Mit dem Stern ins Gelände
Mit Beginn der zweiten Hälfte der 1930er Jahre zeichnete sich unter den bedeutenden deutschen Kraftfahrzeugherstellern das Bild ab, einzelne Personen- und Lastwagen, aber auch Motorräder immer mehr an die Bedürfnisse im unbefestigten Gelände anzupassen. Rasch wurde allen Beteiligten klar, dass dies nur mit kompromisslos angepassten Fahrzeugen möglich war und so entstand bei Mercedes-Benz ab 1938 der leichte Geländesportwagen Typ 170 VS. Bereits im Februar 1938 sollen erste Testfahrten absolviert worden sein. An der `10. Mittelgebirgsfahrt` standen sie schließlich genauso am Start, wie auch bei der erstmalig veranstalteten `Deutsche Alpenfahrt`.
Der zweisitzige 170 VS basierte auf der 1936 vorgestellten Baureihe 170 V – werksintern als W 136 geführt. Demzufolge war der 4-Zylindermotor vorne eingebaut. Im Fall des VS kam ein auf 2,2 Liter vergrößerter Motor zum Einbau, dessen Leistung mit 50 PS angegeben wurde. Mit seinem Gewicht von 1.000 kg erreichte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von annähernd 110 km/h. Doch diese war bei denen auf das Passieren von schwerem Gelände ausgelegten Wettbewerben nur zweitrangig. Vielmehr ging es darum, passabel und schnell über Stock und Stein zu kommen und da war eine erstklassige Federung ein sehr wichtiges Argument. Diese bekam der VS im Werk spendiert und auch größere Räder gegenüber der Serienfertigung trugen wesentlich dazu bei, die Sektion auf unbefestigtem Grund gut zu meistern.
Im schwäbischen Werk wurden von dem 170er-Geländesportler insgesamt 10 Exemplare aufgebaut – zusammen mit der Version des 230 SV ergab sich die Stückzahl von 30 Fahrzeugen. Zum sportlichen Einsatz kamen die Fahrzeuge auch noch im Jahr 1939, bekanntermaßen ließ jedoch der aufziehende Zweite Weltkrieg den motorsportlichen Wettkampf immer mehr in den Hintergrund rücken. Was danach mit den Gelände-Roadster geschah, ist im Dunkel der Geschichte verloren gegangen, nachweislich gelangte einer davon nach Kriegsende in die USA und wurde dort vor wenigen Jahren restauriert.
Vorwort
Wer heutzutage die Geländesportwagen als reine Sportfahrzeuge darstellt, so wie der offizielle Text des Mercedes-Museums zum Beispiel, der verdreht die tatsächlichen historischen Gegebenheiten, und begeht vorsätzlich eine Unterlassungssünde, um nicht zu sagen einwandfrei nachweisbare Geschichtsbeschönigung.
Heißt es im offiziellen Mercedes-Benz-Text doch:
„Geländefahrten zählen zu den Vorläufern der heutigen Rallyes und erfreuen sich in den 30er-Jahren großer Beliebtheit…[weiter heißt es:] 1939 baut Mercedes-Benz diesen 230 S Geländesportwagen. Das „S“ in der Typenbezeichnung steht für „Sport”. [und noch:] Bei Geländefahrten gehen meist Privat- oder Mannschaftsfahrer an den Start, selten Werksfahrer der Fahrzeughersteller“.
Sicher steht das „S“ für „Sport, aber alles andere ist wissentlich oberflächlich und ungenau ausgedrückt. Die Wahrheit sieht etwas anders aus. Diese Geländefahrten dienten ausschließlich des Trainings von zukünftigen
Wehrmachtsfahrern, und der Verbesserung der automobilen Technologie und der „Krafträder“ zum Zwecke eines Wehreinsatzes.
Sehr klar wurde dies in der „Goslarschen Zeitung“ in der Ausgabe vom 21. Juni 1938 anlässlich der „10. Mittelgebirgsfahrt vom 23. Bis 25. Juni 1938“ folgendermaßen ausgedrückt: „Einen Teil der Geländewagen, die daran teilnehmen, sehen wir seit Sonntag schon in Goslar…nacheinander einrollen, denn wiederum ist an allen drei Tagen das Osterfeld der Startplatz und das Ziel dieser großen Übung, die dazu dient, nicht nur die Elite der Fahrer, sondern auch Maschinen und alles was dazu gehört, in härtester Zerreißprobe zu prüfen, und somit auch der Industrie die neuen Anregungen zu Verbesserungen und Erfindungen zu geben“.
Die Geländesportwagen und die Geländefahrten
Über die Mercedes-Benz Geländesportwagen 170 VS, 200 V, 230 S und 230 SV ist heute wenig bzw. fast nichts bekannt, und Informationen zu finden, ist die reinste Detektivarbeit – und doch waren diese Wagen zu ihrer Zeit, in den Jahren 1938 und 1939 bei Rallyes und bei den vom NSKK (Nationalsozialistische Kraftfahrkorps) organisierten Geländefahrten allgegenwärtig.
Diese 170VS und 230 SV waren also keine Sport-Roadster im herkömmlichen Sinn, die im Hinblick auf eine Serienproduktion hier getestet worden wären, und doch waren sie Testwagen spezieller Art, mit ihren verstärkten Fahrgestellen, frisierten Motoren, und gewichtsparenden aus Elektron bestehenden Karosserien (eine Legierung bestehend aus bis zu 90 % Magnesium, und etwa 10 % Aluminium, mit Zusätzen von Gadolinium, Yttrium, Mangan, Neodymium, Silber, Zink, Zinn, und Zirkonium).
Langstreckenfahrten wie z.B. die „2000 Km durch Deutschland“-Fahrt von 1934 und die zahlreichen in den
nachfolgenden Jahren stattfindenden Geländefahrten galten als „Hohe Schule der Kraftfahrt“ und als „die Krone
des Motorsports“, stellten sie doch den absoluten Härtetest für Fahrer und Fahrzeug dar. Es ging sogar so weit, dass der Kraftfahrgeländesport als „das Rittertum unseres technischen Zeitalters“ charakterisiert wurde. Die Geländefahrt forderte, wie es hieß, „den ganzen Mann“ und das ganze Fahrzeug. Tatsächlich wurden diese Fahrten mehr und mehr im „Sinne der Landesverteidigung“ organisiert, und pro Jahr waren laut oberstem Befehl zwei geländesportliche Veranstaltungen durchzuführen.
Waffengattungen als Gäste der Fahrten bemerkbar, deren Augenmerk vor allem dem militärischen Nutzen der Veranstaltungen galt, sondern wurde auch deutlich in einem Telegramm Hitlers an den Chef des NSKK, Reichsleiter Adolf Hühnlein, ausgedrückt: „Die restlose Beherrschung der Maschine auch im schwierigsten Gelände ist im Zeitalter der Motorisierung eine unerlässliche Grundlage für die Wehrhaftigkeit eines Volkes“.
Geländegängigkeit bei allen Witterungsverhältnissen sicherstellen“, und dass diese Spezialwagen “naturgemäß nur einen etwas beschränkten zivilen Verwendungszweck haben könnten“.
Ein weiteres Beispiel, man möchte fast schon sagen der Brutalität dieser Fahrten, war, dass am Ende der „Brandenburgischen Geländefahrt“ vom 3. April 1938, nach 16 Stunden ununterbrochener Fahrt, ohne Verpflegungsstop, 2 Tote und 20 Verletzte gezählt wurden. Dies führte zu einer energischen Beschwerde seitens des Vorstands der Auto-Union, in der zum Ausdruck gebracht wurde, dass „Veranstaltungen mit einer derartigen, durch die unvernünftigen Anforderungen bedingten Materialzerstörung und Gefährdung unserer Fahrer nicht im Interesse des Kraftfahrsports lägen.“
Die verbissene Rivalität zwischen Daimler-Benz und Auto-Union insbesondere, fand nicht nur anlässlich der äußerst populären GP-Rennen der dreißiger Jahre, aber auch bei eben diesen heute fast nie und nirgendwo erwähnten Geländefahrten statt. Mit erfolgreichen, siegreichen Fahrzeugen waren nicht nur Lorbeeren und Imagegewinn verbunden, viel wichtiger waren für die Firmen in Aussicht gestellten Bestellungen der NSKK-Motorsportschulen. Desgleichen konnte man auf Aufträge von der NSDAP aber mehr noch auf lukrative Bestellungen der Wehrmacht hoffen.
NSKK organisierte Geländefahrten : drei Fahrten-Beispiele.
Die nachfolgenden Betrachtungen sind absichtlich nicht in der chronologischen Reihenfolge niedergeschrieben:
Beide Deutsche Alpenfahrten berichten eher über das Organisationelle, den Sinn und den Zweck der Wettfahrten, während der Kapitel über die Harzfahrt 1938 sich mehr den Schwierigkeiten der eigentlichen Fahrt widmet.
1 – Die Deutsche Alpenfahrt 1938 (vom 28.07. bis zum 30.07.1938):
Es war eine Zuverlässigkeitsfahrt durch die Alpen, und wurde von der Organisation der Fahrt als eine Testfahrt betrachtet, eine in der zum ersten Mal nach dem „Anschluss“ sowohl Österreicher, wie Deutsche (aus dem, wie es hieß, „Alt-Reich“) zum ersten Mal durch die Alpen hindurch, ohne Grenzen, miteinander und gegeneinander konkurrieren konnten. Eine spätere – tatsächlich im darauffolgendem Jahr 1939 stattfindende – „Internationale Deutsche Geländefahrt“ sollte dann DAS große Ereignis werden.
Tag eins: Innsbruck – Klagenfurt, Tag zwei: Klagenfurt – Graz, Tag drei: Graz – Wien. Mit Ausnahme von 6 Sonderprüfungen, die auf abgesperrter Strecke stattfanden, wurde sie auf ganz normalen Straßen, Wegen, Pfaden, und auch mitten durch den Alltagsverkehr ausgetragen. Abgeschlossen wurde das Rennen durch eine
„Fahrzeugzustandsprüfung“, und anschließend selbstverständlich mit einer „feierlichen Ansprache“ des NSSK-Chef Adolf Hühnlein beendet. Am Ende hatten 189 Fahrzeuge das Ziel erreicht, davon waren 76 Sportwagen. Von diesen am Start aufgereihten 76 waren 24 Mercedes-Benz Wagen, 18 davon kamen ins Ziel an, 6 fielen während des Rennens aus. Von den 18, die die Fahrt beendeten, holten sich 16 die Deutsche Alpenplakette in Gold, und 2 die Deutsche Alpenplakette in Silber.
2 – Die Internationale Deutsche Alpenfahrt 1939 (vom 31.07. bis zum 02.08.1939):
Sie fand vom 31. Juli bis 2. August 1939 statt, und bestand, wie bereits die Deutsche Geländefahrt 1938, aus 3 Fahrtagen und 6 Sonderprüfungen (zwei Sonderprüfungen je Fahrtag), und war über 1600 km lang. Insgesamt300 Fahrzeuge aller Art, d.h. Motorräder mit und ohne Beiwagen, Sportwagen und gängige Produktionsfahrzeuge nahmen an der Alpenfahrt teil. In der Gruppe 3 allein waren 137 Teilnehmer am Start! Sämtliche Fahrzeuge starteten am 31.Juli ab 4 Uhr morgens in München, und gingen im Minuten-Takt auf die Fahrt. Von München ging es über den Kesselberg, den Fernpass, den Griesenpass, und dem Großglockner zum Zielort Villach. Am zweiten Tag ging es von Villach mit Grenzüberschreitung nach Bled im damaligen Jugoslawien, und von dort nach Semmering. Tag drei führte die Strecke von Semmering über das Gebiet des „Reichsgau Niederdonau“ und durch den Wiener Wald zum Endziel Wien.
Insgesamt mussten während der Fahrt 38 Alpenpässe überquert werden. Insbesondere muss der Großglockner,
wie man in den damaligen Berichten lesen kann, für zahlreiche überhitze Motoren gesorgt haben. Am dritten Tag hingegen beklagte man sich über Regen und Nebel, und aufgeweichten Wegen und Straßen.
Wertung und Auszeichnungen:
Beschrieben wurde dies folgendermaßen: „Die Wertung der Internationalen Deutschen Alpenfahrt erfolgt nach Schlechtpunkten. [Minuspunkten, d.h. Punkte wurden abgezogen] Die Alpenplakette in Gold erhalten alle Fahrer, die in ihrer Wertungsgruppe schlechtpunktefrei sind, oder die niedrigste Punktzahl aufweisen. Diese niedrigste Punktzahl darf jedoch höchstens zehn Schlechtpunkte betragen.
Die Eiserne Plakette bekommen alle Fahrer mit 31 bis 60 Schlechtpunkten.
Das Edelweiß in jeder Wertungsgruppe erhält jeder Fahrer, der die Goldmedaille errungen und die höchste Punktzahl bei den Sonderprüfungen herausgefahren hat. Bei Punktgleichheit entscheidet die kürzeste Gesamtzeit in den sechs Sonderprüfungen.
Die Beifahrer der bewerteten Fahrer erhalten eine Erinnerungsplakette. Die Fahrt ist so angelegt, dass für die einzelnen Kontrollabschnitte Fahrzeiten vorgeschrieben sind, die unter jeder Voraussetzung die unbedingte Einhaltung der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeiten von 100 km außerhalb und 60 km innerhalb der Ortschaften gewährleisten. Gerade deshalb wird die [Internationale] Deutsche Alpenfahrt auch eine Prüfung für
die Disziplin der Fahrer sein, die bei unfreiwilligem Aufenthalt ihre Zeit nur innerhalb der Geschwindigkeitsbeschränkung aufholen dürfen, und beim geringsten Verstoß dagegen von der Fahrt und Wertung ohne Rücksicht ausgeschlossen werden.“
Die Mercedes Geländesportwagen: im Reich der Konfusion
Die Konfusion fängt schon einmal damit an, dass die verschiedenen Wagen-Typen (170 VS, 230 SV usw.) optisch kaum voneinander zu unterscheiden sind, ganz besonders dann nicht, wenn man alte Fotos oder in Zeitungen abgedruckte Bilder betrachtet. Von außen lassen sich die Roadster nur durch die Anzahl der waagerechten Streben an der Kühlermaske auseinanderhalten.
Nach langem und mühsamem Nachforschen, nach Vergleichungen und Überprüfungen, und nachdem ich ein paar Personen, für deren Hilfe ich dankbar bin, auf die Nerven gefallen bin, ist es mir schließlich gelungen, soweit überhaupt möglich und nachvollziehbar, die Liste der Mercedes- Geländesportwagen, deren Fahrer und Beifahrer, die an der „Deutschen Alpenfahrt“ von 1938, und die, die an der „Internationalen Deutschen Alpenfahrt 1939“
teilnahmen, aufzustellen.
Ebenfalls entdeckte ich – sozusagen als Beiprodukt – den militärischen bzw. den paramilitärischen NSKK-Dienstgrad sämtlicher Fahrer und Beifahrer. Dienstgrade waren im Dritten Reich ungemein wichtig. Wollte man in einem Rennen fahren, musste man zumindest Mitglied des NSKK sein, wenn nicht der NSDAP, ob es einem gefiel oder nicht.
So waren zum Beispiel auch die Grand-Prix Fahrer Rudolf Caracciola Obersturmführer, und Hermann von Brauchitsch Sturmführer im NSKK. (vergleichbar mit dem Wehrmachts-Dienstgrad eines Oberleutnants, bzw. eines Leutnants). Da dies aber hier nichts zur Sache tut, habe ich bewusst diese Details aus meinen Listen ausgelassen. Irgendwie ist es aber interessant, festzustellen,
Sich ans Mercedes-Archiv in Stuttgart zu wenden, ist pure Zeitvergeudung. Man wird höflich an die Mercedes Media-Seiten im Internet verwiesen, erstaunlicherweise ebenfalls, ja, an den „Oswald“. Schließlich erfährt man, dass im Archiv – kaum zu glauben – nichts zum Thema Geländesportwagen vorhanden sei. Stimmen dürfte das nicht, denn im „Oswald“ besagt eine Bildunterschrift: “Laut Werksunterlagen befindet sich hier ein 200V der Baureihe W149 II im Gelände.“ (altes Farbbild am Anfang des Textes). Warum diese Unwahrheiten?? Das einzige, dass ich vom Museum erfuhr, war, dass keinerlei Produktionsdaten über die Geländesportwagen existieren, aber es sollen, – alle Typen inbegriffen – insgesamt 52 produziert worden seien.
Fest steht auf alle Fälle die genaue Zahl (ohne Berücksichtigung des Hubraums) sämtlicher teilnehmenden Mercedes-Geländewagen der Gruppe III an den Deutschen Alpenfahrten von 1938 und 1939, dank der im Technischen Museum in Wien aufbewahrten Startlisten, bzw. Fahrtenbüchern: 24 waren es 1938, 43 im Jahr 1939.
Die verschiedenen Geländesportwagen-Typen
Wie aus dem jeweiligen Hubraum in den folgenden Listen leicht zu ersehen ist, waren die Motoren durchwegs frisiert. Da die Listen der startenden Fahrzeuge in beiden Jahren sich darauf beschränken, nur den Hubraum in ccm und nicht die jeweiligen Fahrzeugtypen anzugeben, macht dies eine absolut genaue Identifizierung der Wagen-Typen äußerst schwierig bis völlig unmöglich.
Eine andere Identifizierung – falls nicht doch noch irgendwo vermerkt – ist ebenfalls quasi unmöglich. Zwar weiß man, dass die vom Werk eingesetzten Wagen im Zinnoberrot der an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmenden Mercedes-Sportwagen der dreißiger Jahre lackiert waren, dass die für die Reichspost im Post-Rot vorbeibrausten, dass es schwarze Wagen gab, die entweder von NSKK-Fahrern, von der SS oder von anderen Partei-Gliederungen gefahren wurden, es gab aber auch welche in helleren Farben, möglicherweise Silber, und Weiß. Betrachtet man die existierenden Aufnahmen, ist es ebenfalls durchaus möglich, dass die zu verschiedenen Wehrmachts-Abteilungen, bzw. Teilstreitkräften gehörenden Roadstern und Sportlimousinen in den respektiven Heeres-, Luftwaffen- und Marine-Farben teilnahmen.
3 – Die 10. Drei-Tage-Mittelgebirgsfahrt 1938 23.06. 1938 bis 25.06.1938 (Von Goslar nach Goslar, eine Reportage)
Die Harzfahrt 1938
Am Donnerstag, dem 23.Juni 1938, nach dem Frühstück, startete auf dem Osterfeld in Goslar von 5 Uhr morgens bis 8.30 Uhr, die vom NSKK organisierte 10. Drei-Tage-Mittelgebirgsfahrt, unmittelbar gefolgt von der sogenannten Startprüfung.
Jede Schleife, bzw. Strecke, wurde täglich befahren, aber jedes Mal von einer anderen Fahrzeuggruppe. Am ersten Tag der Dreitagefahrt hatten die Geländefahrer, die die „Oststrecke“ befuhren, als besonderes Schmankerl eine Sumpfstelle, die Ecker, eine 150 Meter lange, morastige Strecke zwischen Bäumen, die mit einer ansteigenden Spitzkehre endete, und eine kurze Auffahrt in einer tiefen Fahrrinne zu überwinden.
Ein weiterer Leckerbissen war die „Steilauffahrt Kanstein“, die so beschrieben wird: „Der Kanstein ist ein kahler Hügelrücken aus Kalkstein, hier führt ein schluchtartiger Aufgang bergauf, der nur mit Schwung zu nehmen ist. Von der etwa 30 höher liegenden Kuppe geht es durch eine Mulde steil bergab und unmittelbar wieder bergauf. Der Kanstein ist somit eine Art Sprunggarten“. Als ob das nicht genug gewesen wäre, kam noch die „Ohnehaltprüfung“ Steinberg hinzu, dessen einer Abschnitt aus einer Fahrt 400 Meter einen Wiesenhang bergauf, „…wobei ein Höhenunterschied von 120 Meter zu überwinden ist“.
(2) Die Oker gehört auf Grund der von ihr durchflossenen malerischen und romantischen Gebirgslandschaft mit den dunklen Wäldern und den steil aufragenden Felsklippen zu den bekanntesten Flüssen des Harzes.
Wo sind sie heute?
Von den Geländesportwagen haben, soweit bekannt, bis heute nur vier überlebt: der rote 230 S, der heutzutage als Exponat im Mercedes-Museum steht, ein weißer 230 S, der in Stuttgart restauriert wurde, ein in den USA befindlicher schwarzer 170 VS, der im Staate New York restauriert wurde. Ebenfalls ein roter 170VS mit einer nach 1945 von „Karosserie Spohn“ geänderten Karosserie, der im Dr. Carl-Benz-Museum in Ladenburg ausgestellt ist.
Der Mercedes-Benz 170 VS Geländesportwagen, (1938) – Angegebene Fahrgestell Nr. 422333
Grundsätzlich wird von dem Wagen der von „Horsepower Motorworks“ im Städtchen Victor im Staate New-York restauriert wurde, laut offizieller Verkaufs-Broschüre angenommen, bzw. behauptet, dass er nicht nur der erste war, der hergestellt wurde, sondern auch der alleinige Überlebende von nur 10 produzierten Mercedes 170 VS – Roadstern sei.
Wie wir wissen, ist er nicht das einzig überlebende Exemplar, auch ist es mehr als zweifelhaft, dass nur 10 gebaut wurden, zumal schon zwölf beim Start der Deutschen Alpenfahrt 1938 offiziell aufgelistet wurden. Da aber laut Auskunft das Mercedes-Archiv
Wie dem auch sei, der Wagen wurde 1938 hergestellt, und soll an mehreren Rennen teilgenommen haben, und dabei wie es heißt „viele Medaillen“ gewonnen haben. Unter anderem soll er sowohl bei der „Deutschen Alpenfahrt von 1938“, als auch an der „Internationalen Deutschen Alpenfahrt 1939“ beteiligt gewesen sein. Falls dies so gewesen sein sollte, müsste er 1938 eine andere Startnummer gehabt haben, da die Aufnahme auf der der Wagen als „211“ zu sehen ist, von der „Internationalen Deutschen Alpenfahrt 1939“ stammt.
Schließlich sieht
Als begeisterter Autoliebhaber hatte Mr. Riter bereits 1960 die Autoreparatur-Werkstatt „Warren L. Riter & Sons, Inc.“ in Penfield (NY) gegründet, und spezialisierte sich auf die Restaurierung von Oldtimern und Klassikern.
sein Debüt in der Öffentlichkeit anlässlich des „Amelia Island Concours d’Élégance“ in Florida, und wurde mit dem Preis des „Chairman‘s Choice 2019“ ausgezeichnet, will heißen, er bekam die „Wahl des Vorstands“-Auszeichnung.
Am 1.und 2. Juni 2019 nahm er am „24th Greenwich Concours d’Élégance“ in Greenwich (Connecticut), nördlich von New-York teil; und wurde dort mit dem “International Journalist Award“, dem „Internationalem Journalisten Preis“ ausgezeichnet. Letztendlich wurde der Wagen, dessen Wert vom Auktionshaus zwischen US$ 425,000 und US$ 475,000 geschätzt wurde, anlässlich am 17. August 2019 stattfindenden „Mecum“-Auktion in Monterey, (Cal.) für US$ 330.000 versteigert. Der heutige Eigentümer soll im Staate New York leben.
Der Mercedes-Benz Geländesportwagen 170 VS, (1938) Aufbau von Spohn, Ravensburg.
verstehen kann. Jedenfalls ließ er den Geländesportwagen bei Spohn in Ravensburg modernisieren. Der 170VS bekam Kotflügel, die in ihrer Form an die des 1932er Alfa Romeo 8C3200 Viotti Coupe erinnern. Noch interessanter ist, dass über das Heck des Wagens ein längeres Blechkleid übergestülpt wurde. Irgendwann jedenfalls wurde der General wieder zurück nach Frankreich versetzt, wo er seinen Wagen jahrelang weitergefahren haben soll.
Es ist wohl hier und erst Jahre nach dem Erwerb – die Verkehrsordnung verlangte es wohl – dass Blinker auf die Kotflügel, und große eckige Rückleuchten hinzukamen, in einem Format, das erst Anfang der Siebziger Jahren auf den Markt kam. Hinzu kamen überproportionierte, sperrige Stoßstangen. Wenn sie auch der Ästhetik des Wagens schaden, kann ich diese Verunzierung sogar verstehen, schließlich will man ja sein Sportwagen-Unikat im Alltäglichen Gebrauch und Straßen-Verkehr nicht beschädigen lassen, denn dann gäbe es wirklich ein Problem mit Ersatzteilen… Wie auch immer, das letztbekannte französische Nummernschild „631-FJ-45“ wurde an den 170 VS im Jahr 1961 im „Département du Loiret“ (Code: 45), also Orléans und weitere Umgebung vergeben.
Vom 31. Dezember 1960 bis zum 31.Dezember 1961 nämlich wurden im Loiret die Kennzeichen „100-FD-45“ bis „907-FT-45“ ausgegeben. Da die Kennzeichen bei einem Wohnsitzwechsel von einem Département zum einem anderen ausgewechselt werden mussten, ebenso bei einem Verkauf bzw. dem Kauf eines Wagens innerhalb, aus, oder nach einem anderen Département, ist es unmöglich, herauszufinden, ob noch der General oder bereits ein Nachfolger der letzte Besitzer des Wagens war.
Der Mercedes-Benz 230 S Geländesportwagen (1939) im Mercedes-Museum, Stuttgart.
wie im neuen Museum steht. Weder kann man erfahren, wie der Wagen ins Museum gelangte, noch zum Beispiel seine Fahrgestellnummer. Ebenso nichts über seine „Rennsport-Karriere“. Es heißt, der 230S wäre 1939 für die Reichspost gefahren. Das wird durch seine Reichspostrote Lackierung belegt. Aber bei welchen Fahrten er als ein teilnehmender Wagen der Reichspost-Mannschaften gefahren wurde, das soll nicht bekannt sein, bzw. kann man auch nicht erfahren.
gemalt wurde, welche Frau aus welchem sozialem Milieu Modell stand, eventuell sogar ihren Namen und vielleicht sogar Beruf, die Farben, die vom Maler benutzt wurden, und oftmals sogar die Pigment-Komposition oder die Zusammensetzung jener jahrhundertalten Farben, und ob das Bindemittel Eiweiß oder Öl war! Aber bei einem Museums-Exponat bei Mercedes geht so etwas nicht? Schließlich handelt es sich nicht um Einblicke in die Privatsphäre einer Person. Wir sprechen doch nur über bald hundertjähriges altes Blech hier. Etwas stimmt doch nicht!
Der Mercedes-Benz 170VS (Baujahr 1938) in weiß
Zum Schluss noch…
Quellen: Technisches Museum Wien; Österreichische Motorwoche; Stadtarchiv Goslar; Harzlife.de; Der Motorfahrer; Allgemeine Automobil Zeitung; Carl-Benz-Museum, Ladenburg; Axel Springer Verlag/Ullstein Bild, Berlin; Motorisierung und „Volksgemeinschaft“ R Oldenbourg Verlag; Horsepower Motorworks (NY); Mecum Auctions; G. Sobkowiak; Bernd D. Loosen Archiv; Philex Verlag; BMW AG Historisches Archiv, Mercedes-Benz Archiv.
Anmerkung: Sämtliche im Artikel enthaltenen fotografischen Abbildungen mit dem/den deutschen Hoheitsabzeichen des III. Deutschen Reiches dienen ausschließlich dem Zweck der geschichtlich akkuraten Wiedergabe und Dokumentation, und wurden ausschließlich zu diesem Zweck benutzt.
Modellbilder: diese sind von Vor-Produktionsmuster des Modells. Verbesserungen möglich.
Kleiner Nachtrag: Die Mercedes 230 SV Sport-Limousine als 1:43 Modell.
der Internationalen Deutschen Alpenfahrt von 1939 teilnahmen, hat vor einigen Jahren der Kleinhersteller Kherson Models aus der Ukraine, eine sehr kleine 1:43 Modell-Serie der 230 SV Sport-Limousine hergestellt. Angesichts der eher spärlichen Daten zum Vorbild ist es beachtenswert, wie gut das Modell geworden ist, wenn auch sicherlich einige Details mangels besseren Wissens ungenau sein dürften. Äußerst wenige dieser 230 Sport-Limousinen von 1939 wurden gebaut, keine genaue Produktionszahl ist bekannt, und noch weniger Fotos sind entweder vorhanden, zugänglich, oder auch nur akzeptabler Bildqualität.