Hildesheim – In Zukunft weniger Fluglärm

(ph) Im Drispenstedter Ortsrat gab es Beschwerden über den Lärm des Flugplatzes. Otmar Birkner, Chef der Flugplatz-Gesellschaft, versicherte: Die Platzrunden seien so gelegt, dass weniger Menschen vom Krach betroffen seien. Auch die Flugzeiten habe man eingeschränkt. Zudem werde die neue Generation seiner Tragschrauber deutlich leiser. Foto: Der Landeanflug auf Hildesheim. Foto: Gossmann______________________

Drispenstedt (ph). Ausgerechnet Autolärm hat vielen Drispenstedtern bewusst gemacht, dass sie neben einem lauten Flugplatz leben. Dessen Chef wiederum bemühte sich im Ortsrat, den Ball flach zu halten.

Es war ein schönes Spätsommer-Wochenende, als Ortsbürgermeister Jürgen Köhn erlebte, wozu Oldtimer fähig sind. „Technorama“ nennt sich das Autorennen auf der Piste, und diesmal trieben es die Autofreunde dort wohl besonders wild (oder eher: laut). „Das Wort Schalldämpfer haben die wohl noch nie gehört“, schimpfte Köhn. Machte sich auf, vor Ort die Quelle des Lärms zu erkunden, fand neben allerlei Autoverrückten auch einen technisch versierten Anlieger. Der hielt einen Lärm-Messer in die Luft, der schließlich 100 Dezibel Krach anzeigte. Köhn: „Ein Presslufthammer schafft 80 Dezibel.“ Das war Köhn zuviel. Er schrieb an den Oberbürgermeister, bekam eine für ihn unbefriedigende Antwort („Die Veranstaltung ist genehmigt“) und setzte das Thema auf die Tagesordnung des Ortsrates. Dort kam dann prompt auch das Thema Fluglärm aufs Tapet. Denn nicht nur die Anwohner der Peiner Landstraße (direkt in der Einflugschneise) nervt der Krach der Hobby-Piloten, auch anderswo in Drispenstedt regen sich Leute auf, wenn die Sonntagsflieger ihrem Hobby frönen. Vor allem auch der sirrende Krach der Tragschrauber bringt viele Bürger auf die Palme.

Landeanflug auf den Hildesheimer Flugplatz: Das dicht bebaute Drispenstedt liegt fast genau in der Einflugschneise.

Otmar Birkner bemühte sich, die Wogen zu glätten. Schließlich ist er nicht nur Chef der Firma AutoGyro, die die Tragschrauber herstellt und testet, sondern auch Chef der Flugplatz-Betreibergesellschaft. In Sachen Technorama, sagte er, sei eine Lösung in Sicht. Schließlich sei der Krach nicht wegen neuer Maschinen so stark gewesen, sondern wegen des starken Andrangs. Es hätten sich überraschend mehr Teilnehmer angemeldet, ergänzte Birkners Vorgänger Heinz Habenicht. „Dadurch gab es auch weniger Pausen als sonst üblich.“ Fürs kommende Jahr ist Birkner vorgewarnt. Er ließ zudem durchblicken, dass für ihn ein Flugplatz in erster Linie ein Flugplatz ist und keine Rennstrecke. „Wir haben nur noch zwei Großveranstaltungen das M‘era Luna und eben Technorama“, sagte er.

Zum Thema Fluglärm allgemein wies er darauf hin, dass seine neuesten Tragschrauber deutlich leiser sein würden als bisher. Zudem habe man die nötigen Platzrunden überm Flugplatz so gelegt, dass möglichst wenige Dörfer direkt überflogen werden, auf die südliche Variante (also über die Nordstadt) ganz verzichtet. Dadurch ergibt sich die Besonderheit, dass die Hildesheimer Platzrunde die zweitgrößte in Deutschland sei. Im übrigen habe er selbst ein persönliches Interesse an weniger Fluglärm, Birkner: „Ich selbst wohne nur 65 Meter neben der Landebahn.“ Dennoch brettern die Piloten bisweilen direkt über Drispenstedt hinweg, „Haben die sich alle verirrt?“ moserte Arne Heims im Ortsrat. Na ja, gab Birkner zu, nicht alle Piloten hielten sich an Vorgaben (die ihnen übrigens erlauben, höher als 500Meter quer über die Stadt zu düsen oder vielmehr zu knattern). Aber er nannte auch gleich eine Möglichkeit der Abhilfe. Die Buchstaben und Ziffern der Kennung am Flugzeug seien absichtlich 50 Zentimeter groß. „Wenn man die erkennen kann, ist der Pilot zu niedrig.“ „Das ist dann schon einen Anruf wert“, oder eine E-Mail (flugleiter@hildesheim.de).

Birkner wies auch darauf hin, dass der Hildesheimer Flugplatz von sich aus Einschränkungen vorgenommen habe. Die Betriebsgenehmigung (noch ausgestellt von der Bezirksregierung Braunschweig) erlaubt Flugbetrieb „am Tage“, also 30Minuten vor Sonnenaufgang bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang. Die Lärmimmissionsrichtlinien erlaubten Fliegerei von 6 bis 22 Uhr. In Hildesheim werde nur von 10 bis 20 Uhr geflogen, sagte Birkner. Völlig ausgenommen davon sind übrigens die früher so genannten „Schlipssoldaten“. Das Militär darf mit den riesigen Transalls jederzeit starten und landen, wann es will. Birkner: „Die brauchen nicht mal Gebühren zu bezahlen“, und er fügt bedauernd hinzu: „Die tanken nicht mal bei uns.“ (QUELLE: Hildesheimer-Allgemeine-Zeitung)