Schneller als erwartet liegt die neue INFO von Bernd D. Loosen vor und er hofft, dass es ebenso gut gefällt wie der frühere „Newsletter“. Alles in allem sind die Unterschiede zwischen der INFO und dem „Newsletter“ gering. Hier und da wurde ein wenig nachgebessert, aber im Wesentlichen wird er, nicht jedes Mal erscheinen, wenn ein neues Modell auf den Markt kommt, sondern nur dann, wenn das betreffende neue Modell bzw. das Auto, aus dem das Modell entstanden ist, eine interessante Geschichte hat.
– EMC: Mercedes-Benz 540K,LondonerBotschaftswagen 1938
– AUTOCULT: Mercedes-Benz 170 Erdmann & Rossi (1933)
– ESVAL: Mercedes-Benz 540K Limousine (1936/37)
Der Mercedes-Benz 540K (Londoner Botschaftswagen) Baujahr 1938, Kommission Nr. 269504 – Fahrgestell Nr.189381
Von Natur und Erfahrung aus eher skeptisch, hätte ich nie gedacht, dass EMC (Kijv) es jemals schaffen würde,
trotz extremer Widrigkeiten, nach knapp zwei Jahren ein völlig neues Modell herauszubringen. So ist dies allein schon ein Grund, weshalb man EMC zu dem jetzt herauskommenden Mercedes-Benz 540K im Maßstab 1:43 gratulieren muss, eine perfekte Miniatur der viertürigen Limousine, Baujahr 1938, mit Aufbau vom englischen Karosseriebauer Freestone und Webb, aus Willesden, in Londons Norden.
Es ist ein Mercedes-Benz Wagen, der in der Szene der Oldtimerkennern zwar nicht unbekannt ist, der aber starke Reaktionen auslöst: Entweder ist man von seinem Aussehen fasziniert, oder er wird für eine optische Abscheulichkeit gehalten. In jedem Fall ist der Wagen als solcher und als Modell ein Unikat. Die Arbeit von Freestone and Webb lag ganz im Zeitgeist. Der Aufbau ist, mal abgesehen von der Kühlerhaube, fast mit den
damaligen Rolls-Royce 25/30 und Bentley Saloon-Karosserien im modischen „Razor Cut“ beziehungsweise
„Razor Cut Edge“ oder auch „Razor Cut back“ gebauten Stil identisch.
Man könnte darüber streiten, ob es sich um einen echten „Rasiermesserschnitt“-Aufbau handelt, da die Kanten abgerundet sind, also sagen wir mal einfach, es ist ein „Rasiermesserschnitt – leicht“. Ein Mercedes im echten, scharfen, „razor cut edge“-Stil wird am Schluss dieses Artikels vorgestellt. Dieser Stil aus den späten dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, den man als typisch British identifizieren möchte, ist auch noch heute dank des
Fuhrparks des britischen Königshofs bekannt. Es ist gerade diese Mischung aus Mercedes vorne und Rolls-Royce
hinten, die manch einen Betrachter schockiert und den Wagen bei allem Deutschen Inhalt doch zutiefst Britisch erscheinen lässt.
Dies hatte gleichzeitig den Vorteil, dass der Wagen im Londoner Verkehr der Vorkriegsmonate und in der damaligen öffentlichen Stimmung unauffälliger war und nicht wie ein teutonischer Provokateur auffiel. Und genau dies war mit der Bestellung dieser Karosserie von Freestone & Webb für den neuen Repräsentation-Wagen des Botschafters des Deutschen Reichs am Hofe von St. James bezweckt.
Der Auftrag wurde 1938 von der Deutschen Botschaft im Namen des seit Ende Oktober 1936 als Botschafter in London tätigen Joachim von Ribbentrop vergeben. Von Ribbentrop wollte als typisch englischer Gentleman angesehen, und also solcher in der „High Society“ auch akzeptiert werden, was in seiner Bekleidung auch zum Ausdruck kam. Ebenfalls auch in der Wahl der Westminster School, eine Elite-Schule zu der er seinen Sohn Rudolf schickte. Dort war dieser übrigens den Erinnerungen des späteren Schauspielers Peter Ustinov zufolge einer seiner Klassenkameraden (von dem er auch keine besondere Meinung hatte). Das Mindeste, was man über Botschafter von Ribbentrop sagen kann, ist, dass er nicht nur ein eitler und selbstgefälliger Aufsteiger war, sondern auch zu Fauxpas neigte.
Im Februar 1937 zum Beispiel unterlief Ribbentrop ein bemerkenswerter gesellschaftlicher Fauxpas, als er König Georg VI. unerwartet mit dem „Deutschen Gruß“ begrüßte. Die Geste warf den König, der gerade nach vorne ging, um Ribbentrop die Hand zu schütteln, fast um. Als Ribbentrop immer mehr Menschen in Großbritannien verprellte, warnte Reichsmarschall Hermann Göring Hitler, Ribbentrop sei ein „dummer Arsch“. Hitler wies Görings Bedenken zurück: „Aber er kennt doch eine ganze Menge wichtiger Leute in England.“ Auf diese Bemerkung erwiderte Göring: „Mein Führer, das mag ja stimmen, aber das Schlimme ist, dass die ihn auch kennen“. (cf. Laurence Rees, BBC). Joseph Göbbels drückte eine gängige Ansicht aus, als er in einem seiner Tagebücher anvertraute, dass „von Ribbentrop seinen Namen gekauft, sein Geld geheiratet, und sich in sein Amt geschwindelt hat“.
Schließlich wurde von Ribbentrop nach knappen 15 Monaten als Botschafter in London, am 4. Februar 1938 nach Berlin zurückbeordert, und zum „Reichsminister des Auswärtigen“ befördert. In London hinterließ Ribbentrop, als „Ambassador Brickendrop“ (nach der Redewendung „to drop a brick“ für „sich daneben benehmen“) verhöhnt, Erinnerungen einer totalen Inkompetenz.
Der Mercedes 540K mit „Razorcut back“-Aufbau von Freestone & Webb wurde jedenfalls erst am 4. April 1938 an den Fuhrpark der Deutschen Botschaft geliefert, als Ribbentrop bereits zurück in Berlin war. Man kann also akkuraterweise nicht von dem Wagen von J. v. Ribbentrop sprechen, auch wenn eine Messingplakette in der Mitte des Armaturenbretts dies suggerieren mag. Das mochte den Wagen im Laufe der Jahre interessanter gemacht, und vielleicht seinen Wert auch gesteigert haben, akkurat ist es jedoch nicht. Rein rechtlich betrachtet allerdings, steht auf der Plakette lediglich, dass Joachim v. Ribbentrop 1938 deutscher Botschafter in London war, was ja auch stimmt, selbst wenn das in dem Jahr nur für 35 Tage der Fall war.
Wie dem auch sei, das EMC-Modell des Wagens ist so detailliert, dass selbst diese Plakette im Inneren der 1:43
Miniatur nachgebildet wurde. Überhaupt ist die Nachbildung des Innenraums des 540K erstaunlich, ob es sich
um die detaillierte Nachbildung des Stahlschiebedachs (Nachbildung, die sich nicht nur auf eine einfache Gravur beschränkt), oder um die Spiegel and den Seiten der Rücksitzwände handelt. Alles andere am Modell ist fehlerlos
nachgebildet worden. So etwas hat natürlich seinen Preis: 540 USD (+ Versand) bzw. ungefähr die gleiche Summe in EUR.
Die gesamte Produktion wird sich auf 150 Stück belaufen. Das Modell kann ab sofort direkt bei EMC bestellt werden (siehe Bestellanschrift hiernach).
Was das Auto betrifft, so verschwand es bei Kriegsende, um in Australien wieder aufzutauchen, angeblich im Besitz eines australischen Generals. Im Jahr 1974 wird der Wagen in Großbritannien versteigert, und geht in die
Vereinigten Staaten nach Las Vegas, wo es Teil der „Classic Auto Collection“ des Imperial Palace Hotels wird. Die Autos sind dort nicht auf Dauer ausgestellt, und wenn jemand Interesse am Kauf eines der Autos hat, verkauft es das Imperial Palace auch.
Und so kehrt der Wagen irgendwann nach Deutschland zurück, wo er nacheinander in den Besitz von drei privaten Sammlern gelangt, zunächst in Dortmund, dann in Berlin und schließlich in Hamburg, von wo aus der 540K irgendwann in die Sammlung des Imperial Palace Hotels in Las Vegas zurückkehrt. Bekannt ist, dass der Wagen ab dem 27.März 2002 wieder in Deutschland zugelassen wird, um jedoch bereits am 2. Dezember 2003 stillgelegt zu werden.
Ab 2005 gehört er einem bei Wien ansässigen österreichischen Sammler. Schließlich wird der Mercedes-Benz 540K von 1938 mit seiner Sonderkarosserie von Freestone & Webb im Jahr 2014 von seinem heutigen Besitzer erworben und kehrt nach Deutschland zurück.
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Ergänzung – Ein schärferes Rasiermesser:
Der Mercedes-Benz 540K Fahrgestell Nr. 189385 – Baujahr 1938 – Kommissionsnummer 277277
Zwar ist der Mercedes-Benz 540K mit Aufbau von Freestone & Webb ein Unikat, aber es gab (und gibt noch) einen „Fast“-Zwilling, der sich von dem Botschaftswagen, abgesehen von seinem zweifarbigen Lack im Wesentlichen nur durch Abweichungen der Formgebung im Heckbereich unterscheidet. Die Unterschiede sind am deutlichsten an den scharfen seitlichen Kanten des Dachs und am Übergang der Karosserie zwischen den hinteren Kotflügeln und dem Kofferraum sichtbar.
Die Lackfarben waren ein helles beige, gepaart mit einem hellem braun an den Kotflügeln und an der Gürtellinie, eine Farbkombination, die zu der Zeit in England anscheinend gängig war. Dieser Wagen, Kommissionsnummer 277277, mit dem Fahrgestell Nr. 189385, erhielt 1939 sein Kennzeichen FXR420. Der Wagen steht heute im Cussler Museum in Arvada, Colorado, USA, ein privates Museum mit über 100 Exponaten, gegründet von dem
mit 88 Jahren am 4. Februar 2020 gestorbenen Clive Eric Cussler, amerikanischer Abenteuerroman-Autor und
Unterwasserforscher.
Clive Cussler wurde 1932 in Aurora im Staate Illinois geboren, als Sohn eines deutschen Vaters und einer englischen Mutter. In seinen Memoiren verriet er, dass sein Vater während des Ersten Weltkriegs im kaiserlichen deutschen Reichsheer an der Westfront diente. Außerdem diente einer von Cusslers Onkeln in der kaiserlichen deutschen Luftwaffe. Cussler fing 1965 an, seine Abenteuer-Romane zu schreiben. Zuvor arbeitete er in zwei der größten amerikanischen Werbeagenturen und konzipierte erfolgreiche Werbe-Kampagnen für amerikanische Fernsehsender. Als Schriftsteller war er mit insgesamt mit 90 Abenteuerromanen sehr produktiv. Hinzu kamen noch zwei Sachbücher über Schiffwracks und zwei Bücher über klassische Automobile hinzu.
Die Sammlung in seinem Museum umfasst mit wenigen Ausnahmen durchwegs klassische Wagen amerikanischer Produktion, die zwischen 1905 und 1965 hergestellt wurden. Unter diesen Ausnahmen befindet sich der Mercedes 540K, Freestone & Webb, mit „razor-edge“-Aufbau von 1938, Fahrgestell-Nr. 189385.
Zum Schluss noch ein anderes Beispiel eines Mercedes-Benz mit einer Freestone & Webb „razor edge“- Karosserie.
Der Form der vorderen Kotflügel nach zu urteilen, handelt es sich hier sehr wahrscheinlich um einen 500K oder 540K Jahrgang 1936. Leider ist nicht über die Geschichte des Wagens bzw. ob er noch existiert, bekannt. Sollte ein Leser dieses „Info“-Newsletter irgendeine Information, oder weitere Bilder zu diesem Wagen haben, bitte melden. Ich würde mich über jede neue Information zu diesem Wagen freuen!
NEU von AUTOCULT:
Der Mercedes 170 (1933) Stromlinien-Aufbau Erdmann & Rossi (Prototyp)
Ab Anfang Februar 2024 ist das neueste 1:43 Mercedes Modell von Autocult in den Hobby-Läden erhältlich.
Es handelt sich um den Mercedes 170 mit Aufbau von Erdmann und Rossi, einem Prototypen, der zu einem gottlob nur kurz andauerenden Zwist zwischen der Daimler-Benz AG und Erdmann & Rossi führte, hatte man bei Erdmann & Rossi doch glatt vergessen, um die Erlaubnis zur Verwendung des Sterns auf dem Kühler zu bitten.
Folglich musste noch am Tag der Eröffnung der IAMA in Berlin im Februar 1933 der Stern sofort entfernt werden, und durch eine Kühlerfigur im Stile des E&R-logos ersetzt – nur: der Stern war weiterhin deutlich auf den Radkappen zu sehen -, ebenso auf der Abdeckung des Kurbellochs, das sich in der Mitte des unteren Teils der Kühlerabdeckung befand.
Aber die Unstimmigkeit war wieder schnell behoben, und die für beide Firmen guten und ertragreichen Geschäftsbeziehungen wieder aufgenommen.
Der Preis des Modells liegt bei etwas über 110 € (+ Versand falls notwendig).
Demnächst von Esval:
Der Mercedes-Benz 540K (W29) 4-Türen Innenlenker (1936-37)
Im März oder April ist vom Esval Group die Herausgabe eines unter den Mercedes-Benz Kompressorwagen
«seltenen Vogels» vorgesehen: den 540K von 1936/37, in der viertürigen Innenlenker -Ausführung. Die Produktion dieses Wagens seinerzeit mit seinem vom Mercedes-Benz Karosseriewerk Sindelfingen hergestellten
Aufbau soll sehr niedrig gewesen sein: ganze vier Stück in der 540K Version. Daneben sollen auch 19 Vier-Türen Limousinen auf 500K Fahrgestell gebaut worden sein.
Esval stellt den – m.E. etwas bieder aussehenden – Wagen in zwei verschiedenen 1:43 Modell-Ausführungen vor: das Modell wird in schwarz mit rotem Innenraum, und in braun mit hellbraunem Interieur erhältlich sein.
Etwas bedauerlich ist die etwas simple Ausführung der Kühlermaske. Selbst in dieser Preisklasse dürfte es in diesem Maßstab machbar sein, ohne allzu grossem Aufpreis akkurater aussehende Mercedes-Benz-Kühler darzustellen, dafür ist schließlich die gewünschte Feinheit durch Fotoätzteile erwiesenermaßen technisch erreichbar.
Das Modell wird von Esval in Europa für €104,99 (Versandkosten inbegriffen), und im Rest der Welt für 109.99 USD (ebenfalls Versandkosten frei) über info@esvalmodels.com erhältlich sein. Es dürfte ebenfalls von Ihrem Hobbyhändler zu bekommen sein.
Quellen:
Wagner Automobil-Restauration GmbH & Co. KG; Mimaho GmbH; Bundesarchiv; Wikipedia; Laurence
Rees (GB); Joseph Göbbels: Tagebücher; Peter Ustinov: Dear Me; Cussler Car Museum, Colorado.
Fotos:
Wagner Automobil Restauration; Bundesarchiv; Alamy; EMC; Autocult; Esval Group;
Cussler Car Museum.