Goodwood Revival – Die 300 SL sind zurück

Von Agnes Müller

Nach einigen Jahren Abstinenz waren vom 13. September bis 15. September 2013 wieder einmal zwei Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer beim englischen Goodwood Revival am Start. Die persönliche Einladung des Earl of March gilt unter Racern immer als eine besondere Ehre, der man sich nicht verschließt. Das Goodwood Revival gilt als wichtigste historische Motorsportveranstaltung der Welt, in diesem Jahr kamen rund 150.000 Zuschauer. Zudem ist sie gleichzeitig auch noch ein Revival für historische Flugzeuge, die ähnlich spektakulär bewegt werden wie die Rennautos.

Aufgrund des Baujahres sind die beiden Rennflügeltürer von HK-ENGINEERING, der eine pilotiert vom ehemaligen Formel 1 Fahrer und Le Mans Sieger Jochen Mass, der andere von Hans Kleissl, in der Fordwater Trophy gestartet. Hierbei handelt es sich um ein 25-minütiges Rennen, in dem seriennahe GT Sportwagen bis Baujahr 1960 gegeneinander antreten. Der 2,38 Meilen lange Goodwood Race Circuit, gebaut auf einem ehemaligen Militärflugplatz, der in den Jahren in den Jahren 1948 bis 1964 für Auto- und Motorradrennen genutzt wurde, ist dank einer Ausnahmegenehmigung des Britischen Road Racing Verbandes nahezu unberührt. Der Kurs ist extrem schnell und der Rundenrekord liegt bei 1:20,4 Minuten (Schnitt 163,4 km/h) und wird immer noch von Sir Jackie Stewart und Jim Clark gehalten. Viele der Gebäude und Tribünen sind noch fast in ihrem Urzustand erhalten, und nur die dezenten Displays der Sponsoren erinnern daran, dass wir uns nicht mehr in den 60ern befinden. Viele der startenden Fahrzeuge werden von Profis pilotiert, das Starterfeld in den unterschiedlichen Rennserien ist wohl einmalig auf der Welt. Am Freitagvormittag erfolgte das Qualifying, das bis eine Runde vor Schluss von Jochen Mass auf einem der beiden silbernen Flügeltürer angeführt wurde. Er musste jedoch die Pole Position an Gordon Smithies auf einem unerwartet schnellen Austin Healey 100/6 abgeben. Hans Kleissl kam aus der Qualifikation in die zweite Startreihe auf Platz 4 unter gut 30 gestarteten Fahrzeugen. Dritter im Bunde war Dr. Klaus Lehr mit seinem 300 SLS Porter Special; er startete im Rahmen der Sussex Trophy, da sein Wagen im Gegensatz zu den Flügeltürern als Rennwagen eingestuft ist.

Am Sonntag um 10:00 Uhr wurde dann das Rennen gestartet. Vom Start weg konnten Jochen Mass und Hans Kleissl ihre Positionen behaupten, wobei Jochen Mass nach einem Dreher des führenden Healeys bei dem dieser ihn fast noch abgeschossen hätte, für einige Runden die Führung übernahm. Letztendlich musste er diese jedoch wieder abgeben, da er mit dem 300 SL Flügeltürer den Healey 100/6 nicht halten konnte. 300kg    Mehrgewicht, geringere Motorleistung und Trommel-, statt Scheibenbremsen waren dann selbst für den gewieften Routinier ein zu großer Nachteil und er kam mit rund fünf Sekunden Rückstand als Zweiter ins Ziel. Dritter wurde der Europa-Chef von RM Auctions, Max Girardo, auf einem Ferrari 250 GT Tour de France. Hans Kleissl kam als Fünfter ins Ziel und konnte sich in den Rundenzeiten gegenüber dem Training um drei Sekunden verbessern.