Graf von Seherr-Thoss verstorben

Der ehemalige Archivar der ADAC-Bibliothek, Autohistoriker und Journalist Hans Christoph Graf von Seherr-Thoss ist im Juli in Unterhaching verstorben. Dies gab jetzt der ADAC bekannt. Als Träger in- und ausländischer Auszeichnungen verstarb Seherr-Thoss im Alter von 92 Jahren am 17. Juli 2011 in seinem Haus in Unterhaching bei München.
Als er 1983, nach 29 Jahren archivalischer Tätigkeit, als Pensionär den ADAC verließ, lag die im übrigen der Öffentlichkeit zugängliche Bibliothek des ADAC vor allen anderen Bibliotheken Münchens – zumindest in der alphabetischen Reihenfolge, wie Seherr-Thoss mit feinem Humor relativierte. Tatsächlich betrug der Bestand zur Halbzeit, um 1968, schon 15.000 Bände, die zusammen „einen Bücherwurm von 480 m Länge (ergeben) oder – noch eindrucksvoller – einen Stapel, der das höchste Gebäude der Welt, das Empire State Building in New York, noch turmhoch überragt“, wie die ADAC Motorwelt vom November 1968 jauchzte.
Heute wäre der Turm noch um mehr als 5.000 Bände höher, ergänzt von Christophorus-Plaketten und Pokalsammlungen aus der Frühzeit des Automobils. An dieser Stelle sei seine Frau Therese erwähnt, die monatelang im Clubarchiv katalogisierte und die Indizes für seine Bücher anlegte.
Seine Tätigkeit als Neugründer und Archivar der ADAC-Bibliothek sowie die Freiräume, die ihm das Clubpräsidium über Jahrzehnte hinweg großzügigerweise gewährte, nutzte Seherr-Thoss publizistisch. Motorsportliche Beiträge und Broschüren wie Automobil-, Motorrad- und Flugsport (1958), Rennprogramme (1959 bis 1970), Chronik Freiburger Bergrekord (1963), ADAC 1000 km-Rennen (1964, 1979), „Berühmte Rennwagen“ (1982) oder FIA-Weltrekorde (1988) ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Lebenswerk, desgleichen Rückblicke wie „800 Jahre Münchner Verkehr“ (1958), „Pioniere und Wiegestätten der europäischen Automobilindustrie“ (1962), „Oldtimer“ (1965/66) und „75 Jahre ADAC“ (1978).
Schwerpunkt waren stets die Männer dahinter, manifestiert in 160 Beiträgen in der Neuen Deutschen Biographie (ab 1970), in „Zwei Männer, ein Stern: Gottlieb Daimler und Karl Benz“ (1984) und im „Dictionary of Famous Personalities in the Automobile World“ (2002), das in den USA erscheinen musste, weil sich hierzulande kein Verlag dafür interessierte. Als Co-Autor schrieb er über die Entwicklung der Büssing- (1968) und der MAN-Nutzfahrzeuge (1991).

(Quelle: ADAC, Autor: Erik Eckermann)