MBMC: Ein schöner Rücken kann auch entzücken!

Nun krieg ich wohl Ärger mit den Damen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass man heutzutage so etwas weder sagen, noch schreiben darf! Aber Pech, meine Herrschaften, hier nämlich – beinahe hätte ich zum Trotz‚ „das Hinterteil“ geschrieben – ist der Rücken eines Wesens des Genus ‚Automobil‘ gemeint!

Tatsächlich ist dieses neue Modell der Firma Autocult (das dritte Mercedes-Modell von Autocult innerhalb von drei Monaten, toll!) wieder einmal ein Prachtstück geworden, und die Tatsache, daß das Vorbild in einer sehr ansehnlichen rot/weissen Farbkombination daherkommt, macht das Modell noch gelungener, noch schöner.

Und, wie gesagt, wer Kurven liebt, wird an diesen seinen Gefallen haben… Karosserie-Kurven, möchte ich nochmals betonen!!

Hier ist also, das Modell des Mercedes-Benz 230, Baujahr 1939, Kabriolett ,Graber‘, wie es damals geschrieben wurde, und hier ist auch, was Autocult uns über das Vorbild mitteilt:

Die internationale Automobil- und Motorradausstellung in Berlin 1939 – vom 17. Februar bis 15. März dauernd – war die öffentliche Geburtsstunde für den Mercedes-Benz Typ 230-W 153. Durch den im September 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkrieg bedingt, konnte der neue Mercedes Benz seine Qualitäten nur noch bedingt
ausspielen und doch erkannten schon zu Beginn der Präsentation einige Autofans, dass sich der Wagen mit einer geänderten Karosserie zu einem Luxusgefährt entpuppen könnte. 

Dieser Ansicht war auch der Schweizer Industrielle Ernst Rufener – Inhaber eines Textilien-Unternehmens in Langenthal. Er wünschte sich eine Sonderanfertigung nach eigenen Vorstellungen und beauftragte dafür die eidgenössische Renommierfirma Carrosserie Graber. Die Wunschvorstellungen des reichen Industriellen konkretisierten sich auf eine zweitürige Cabriolet-Version mit vier Sitzplätzen. Das Heck sollte dabei dem des Bugatti Typ 57 ähneln, der von der Firma Graber im Jahr 1937 karossiert wurde. Markantes Zeichen des französischen Cabriolets war das lang und spitz auslaufende Heck, das auch die hinteren Räder voll umschloss.

Dieses Finish ließen die Schweizer Techniker auch in die neue Karossiere einfließen, wobei die gesamte Frontpartie dem Stuttgarter Original angeglichen wurde. Waren die vorderen Türen beim Mercedes noch hinten angeschlagen, so entschied man sich für den Einbau von zwei großen, jedoch vorne angeschlagenen Türen – im Jahre 1939 eine noch selten praktizierte Lösung. Das Heck verlängerte durch seine spitz auslaufende Form den Wagen nicht nur optisch und verlieh dem Wagen zudem das Flair einer ganz großen Limousine, wobei es Geschmacksfrage blieb, ob ein offenes oder geschlossenes Verdeck die lang gezogenen Linien noch verstärkte. Die Versenkbarkeit des Stoffdaches in der Karosserie war eine weitere, bis dahin nur selten umgesetzte Finesse.


Anmerkung von Jörg Maschke / OldtimerTicker: Das reproduzierte Modell in seiner Farbgebung ist unseren Lesern natürlich von den Vorankündigungsbildern der Messe Berlin wohl bekannt.