- Geburtstag von Jochen Mass
- Vor 20 Jahren wird Bernd Schneider mit dem Mercedes-Benz CLK Meister der DTM
- Vor 65 Jahren gewinnen Walter Schock/Rolf Moll die Tourenwagen-EM
- Vor 150 Jahren wird Adolf Daimler geboren – er startet 1906 bei der Herkomer-Konkurrenz
- Mercedes-Benz Rennfahrer Albert Pfuhl ist am 30. April 2021 mit 86 Jahren verstorben
Bewunderung für ihre sportlichen Leistungen verdienen sie alle: Jochen Mass prägt auf Mercedes-Benz Rennsportwagen die Gruppe-C-Ära – inklusive des Le-Mans-Gesamtsiegs. Bernd Schneider dominiert mit dem AMG Mercedes-Benz CLK im Jahr 2001 die Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM). Walter Schock und Rolf Moll feiern 1956 mit Mercedes-Benz in ganz Europa Rallyeerfolge. Und Gottlieb Daimlers jüngerer Sohn Adolf startet 1906 mit einem Mercedes 70 PS bei der Herkomer-Konkurrenz – der härtesten Zuverlässigkeitsfahrt jener Tage im damals noch jungen Automobilsport. Albert Pfuhl ist einer der besten Privatfahrer, die mit Mercedes-Benz Fahrzeugen Tourenwagenrennen und Langstreckenrallyes bestreiten. Am 30. April 2021 ist der Rennfahrer und Abenteurer im Alter von 86 Jahren verstorben. Mercedes-Benz erinnert an diese sechs Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Epochen, die zur Motorsportgeschichte der Marke beigetragen haben.
08. September 1871 – Adolf Daimler wird in Karlsruhe geboren
Adolf Daimler wird vor 150 Jahren als zweiter Sohn von Gottlieb Daimler am 8. September 1871 in Karlsruhe geboren. Wie sein Bruder Paul Daimler (technischer Leiter der Daimler-Motoren-Gesellschaft von 1907 bis 1922) verknüpft auch er sein Berufsleben mit dem Automobil. Nach seinem Maschinenbaustudium tritt Adolf Daimler 1899 ins Unternehmen ein. 1907 wird er Vorstandsmitglied und Betriebsdirektor der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Ein Jahr zuvor startet er mit einem Mercedes 70 PS mit Vierzylindermotor bei der Herkomer-Konkurrenz, einer der populärsten Automobilveranstaltungen seiner Zeit. Es handelt sich vermutlich um eine leistungsgesteigerte Version des Mercedes 65 PS mit 9,2 Litern Hubraum. Die Tourenwagenrallye geht auf den Maler, Universalkünstler und Automobilliebhaber Hubert von Herkomer zurück. Bei der zweiten Ausgabe im Jahr 1906 und damit vor 115 Jahren legt ein Feld aus 159 Fahrzeugen die Gesamtstrecke von 1.700 Kilometern zurück.
Bei der ersten Herkomer-Konkurrenz 1905, die als Nachfolger der Gordon-Bennett-Rennen gilt, ist Mercedes überaus erfolgreich. Stolz schaltet die damalige deutsche Mercedes Generalvertretung Flinsch & Co. aus Frankfurt am Main eine ganzseitige Anzeige im „Berliner Tageblatt“ vom 27. August 1905. Darin heißt es: „Von 80 konkurrirenden Wagen waren 13 Mercedes und hiervon waren 7 unter den 15, welche als placirt gezählt wurden. Drei Mercedes sicherten sich die ersten Preise.“ Die Fahrer dieser drei Mercedes sind Edgar Ladenburg, Herman Weigand und Willy Pöge. Die Anzeige beschreibt die „fachmännische Prüfung auf Gebrauchsfähigkeit und Nutzleistung der Wagen“ als Ziel der Rallye: Tourenwagen mit vier Sitzen, Kotflügeln, Beleuchtung, Regenschutz und Gepäckraum sollen ihre Ausdauer, Alltagstauglichkeit und Zuverlässigkeit beweisen.
Das öffentliche Interesse an der von 1905 bis 1907 ausgetragenen Herkomer-Konkurrenz ist groß. So wächst in Deutschland und Europa auch die Begeisterung für das noch junge Automobil. Bei der zweiten Ausgabe der Rallye vom 5. bis 13. Juni 1906 kommt Emil Neumaier in einem Benz auf Platz 2 ins Ziel, gefolgt von Willy Pöge mit seinem Mercedes. Auch Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder von Kaiser Wilhelm II., nimmt an der Herkomer-Konkurrenz teil. Ab 1908 führt er sie mit praktisch gleichem Reglement bis 1910 als „Prinz-Heinrich-Fahrt“ fort. Adolf Daimler stirbt im Alter von nur 41 Jahren am 24. März 1913 in Tübingen. Seit 1997 lebt die Herkomer-Konkurrenz als Oldtimerrallye rund um die Stadt Landsberg am Lech wieder auf.
30. September 2021 – Jochen Mass feiert seinen 75. Geburtstag
Auch 30 Jahre nach seinem letzten Rennen gehört Jochen Mass zu den bekanntesten Motorsportlern Deutschlands. Bei vielen Klassikveranstaltungen ist der kundige und eloquente Rennfahrer ein gefragter Gesprächspartner.
Seinen größten Einzelerfolg feiert Jochen Mass mit Mercedes-Benz. 1989 gewinnt er gemeinsam mit Manuel Reuter und Stanley Dickens mit einem Sauber-Mercedes C 9 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Zwischen 1988 und 1991 gehört Mass zum überaus erfolgreichen Team des Schweizers Peter Sauber, der die Rennsportwagen der Gruppe C in enger Partnerschaft mit Mercedes-Benz einsetzt. 1990 gibt es einen Spezialauftrag. Mass soll drei Nachwuchsfahrer an die Spitze des Motorsports führen: Heinz-Harald Frentzen, Michael Schumacher und Karl Wendlinger. Die Paarungen Mass/Wendlinger und Mass/Schumacher gewinnen 1990 je einen WM-Lauf, und den drei Junioren stehen große Karrieren bevor. Mass dagegen zieht sich 1991 nach dem WM-Finale in Autopolis/Japan vom aktiven Rennsport zurück.
„Ich war immer neugierig auf die Welt“, so beschreibt Jochen Mass seine Lebenseinstellung. Den am 30. September 1946 in Dorfen bei Erding Geborenen zieht es als jungen Mann zunächst aufs Meer hinaus. Nach drei Jahren als Seemann bei der Handelsmarine begeistern ihn Sound, Geruch und Speed der Renntourenwagen. Er wählt eine Mechanikerlehre bei dem seinerzeit renommierten Rennstall von Helmut Hähn für den zielstrebigen Weg ins Cockpit eines Alfa Romeo GTA. 1968 und 1969 fällt sein großes Talent den Verantwortlichen des Ford-Werksteams auf. Mit einem Ford Capri RS 2600 gewinnt er 1971 die Deutsche Automobil Rundstrecken-Meisterschaft und wird 1972 Tourenwagen-Europameister. 1971 bestreitet er sein erstes Rennen im Monoposto und schafft binnen nur zwei Jahren den Sprung in die Formel 1. Bei 105 Grand-Prix-Teilnahmen sammelt Mass mit McLaren und Arrows 71 Weltmeisterschaftspunkte und ist damit der erfolgreichste deutsche Formel-1-Pilot seiner Zeit.
Mit seinen vielfältigen Erfahrungen ist Jochen Mass ein überaus sympathischer Mensch, der mit inhaltsreichen und Humor gespickten Geschichten andere gern an seinen Abenteuern teilhaben lässt. Ein prall gefülltes Leben hat ihn nicht abheben lassen – wann immer es ihm möglich ist, findet Jochen Mass Zeit für seine Zuhörer.
7. Oktober 2001 – „Mister DTM“ Bernd Schneider feiert in Hockenheim den dritten DTM-Titel
Auf den Ehrentitel „Mister DTM“ ist Bernd Schneider noch immer stolz. Mit insgesamt fünf Meistertiteln in der DTM liegt er in der Statistik dieser herausragenden Tourenwagenrennserie bis heute an der Spitze. In 226 Rennen mit Tourenwagen von Mercedes-Benz gewinnt er 43 Mal und fährt 100 Mal aufs Podium. Meister wird der 1964 in St. Ingbert geborene Rennfahrer erstmals 1995 in der noch als Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft laufenden DTM. In den seit 2000 ausgetragenen Deutschen Tourenwagen-Masters gewinnt der Mercedes-AMG Markenbotschafter den Titel 2000, 2001, 2003 und 2006. In den Jahren ohne DTM belegt Schneider 1997 mit dem Mercedes-Benz CLK GTR Rang 1 in der FIA-GT-Weltmeisterschaft.
Unter den Erfolgen ragt das Jahr 2001 heraus. Denn zum ersten Mal in der wechselvollen DTM-Historie kann ein Rennfahrer seinen Titel verteidigen. Das gelingt dem amtierenden Champion sogar ganz überlegen. „Es ist kaum zu glauben, an neun der zehn Wochenenden fand ich mich zumindest einmal auf dem Podium wieder, meinen dritten Titel hatte ich bereits zwei Rennen vor dem Ende der Saison sicher“, blickt Schneider zurück. Anders ausgedrückt: Von 20 Rennläufen gewinnt der Mercedes-Benz Werksfahrer sechs, viermal wird er Zweiter, viermal Dritter. Mercedes-Benz ist 2001 derart überlegen, dass die vier Fahrer von Hans Werner Aufrechts AMG Team in der Reihenfolge Schneider, Uwe Alzen, Peter Dumbreck und Marcel Fässler die ersten vier Plätze in der Meisterschaft belegen. „Uwe Alzen lag bereits 60 Punkte hinter mir“, sagt Schneider, Meister mit 161 Punkten.
Bernd Schneiders Motorsportaktivität beginnt früh. Schon mit fünf Jahren will er unbedingt Kart fahren. „Mein Papa Horst hat mich früh gefördert, viel in meine Karriere investiert und immer an mich geglaubt, das war schon toll“, sagt Schneider. Über nationale und internationale Erfolge im Kart führt ihn der Weg in die Formel Ford, die Formel 3 und schließlich die Formel 1. Vor der Saison 1990 steht Schneider plötzlich ohne Cockpit da und fährt zunächst für verschiedene Teams Sportwagenrennen. 1991 führt der Rennfahrer Gespräche mit Norbert Haug, dem damals neuen Mercedes-Benz Motorsportchef. Dieser rät ihm: „Bernd, du musst unbedingt DTM fahren.“ Das Ergebnis: Bereits in seiner ersten DTM-Saison 1992 wird der DTM-Rookie mit dem AMG Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II (W 201) mit vier Siegen Dritter hinter seinen Mercedes-Benz Kollegen Klaus Ludwig und Kurt Thiim.
24. November 1956 – Schock/Moll werden Europameister
In den 1950er- und 1960er-Jahren gewinnen klassische Mercedes-Benz Limousinen zahlreiche Tourenwagenrennen auf der Rundstrecke und bei Rallyes. So starten der Stuttgarter Walter Schock und sein Beifahrer Rolf Moll mit einem Mercedes-Benz 220 a (W 180) im Jahr 1956 bei der Rallye Monte Carlo. Sechs Zylinder, 2,2 Liter Hubraum und 85 kW (115 PS) reichen aus, um bei der traditionsreichsten aller Rallyes den zweiten Platz im Gesamtklassement zu belegen. Entscheidendes Kriterium für den „Ponton“ ist die Bodenfreiheit, bei einer schneereichen Rallye ein Vorteil gegenüber dem Mercedes-Benz 300 SL (W 198). Mit diesem zweiten Platz legt das Team den Grundstein für den Europameistertitel 1956. Die Rallye Monte Carlo gewinnen Schock/Moll im Jahr 1960 wieder mit einem großen Wagen, der „Heckflossen“-Limousine Mercedes-Benz 220 SE (W 111).
Für die weiteren Rallyes der Saison 1956 wählt das erfolgreiche Rallyeduo aus Stuttgart den 300 SL. Schock/Moll gewinnen die Rallye Sestrière sowie die Rallye Akropolis und belegen bei weiteren Wettfahrten vordere Plätze. Nach einem Herzschlagfinale bei der Rallye Ibérico am 24. November 1956 geht der Titel des Rallye-Europameisters für Tourenwagen mit nur zwei Punkten Vorsprung an die Mannschaft von Mercedes-Benz. Auch den Titel des Internationalen Rallyemeisters erhalten Schock/Moll. Walter Schock wird mit dem 300 SL in diesem Jahr auch noch Deutscher GT-Meister.
Am 3. April 1920 wird Walter Schock geboren. Er absolviert bei Mercedes-Benz eine Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker, legt schon mit 17 Jahren die Führerscheinprüfung ab und wird Versuchsfahrer. Mit Rennsport beginnt Walter Schock erst nach dem Zweiten Weltkrieg, nämlich 1954 mit einem Mercedes-Benz 220 a (W 180) bei der Rallye Solitude. Viele Erfolge feiert er in den Jahren danach, darunter mit Rolf Moll auch den Sieg beim Großen Straßenpreis von Argentinien 1961 mit dem Mercedes-Benz 220 SE (W 111). Im Jahr 2005 stirbt Walter Schock im Alter von 85 Jahren in Stuttgart. Sein langjähriger Copilot, der Maschinenbauingenieur Rolf Moll, ist zwischen 1968 und 1996 Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungsvereins (DEKRA). Er bleibt dem Motorsport auch nach dem Ende seiner sportlichen Karriere über zahlreiche Ehrenämter eng verbunden. Rolf Moll stirbt 2018 im Alter von 89 Jahren.
Abschied von Albert Pfuhl
Der erfolgreiche Unternehmer Albert Pfuhl beginnt 1953 seine Karriere im Rennsport zunächst mit Motorrädern. Anfang der 1960er-Jahre wechselt er ins Automobil. Er fährt zahlreiche Bergrennen mit Ferrari und Porsche sowie Rallyes gemeinsam mit seinem engen Freund Manfred Schiek, Mitarbeiter der Versuchsabteilung von Mercedes-Benz. Als Fahrzeug vermittelt ihm Schiek exakt jenen Mercedes-Benz 220 SE (W 111), mit dem Ewy Rosqvist und Ursula Wirth 1962 den Großen Straßenpreis von Argentinien gewinnen.
Albert Pfuhl ist einer der ersten AMG Kunden. Mit einem ehemaligen Mercedes-Benz 300 SE (W 112) Werksrennwagen mit Direkteinspritzung gewinnt er 1966 und 1967 zahlreiche Rundstreckenrennen. Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher bereiten das ehemalige Werksfahrzeug für den Privatfahrer vor. „Durch meine Erfolge haben Aufrecht und Melcher neue Kunden gewonnen“, sagt Pfuhl im Rückblick.
In den 1970er- und 1980er-Jahren startet Pfuhl mit Mercedes-Benz Fahrzeugen zu Langstreckenrallyes auf verschiedenen Kontinenten mit Distanzen von bis zu 30.000 Kilometern. Herausragend ist ein neunter Gesamtrang gemeinsam mit Alfred Kling mit einem vom Werk vorbereiteten 280 E (W 123) bei der Rallye Vuelta a la América del Sud vom 17. August bis 24. September 1978. Gesamtsieger der Rallye durch Südamerika wird der vom Werk eingesetzte Mercedes-Benz 450 SLC (C 107) von Andrew Cowan und Colin Malkin. Das Team führt den Fünffachsieg der Stuttgarter Marke an.
Als Mercedes-Benz 1982 seine Rallyeabteilung schließt, kauft Albert Pfuhl das gesamte Material, bestehend aus sechs 500 SLC, Ersatzteilen und 600 Reifen. Mit zwei dieser Fahrzeuge belegen die Teams Albert Pfuhl und Hans Schuller sowie Jochen Mass und Stephen Perry bei der Rallye Paris–Dakar 1984 die Plätze 44 und 62. Nach dieser Marathonrallye beendet der Rennfahrer und Abenteurer Albert Pfuhl seine Motorsportkarriere. Er stirbt am 30. April 2021 im Alter von 86 Jahren.