Wer war eigentlich Sir Peter Ustinov?
Großmutter war Magdalena Hall, Sprössling einer deutsch-äthiopisch-jüdischen Mischfamilie. Ustinovs Mutter, Nadeschda Leontjewna Benois, genannt Nadia, war eine Malerin und Ballettdesignerin französischer, deutscher, italienischer und russischer Abstammung. Ihr Vater, Leon Benois, war ein kaiserlich-russischer Architekt und Eigentümer von Leonardo da Vinci‘s Gemälde, das „Benois Madonna“ Gemälde, das heutzutage im Hermitage Museum in Sankt Petersburg hängt. Ihr Vorfahr väterlicherseits, Jules-César Benois, war in Frankreich der
Konditormeister des Herzogs von Montmorency, verlies aber das Land 1794 während der Französischen
Revolution in Richtung Sankt Petersburg, wo er zum Konditormeister der Zarin Maria Fiodorovna (vormals
Sophie-Dorothée Augusta Luisa von Württemberg), Ehefrau des russischen Zaren Paul I., wurde.
Peter Ustinovs Vater Jona arbeitete in den 1930er Jahren als Pressereferent an der deutschen Botschaft in London, und war Reporter für eine deutsche Nachrichtenagentur. Im Jahr 1935, zwei Jahre nach der Machtübernahme Adolf Hitlers in Deutschland, begann Jona von Ustinov für den britischen Geheimdienst MI5 zu arbeiten und wurde britischer Staatsbürger. Aller Wahrscheinlichkeit nach, war Jona von Ustinov auch der MI6-Spion, der als „U35“ bekannt war. Obwohl er als Kind nicht wusste, was da hinter geschlossenen Türen im elterlichen Salon vor sich ging, erzählt Sir Peter Ustinov in seiner Autobiografie, dass sein Vater in seinem Londoner Haus geheime Treffen hochrangiger britischer und deutscher Beamter veranstaltete.
Vielen durch seine Rolle als Agatha Christie‘s Hercule Poirot, oder (unter anderen) durch seine Rolle in „Quo Vadis“ oder in „Viva Max“ bekannt, war Sir Peter Alexander Ustinov, CBE, FRSA, ein britischer Schauspieler, Filmemacher und Schriftsteller. Als international bekannter Raconteur war er während eines Großteils seiner Karriere ein fester Bestandteil von Fernseh-Talkshows und Vortragsreihen. Als Intellektueller und Diplomat bekleidete er verschiedene akademische Ämter, war „Botschafter des guten Willens“ für UNICEF und Präsident des „World Federalist Movement“. 1999 gründete er mit seinem Sohn Igor in Frankfurt-am-Main die „Peter Ustinov Stiftung“, deren Ziel es ist, eine gemeinsame Welt der Toleranz, des offenen Geistes und der gegenseitigen Achtung zu schaffen.
Sein Familien-Hintergrund, seine Erziehung, und die Lebenserfahrungen gaben Sir Peter Ustinov seine kosmopolitische Einstellung, die ihn gegen jegliche Art von Nationalismus und Extremismus aufbrachte. Im Laufe seines Lebens wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter zwei Oscars als bester Nebendarsteller; Emmy Awards, Golden Globes und BAFTA Awards für seine schauspielerische Leistung, ein Grammy Award für die beste Ton-Aufnahme für Kinder, sowie staatliche Auszeichnungen, unter anderem aus dem Vereinigten Königreich (CBE), Frankreich (Chevalier des Arts et Lettres), Deutschland (Bundesverdienstkreuz), und das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, u.a. Darüber hinaus zeichnete er sich durch eine einzigartige kulturelle Vielseitigkeit aus, die ihm häufig den Beinamen „Renaissance-Mann“ einbrachte. Im Jahr 2003 änderte die „Durham University“ den Namen ihrer „Graduate Society“ (Absolventengesellschaft) in „Ustinov College“ um die bedeutenden Beiträge zu würdigen, die Sir Ustinov als Kanzler der Universität von 1992 bis zu seinem Tod geleistet hatte.
Peter Ustinov hatte aber auch ein lebenslanges Hobby: Automobile!
Kindesalter vom Augenblick des Aufwachens bis zum Bettgehen für ein Auto, und er wusste genau welches: er war ein „Amilcar“!
Der Mercedes-Benz 26/120/180 (680 S) – 1928 (RHD),
Kommission Nr. 40637, Fahrgestell Nr. 35952, Motor Nr. 71808,
Aufbau nach Gangloff (Genf, Bern, Colmar)
Er besaß ebenfalls eine Zeitlang einen Mercedes-Benz Typ 680S, der bereits zu seinen Lebzeiten seit Jahren im „National Motor Museum“ in Beaulieu, Hampshire, Großbritannien, ausgestellt war – und noch ist. Über dieses Autosagte er mal: „Es war sehr schnell, sehr gefährlich und hatte Seilzugbremsen. Wenn es regnete, schickte das Bremspedal eine Nachricht an eines der Räder, das eher widerwillig eine Nachricht an ein anderes Rad schickte, und so weiter.“ Jedes Rad reagierte zu einem anderen Zeitpunkt, so dass man mit 100 Meilen pro Stunde quer über die ganze Straße fuhr.
Gangloff“ hat eine etwas sonderbare Geschichte.
Der rechtsgelenkte Mercedes-Benz 26/120/180 PS Typ 680S, bestellt am 4. Juni 1928, mit der Kommissionsnummer 40637, der Fahrgestellnummer 35952, und der Motornummer 71808 wird als fahrbares Fahrgestell am 4. September 1928 von der British Mercedes (London) an einen Herrn Dowding in London verkauft.
Bereits einen Monat später, am 6. Oktober 1928 wechselt das Chassis den Eigentümer, der neue Besitzer ist ein gewisser Mr. J. Lloyds wohnhaft in St. Neots, 95 km nördlich von London gelegen. Im Oktober 1950 steht der Wagen beim Händler C. Arnold in Northamton (East Midlands, England) für 230 GBP zum Verkauf.
Allem Anschein nach fand der Wagen keinen Käufer, denn bereits im Dezember 1950 steht er wieder zum Verkauf, diesmal bei Chipstead Motors in London SW3, und wird als ein rotes zweisitziges „Schnäppchen“ in
„hervorragendem Zustand“ angepriesen. Dort wartet er bis Mitte 1951 auf einen Käufer.
Schließlich erwirbt Peter Ustinov im Juni 1951 den 680S mit dem Nummernschild YX5964.
Mercedes 680S Fahrgestell mit einem vielleicht in Heimarbeit dilettantisch selbstgefertigten Aufbau von der „A-Säule“ bis zum Heck des Wagens. Es sind keine Bilder vom Heck des Autos verfügbar oder vorhanden. Es scheint aber und sieht so aus, als ob glatte Metallplatten einfach zusammengenietet wurden.
1976 überträgt Peter Ustinov formell den Besitz des 680S an das „National Motor Museum“ (vormals „Montagu Motor Museum“), in Beaulieu. Kurz nachdem der Wagen vollständig in den Besitz des Museums übergeht, wird 1976 mit der Restaurierung des 680S begonnen.
Gleichzeitig wurde entschieden, dem Wagen einen Aufbau zu geben, der dem Wagen entspräche, und seiner
auch würdig wäre. Angesichts des Zustands des Wagens, so wurde mir vom Beaulieu Museum mitgeteilt, wurde das Thema eines neuen Aufbaus bereits in den fünfziger angesprochen, und über die folgenden zwei Jahrzehnte immer wieder diskutiert.
Es wurde schließlich beschlossen, den 680S mit einem sogenannten „Dual Coach Phaeton“-Aufbau (zu Deutsch: Tourer) von Gangloff nachzubauen, so wie der Genfer Karosserie-Betrieb sie um 1928 herstellte. Ein Bild von einem Mercedes 680S mit Gangloff-Karosserie wurde als Inspiration benutzt.
Der Auftrag ging an Rod Jolley Coachbuilding, in Lymington, Hampshire (England). Der Nachbau erfolgte ausschließlich auf der Grundlage von zahlreichen Fotos und nicht anhand von technischen Zeichnungen oder eines existierenden Fahrzeugs.
überhaupt nicht von einem Original-Gangloff Aufbau zu unterscheiden ist. Abgesehen davon kann jedoch die Frage aufkommen, ob der im „National Motor Museum“ in Beaulieu ausgestellte „Ustinov“-Wagen geschichtlich
gesehen, überhaupt etwas mit Sir Peter zu tun hat. Wäre es nicht authentischer gewesen, nebst Fahrgestell und Motor die „Seifenkisten“-Karosserie des 680S in den Ur-Zustand zu restaurieren und auszustellen?
Natürlich kann es hier keine absolut klare Antwort geben. Sicher sieht das Museums-Ausstellungsstück völlig anders aus als der Wagen, den Peter Ustinov in den fünfziger Jahren für circa fünf Jahren besaß. Zudem wurde der neue Gangloff-Aufbau erst in Angriff genommen, nachdem der Wagen von Ustinov an das Museum überschrieben worden war. Und doch ist der Wagen mit Gangloff-Aufbau zweifelsohne Peter Ustinov’s Wagen gewesen, denn laut Gepflogenheit und Begriffsbestimmung, bestimmt die Fahrgestellnummer das Baujahr und den Wagen-Typ.
nach Gangloff“.
Heute, im Jahre 2023, steht der ebenso typisch „im Stile von Gangloff“ rot und schwarz lackierte 680S von Sir Peter Ustinov als permanentes Ausstellungsstück in der Abteilung „Cars of the Stars“ im National Motor Museum.
Ilario hat es wieder einmal geschafft…
Über das Modell gibt es nichts zu sagen, außer dass man nichts Besseres finden kann. Seine Qualität ist auf dem gleichen Niveau wie die Qualität der von EMC hergestellten Modelle, das Studio von Kijv in der Ukraine, das
aufgrund der Umstände seine Produktion einstellen musste, wenn auch nur vorübergehend, man kann es nur hoffen. Das Modell kostet in Europa 329,20 € (MwSt. inkl.) und 266,00 € (+ Versand) außerhalb der EU. Es ist auf alle Fälle jeden Cent wert!