Der neue Mischkraftstoff E10 sorgt nach wie vor für Diskussionen. Groß ist die Angst vieler Autofahrer, dass durch die Ethanol-Beimischung die Motoren Schaden nehmen könnten. Volker Schuylenburg, Produktmanager beim Schmierstoffspezialisten Fuchs, gibt Antworten auf Fragen im Zusammenhang mit Motoröl und E10:
Wie wichtig ist gutes Motorenöl im Zusammenhang mit der Verwendung von Super E10?
Präventiv sollte man bei Verwendung von E10 auf Motorenöle umsteigen, die den neusten Anforderungen gerecht werden. Da bekanntlich der Verschleiß im Motor beim Kaltstart sehr hoch ist, sollte man dem Motor mit dem passendem Öl den Kaltstart erleichtern. Dies spart Kraftstoff und verringert gleichzeitig den Verschleiß. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Ethanol durch Oxidation (Alterung) Säuren ausbilden kann, die zu Korrosion und korrosiven Verschleiß führen können. Vorsorglich empfehlen wir, Motorenöle mit gutem Neutralisationsvermögen bzw. guter Oxidationsstabilität einzusetzen.
Generell gilt: Je höherwertiger das Motorenöl, desto größer die Leistungsreserven, um negativen Einflüssen entgegenzuwirken.
Was passiert, wenn Super E10 ins Motoröl gelangt? Sind die Auswirkungen andere, als bei Super E5?
Generell gilt: Je höher der Ethanolanteil, desto höher auch das damit verbundene Risiko. Wie bereits beschrieben besteht die Möglichkeit der Säurebildung, die dem Motoröl ein gutes Neutralisationsvermögen und eine gute Oxidationsstabilität abverlangt. Aus E85-Feldversuchen wissen wir, dass die sogenannte Basenzahl im Motoröl deutlich schneller absinkt als bei Verwendung von ethanolfreien Kraftstoffen. Dass es abrupt zu kapitalen Motorschäden, bedingt durch Interaktion von E10 Kraftstoff und Motoröl kommt, ist eher nicht zu erwarten. Wahrscheinlicher sind mittel- bis langfristige Auswirkungen, die dazu führen, dass über die Lebensdauer der Kraftstoffverbrauch stärker ansteigt, die Motorleistung stärker nachlässt, der Ölverbrauch steigt und der Motor früher ausfällt. Als gefährdet gelten dabei Lagerungen (Gleitlager, Buchsen) und der Bereich von Kolben, Kolbenring und Zylinder.
Kann ein „falsches“ Öl wirklich zu Schäden führen?
Wie bereits ausgeführt können Schäden durch den Betrieb mit E10-Kraftstoff nicht völlig ausgeschlossen werden. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die richtige Motorölauswahl bereits ohne E10-Kraftstoff kompliziert ist. Verwendet man Öle von niedrigerer Leistungsfähigkeit, werden beim Einsatz von E10 die Belastungsgrenzen schneller erreicht. Die Vorschriften der Automobilhersteller sind mittlerweile so umfangreich, dass eine vernünftige Kenntnis beziehungsweise Beratung unerlässlich ist. Fuchs ist in viele Entwicklungsprojekte mit Automobilherstellern involviert und als innovativer Partner dort akzeptiert. Insofern müssen wir uns solchen Fragestellungen seriös annähern. Es gibt keinen Grund zur Panik, aber Langzeitschäden durch E10 sind auch nicht auszuschließen.
Welche Öle sind bei Fuchs für E10 freigegeben?
Im vergangenen Jahr haben wir unsere Titan GT1 Motorenölreihe mit XTL-Technologie vorgestellt, die bestens für den E10-Betrieb gerüstet ist und dafür empfohlen wird. Kraftstoffverbrauch, Kaltstartverhalten und Oxidationsstabilität sind hier optimal. Darüber hinaus sind Titan Supersyn 5W-30/ 5W-40, Titan Supersyn Longlife 5W-40 und Titan Supersyn F 5W-30 für den Betrieb mit E10 zu empfehlen. Damit sind wir in der Lage, für alle Anwendungen ein passendes Motorenöl anzubieten. Unabhängig von ihrer Viskositätslage basieren aktuelle 10W-40- oder 15W-40-Motoröle häufig auf Additivtechnologien, die weniger Leistungsreserven bieten.