Im Rückspiegel
Der dritte Tag der Mercedes-Benz Classic Days hieß für die Teilnehmer: Fahren, fahren, fahren. Da kamen die engagierten Klassiker-Fahrer voll auf ihre Kosten.
Helm auf und ein genauer Blick auf die Uhr: So lautete gestern eine der zentralen Aufgaben für die Teilnehmer der Mercedes-Benz Classic Days. In mehreren Durchgängen mussten Fahrer und Beifahrer gemeinsam beweisen, wie sie den Umgang mit Gaspedal und Stoppuhr meistern können – schließlich sind bei einer Gleichmäßigkeitsfahrt Pilot und Copilot gleichermaßen gefragt.
Die Aufgabe: Auf der Rennstrecke von Brands Hatch sich selbst eine Rundenzeit festzulegen und diese in mehreren Wertungsläufen möglichst identisch einzuhalten. Damit niemand diese Gleichmäßigkeitsfahrt mit einem Rennen verwechselt, galt als maximale Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke ein Limit von 95 km/h. Weil bei einer Wertung auf einem Steckenabschnitt an Start und Ziel exakt 55 km/h einzuhalten waren, war Umsicht angesagt.
Vor andere Aufgaben waren die Gruppen gestellt, die zur Orientierungsfahrt starteten. Innerhalb von 30 Minuten mehrere Orte in der Umgebung rund um die Rennstrecke ausfindig zu machen, erfordert schon einige Pfadfinderqualitäten – zumal das Benutzen eines Navigationssystems nicht erlaubt war und keine Straße auf der Route zweimal befahren werden durfte.
Das Programm für Dienstag
Auch der vierte Tag der Mercedes-Benz Classic Days steht ganz im Zeichen des Grand Prix-Kurses von Brands Hatch. Sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag steht die Rennstrecke wieder exklusiv für Gleichmäßigkeitsfahrten zur Verfügung. Parallel finden die 30-minütigen Orientierungsfahrten statt.
Nachmittags fahren die Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen wieder zurück in die Mercedes-Benz World in Brooklands, wo die Klassiker während der nächsten Nacht geparkt und bewacht werden. Mit dem Bus geht es anschließend zum individuellen Abendessen in den verschiedenen Hotels. Der Abend steht zur freien Verfügung – sei es zur Entspannung oder für eigene Aktivitäten. Empfehlenswert ist beispielsweise ein Besuch des pitoresken Städtchens Weybridge.
Mercedes-Benz in Brooklands
Rund um die Marke bietet die Mercedes-Benz World auf dem historisch bedeutenden Gelände eine Fülle von Aktivitäten. Interessierte Kunden können die Fahrzeuge aktiv auf der hauseigenen Teststrecke und im Gelände erleben.
Die Mercedes-Benz World ist in Brooklands an einem Platz zuhause, der eine große Geschichte hat – nicht nur im Motorsport, sondern auch als Zentrum der Flugzeugindustrie. Inmitten des Renn-Ovals entstand vor drei Jahren die Mercedes-Benz World – mit einem einzigartigen Konzept.
In dem mit mehreren Etagen und einer Gesamtfläche von 16 650 Quadratmetern ausgestatteten Gebäude können sich die Besucher einen Überblick über das aktuelle Modellprogramm von Mercedes-Benz machen und bisweilen auch außergewöhnliche Klassiker anschauen.
Die Mercedes-Benz World lässt den Kauf eines Mercedes-Benz zu einem außergewöhnlichen Erlebnis werden. Nicht nur im Gebäude, denn direkt vor den großzügigen Fensterfronten der Neuwagen-Showrooms breiten sich weitläufige Strecken aus, um auf einer Kreisbahn, einer langen Geraden und einem kleinen Handlingkurs auf trockener oder nasser Strecke die Fahrdynamik eines Mercedes-Benz aktiv zu erfahren.
In unmittelbarer Nähe befindet sich ein speziell für SUV und Offroader angelegtes Gelände, auf dem die Geländegängigkeit der Modelle auf unbefestigtem Untergrund ausprobiert werden können.
Überdies bietet die Mercedes-Benz World für junge Markenfans ab 16 Jahren die Möglichkeit, in einer A-Klasse selbst erste Erfahrungen am Steuer zu sammeln – selbstverständlich unter fachkundiger Anleitung.
Über 100 Jahre Tradition
Auf der Grünen Wiese entstand vor über 100 Jahren eine einzigartige Rennstrecke, die mit Steilwandkurven und Betonpiste für Aufsehen sorgte.
Für 150 000 britische Pfund hätte sich Hugh Locke King zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts viele Träume erfüllen können. Doch der Brite investierte sein Geld in ein Projekt, das für die damalige Zeit geradezu aberwitzig wirkte. King baute etwas, das es bis dahin noch nicht gab: eine permanente Rennstrecke.
Er wählte dazu ein Gelände in der Nähe der Kleinstadt Weybridge. Für die neue Rennstrecke plante King ein außergewöhnliches Layout: Nahezu ovalförmig, besaß der Kurs zwei langgezogene Steilwandkurven. Das äußere Oval der Strecke war 4,4 Kilometer lang, inklusive einer kleinen Testbahn kamen insgesamt 5,2 Kilometer zusammen.
Um zu den an der Zielgeraden aufgebauten Boxen zu kommen, wurde eine Unterführung angelegt. Sie war übrigens nicht der einzige Tunnel der Rennstrecke: Das Flüsschen Wey kreuzte zwei Mal den Kurs.
Der Aufwand beim Bau der Strecke war gewaltig: Rund 200 000 Tonnen Beton wurden für die 30 Meter breite Piste verarbeitet, etwa 2000 Arbeiter waren im Einsatz. Am 17. Juni 1907 eröffnete Locke King nach nur neunmonatiger Bauzeit den Kurs. Gemeinsam mit den Mitgliedern des neu gegründeten Brooklands Automobile Racing Clubs (BARC) ließ er im stilvollen Clubhaus, das inmitten des Ovals gebaut worden war, die Korken knallen.
Brooklands ist mit seinem besonderen Streckenprofil auch ein Ort der Geschwindigkeitsrekorde. Am 8. November 1909 brachte Victor Héméry seinen Blitzen-Benz auf eine Geschwindigkeit von 205,7 km/h. Mit diesem Geschwindigkeitsrekord durchbrachen er und sein mit einem 21,5 Liter großen Motor ausgestatteter Benz erstmals die 200 km/h-Marke.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Brooklands vor allem für die Fliegerei genutzt. Dazu wurden auch Teile der Strecke zerstört. Das letzte Auto-
rennen in Brooklands fand im August 1939 statt.