Kein Mercedes in der Top Ten der teuersten Autktions-Fahrzeuge 2015

von presse@classic-analytics.de
  • 10 Autos im Gesamtwert von 138 Millionen Dollar versteigert
  • Rennwagen von Ferrari sind die begehrtesten Sammlerstücke
  • Teuerster Porsche und teuerster Jaguar aller Zeiten verkauft

Der teuerste Oldtimer des Jahres ist ein ziemliches Wrack. Für mehr als 18 Millionen Dollar ersteigerte Anfang des Jahres ein autobegeisterter Sammler einen unrestaurierten, aber heruntergekommenen Ferrari 250 GT California Spider von 1961. Er ist damit in guter Gesellschaft. Von den 10 teuersten Oldtimern, die 2015 auf Auktionen verkauft wurden, tragen allein sieben das berühmte springende Pferdchen im Markenzeichen. Gesamtwert des exklusiven Kreises: Unglaubliche 138 Millionen Dollar!

Noch patiniert oder schon gammelig? Dieser Ferrari im Zustand 4 ist der teuerste Oldtimer des Jahres: 18,2 Millionen Dollar.

Noch patiniert oder schon gammelig? Dieser Ferrari im Zustand 4 ist der teuerste Oldtimer des Jahres: 18,2 Millionen Dollar.

Traditionell ziehen die Marktanalysten und Oldtimer-Experten von classic-analytics aus Bochum im September eine Zwischenbilanz des Oldtimer-Auktionsjahres. Zeigt das automobile Stimmungsbarometer eher nach oben oder nach unten? Und wo liegen die Trends? Nach dem Besuch der Monterey Auction Week, auf der in nur einer Woche Liebhaberautos im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar umgesetzt werden, wissen die Experten Bescheid. Klare Antwort in diesem Jahr: Im Hochpreissegment hält der Boom weiter an.

Erfolgsformel bleibt gleich: schön, schnell, selten

Für classic-analytics Geschäftsführer Frank Wilke hat sich die seit Jahren gültige Erfolgsformel „schön, schnell, selten“ wieder einmal bewiesen: „Der Trend geht ganz klar zu attraktiven, leistungsstarken Sportwagen mit geringer Stückzahl. Wahlweise zu alten Rennwagen mit zweifelsfreier Herkunft und erfolgreicher Renngeschichte.“

Der teuerste Jaguar der Welt: C-Type Works Lightweight von 1953: 13,2 Millionen Dollar

Der teuerste Jaguar der Welt: C-Type Works Lightweight von 1953: 13,2 Millionen Dollar

Die beiden einzigen Jaguar und Porsche der Top Ten können daher, wie zum Beweis, mit geschichtsträchtigen Fakten aufwarten. So ist der Jaguar C-Type von 1953 (Platz 6, 13,2 Millionen Dollar) einer von nur drei produzierten Werksrennwagen, der Porsche 956 (Platz 8, 10,1 Millionen Dollar) erzielte 1982 sogar den Gesamtsieg beim berühmten 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Beide Autos sind derzeit die teuersten Vertreter ihrer Marke.

Le Mans Sieger und teuerster Porsche der Welt, der 956 von 1982: 10,12 Millionen Dollar

Le Mans Sieger und teuerster Porsche der Welt, der 956 von 1982: 10,12 Millionen Dollar

USA bleiben Umschlagplatz der teuersten Oldtimer 

Das ganz große Geld wird im Oldtimer-Auktionsgeschäft, wie zu erwarten, seit Jahren in den USA gedreht. Zweimal im Jahr pilgern internationale Sammler und Händler zur Scottsdale Auction Week und später zur Monterey Auction Week, um sich im Umfeld des legendären Pebble Beach Concours d’Elégance mit exklusivem Nachschub für die eigene Kollektion oder für die ihrer Kunden zu versorgen. Allein in Monterey fiel bei 81 Autos der Auktionshammer diesmal erst bei über einer Million Dollar!

Nur Auktionsergebnisse liefern nachprüfbare Zahlen

Für die Erstellung der jährlichen Oldie Top Ten greift das Team von classic-analytics seit Jahren ausschließlich auf weltweite, selbst vor Ort gesammelte Ersthandinformationen zurück, die in die hauseigene, internationale Auktionsdatenbank eingepflegt werden. „Verkäufe von Händlern, Privatpersonen und Clubs bleiben hier ausnahmsweise außen vor“, erklärt Frank Wilke die vorübergehende Abkehr von der sonst üblichen Arbeitsweise, „denn nur Auktionen geben ein unverfälschtes Bild. Wenn bei einer bestimmten Summe der Hammer fällt, dann muss diese Summe auch bezahlt werden.“

Platz ALLEAlles nur eine Blase?

Nach den Erfolgsmeldungen und Rekordverkäufen der letzten Jahre drängt sich eine Frage auf: Ist alles doch nur eine Blase? Und wann platzt sie? Frank Wilke beruhigt: „Die Frage wird uns seit Jahren gestellt, irgendwie scheint man auf das Platzen der Blase regelrecht zu warten. Fakt ist: Eine Blase ist nicht in Sicht. Der Markt ist transparent, die Käufer im Hochpreissegment sind gut informiert und arbeiten fast ausschliesslich mit eigenem, nicht mit geliehenem Geld. Es wird sehr gezielt gekauft, außergewöhnliche Summen werden auch nur für wirklich außergewöhnliche Autos gezahlt.“

Durchschnitts-Oldie kostet 15.000 Euro

Die spektakulären Millionenwerte der High-End Oldtimer sollten aber laut classic-analytics über eins nicht hinwegtäuschen: „Unsere Auktions Top Ten zeigen, welche extremen Summen finanzstarke Sammler für wirklich außergewöhnliche Exemplare zahlen. Diese Summen sind aber die Ausnahme, nicht die Regel. Der Durchschnittswert eines Oldtimers beträgt laut dem von uns im Auftrag des VDA erstellten Deutschen Oldtimer Index rund 15.000 Euro – und den meisten Besitzern ist der Spaß an ihrem Auto ohnehin viel wichtiger als sein Wert!“


Kommentar zur Überschrift von Jörg Maschke Onlinebetreuer des www.MVConline.de:

„Sicherlich eine bemerkenswerte Entwicklung, es befindet sich kein Mercedes-Fahrzeug mehr in der Top Ten. Ich sehe dafür mehrere Gründe:

  1. Der anhaltende Trend zu Fahrzeugen aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg und die Entwicklung der Marke Mercedes in dieser Zeit hin zum Massenhersteller ist sicherlich ein Grund dafür, man hat in Stuttgart in der Zeit bis zur Einführung der Baureihen W201/W124 keine Sonderserien mehr aufgelegt, die heute für besonderes Interesse sorgen könnten.
  2.  Auch ein Grund dürfte die Abkehr von Vorkriegsfahrzeugen generell sein, da diese Fahrzeuge immer weniger die Käuferschicht mit Geld anspricht. So ein Wagen bis 1945 ist halt schwieriger zu fahren!
  3.  Die Nachkriegsrennsportgeschichte ist den Käufern näher, bekannter und faszinierender wie die der Vorkriegszeit.
  4. Andere Marken sorgen mit raren Einzelstücken aus der Zeit von 1950 – 1990 für ein -aus heutiger Käufersicht- sicheres Anlageinvestment.

Es sind also Veränderungen auf dem Markt im Gange, die auch langsam in die Reihen der normalen Oldtimerbesitzer vordringt… so hört man immer wieder von Clubmitgliedern die Ihre alten Schätze aus den 1930er Jahren schwer verkaufen können… das Interesse lahmt, jedenfalls zu den Preisen, die noch vor ein oder zwei Jahren auf privater Ebene gefordert werden konnten.“