Die Einführung der straflosen Gurtpflicht auf Vordersitzen in der Bundesrepublik im Jahre 1976 war von großem Widerstand vieler Autofahrer begleitet, der durch die vorausgehende aufwendige und erfolgreiche Kampagne „Klick – Erst gurten, dann starten“ gebrochen werden sollte. Die Vorstellung, sich im Auto zu fesseln, löste tief sitzende Ängste aus. Die Studie „Psychologische Forschung zum Sicherheitsgurt und Umsetzung ihrer Ergebnisse“ kam 1974 zu dem Ergebnis, „dass der Sicherheitsgurt primär mit den Gefahren eines Unfalls und seinen Folgen assoziiert wird und erst sekundär mit seiner eigentlichen technischen Funktion, nämlich vor diesen Gefahren zu schützen“. Deshalb geraten die Betroffenen beim Stichwort Anschnallen „psychologisch in die Klemme. Einerseits sehen sie ein, dass sie mit Gurten sicherer fahren, andererseits aktualisiert der Sicherheitsgurt bei ihnen Angst, die sie vermeiden wollen. Sie kommen aus einer Angstvermeidung nicht zu einer effektiven Gefahrenvermeidung“. Dahinter steckt die elementare Furcht vor der Fessel. Eine „unwillkürliche Form, in der Menschen mit Gefahren fertig werden sollen, ist die Flucht … die Autofahrer werden augenscheinlich nur schwer damit fertig, dass sie sich selbst fesseln und gleichsam wehrlos machen müssen, um Gefahren beim Unfall bewältigen zu können“.
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