. und 10. Januar 1968 in Sindelfingen. Chefingenieur Hans Scherenberg (links) stellt die neuen Typen (v.l.n.r.) 220 D, 280 S und 250 vor.
Am 9. und 10. Januar 1968, stellt Mercedes-Benz in Sindelfingen die völlig neu entwickelten Limousinen der oberen Mittelklasse vor. Sie sind aufgeteilt auf die Baureihen W 115 (Vier- und Fünfzylindermotoren) und W 114 (Sechszylindermotoren). Die Modellreihe aus der Ahnenreihe der E-Klasse überzeugt mit klarer Formensprache sowie einem gegenüber der Oberklasse eigenständigen Design. Der Erfolg des „Strich-Acht“, wie Fans diese Fahrzeuggeneration nach dem Zusatz „/8“ in der Typenbezeichnung später nennen, ist überwältigend: Erstmals werden mehr als eine Million Exemplare einer Mercedes-Benz Fahrzeugfamilie verkauft. Zu ihr gehören neben den Limousinen auch Coupés, Limousinen mit langem Radstand und Fahrgestelle für Sonderaufbauen. Heute ist der „Strich-Acht“ eine begehrte klassische Baureihenfamilie der Stuttgarter Marke. Besonders attraktive Exemplare finden sich regelmäßig im Angebot von ALL TIME STARS, dem Fahrzeughandel von Mercedes-Benz Classic.
Vor 50 Jahren hat „Die neue Mercedes-Benz Generation“ Premiere. Im Mittelpunkt der Fahrzeugvorstellung mit diesem Motto stehen am 9. und 10. Januar 1968 die völlig neu entwickelten Limousinen der oberen Mittelklasse. Sie lösen die 1961 eingeführten „Heckflossen“-Limousinen mit Vierzylindermotoren (W 110) ab.
Die neue Fahrzeugfamilie ist den Baureihen W 115 (Vier- und Fünfzylindermotoren) und W 114 (Sechszylindermotoren) zugeordnet. Äußerlich gleichen sich die jeweiligen Typen in den Abmessungen völlig. Sie sind nur durch Ausstattungsdetails sowie Kühlergrill- und Stoßstangenvarianten zu unterscheiden. Zur Markteinführung sind die Dieselmotor-Typen 200 D und 220 D sowie die Modelle 200, 220, 230 und 250 mit Ottomotor erhältlich. In der Folge wird das Programm weiter ausgebaut.
„Wohlkalkulierte Perfektion“
Schon auf den ersten Blick überzeugt der „Strich-Acht“ durch sein klares und harmonisches Design, das Paul Bracq in der von Friedrich Geiger geleiteten Stilistik-Abteilung erstellt. Dazu kommen technische Neukonstruktionen wie die hintere Diagonal-Pendelachse. Mit ihr erreichen die Ingenieure das Ziel, den markentypischen Fahrkomfort mit weiter verbesserten Fahreigenschaften zu verbinden. So schreibt die Fachzeitschrift „auto motor und sport“ im Heft 4/1968 über die Typen 200 (W 115) und 250 (W 114): „Der nasse und vereiste Hockenheimring bestätigte die auf der Targa-Florio-Strecke gemachten Erfahrungen: Die Fahrstabilität ist mit der neuen Achse wesentlich verbessert worden“. Den Gesamteindruckt des „Strich-Acht“ bringt die Überschrift des Beitrags auf den Punkt: „Die wohlkalkulierte Perfektion“ heißt es dort über die neue obere Mittelklasse von Mercedes-Benz.
Die Entwicklung der neuen Fahrzeuggeneration beginnt 1961. Prof. Dr. Fritz Nallinger, Entwicklungsvorstand der damaligen Daimler-Benz AG, setzt sich von Anfang an dafür ein, den neuen Typ deutlicher als bisher von den Oberklassefahrzeugen zu unterscheiden. Das bedeutet das endgültige Ende der Einheitskarosserie, wie bei den „Ponton“- und „Heckflosse“-Limousien umgesetzt. Das Lastenheft sieht ein gegenüber dem W 110 kompakteres Fahrzeug vor, das jedoch innen den gleichen Raum bietet. Zudem sollen neue Fahrwerkskonstruktionen die Fahreigenschaften weiter verbessern. Früh wird entschieden, die Antriebspalette bis zu Sechszylindermotoren zu erweitern.
Das Fahrwerk ist ebenfalls erheblich gegenüber dem W 110 weiterentwickelt. Die beiden Fahrschemel sind über weiche Gummilager mit der Karosserie verbunden. An der Vorderachse reduzieren Doppelquerlenker mit gegeneinander verschränkten Drehachsen das Eintauchen des Vorderwagens bei scharfem Bremsen. Hinten kommt die neu konstruierte „Diagonal-Pendelachse“ zum Einsatz, eine Schräglenkerhinterachse. Sie reduziert Spur- und Sturzveränderungen in Kurven sowie beim Ein- und Ausfedern. Erstmals in der oberen Mittelklasse von Mercedes-Benz sind alle vier Räder mit Scheibenbremsen ausgestattet. Servolenkung und eine hydraulische Niveauregulierung gibt es optional.
Erfolgsmodell der „E-Klasse“-Historie
In der Szene der automobilen Klassik sind die von 1968 bis 1976 gebauten Fahrzeuge der oberen Mittelklasse von Mercedes-Benz als „Strich-Acht“ bekannt. Diese Bezeichnung für die Modellreihe stammt aber nicht von der Marke selbst. Vielmehr ist sie erst mit einigem Abstand zur Premiere im Januar 1968 aus dem Sprachgebrauch der Fans entstanden – abgeleitet aus dem Kürzel „/8“, das die 1968er-Typen im Modellprogramm kennzeichnet.
So wird das Kürzel „Strich-Acht“ in der Folgezeit zur griffigen Bezeichnung für alle Varianten dieser oberen Mittelklasse. Dazu gehören auch die Spitzenmotorisierungen 280 und 280 E (1972) sowie der 240 D 3.0, der erste Fünfzylinder-Personenwagen der Welt, der nach der Modellpflege des Jahres 1973 erscheint.
Begehrter Klassiker
Heute sind die „Strich-Acht“-Limousinen und -Coupés begehrte Klassiker. Regelmäßig gehören besonders attraktive Fahrzeuge der Baureihenfamilie zum Angebot von ALL TIME STARS, dem Fahrzeughandel von Mercedes-Benz Classic. Das auf höchster Transparenz basierende Angebot der 2015 gegründeten ALL TIME STARS umfasst Oldtimer und Youngtimer, die gründlich in 160 Punkten geprüft worden sind. Sie kommen mit einem Classic-Data-Gutachten in den Handel und entsprechen technisch mindestens der Zustandsnote 2. Eingeordnet werden die Fahrzeuge in drei Editionen: Concours Edition, Collectors Edition und Drivers Edition. Präsent ist ALL TIME STARS mit einem festen Showroom auf Ebene 0 des Mercedes-Benz Museums, mit der webbasierten digitalen Verkaufsplattform unter www.alltime-stars.com und auf zahlreichen Veranstaltungen wie Fachmessen und Events.