Mercedes-Benz Classic startet beim Eifel Rallye Festival 2015
Südamerika-Sieger mit V8-Herz in der Eifel
Das Mercedes-Benz 450SLC Rallyefahrzeug, Star der Langstreckenrallye „Vuelta a la América del Sud“ des Jahres 1978, gibt beim fünften ADAC Eifel Rallye Festival vom 23. bis 25. Juli 2015 in und um Daun einen Gala-Auftritt: Eines der originalen Coupés, mit dem die Stuttgarter Marke damals einen grandiosen Doppelsieg erzielt, wird beim Rallye Festival von Andrew Cowan (dem Sieger des Jahres 1978) und Klaus Kaiser sowie vom Team Hannu Mikkola/Arne Hertz gefahren.
Stuttgart. –Starke Grüße aus der Hitze Südamerikas: Vom 23. bis 25.Juli 2015 steuern gleich vier ehemalige Mercedes-Benz Rennfahrer beim diesjährigen ADAC Eifel Rallye Festival den Mercedes-Benz 450SLC Rallyewagen durch die Vulkaneifel. Das V8-Coupé gehört zu den Fahrzeugen, mit denen Mercedes-Benz 1978 an der Langstreckenrallye „Vuelta a la América del Sud“ teilnimmt und einen Doppelsieg sowie einen vierten Platz erringt. Der Erstplatzierte von 1978, Andrew Cowan (er teilt sich damals das Cockpit mit Colin Malkin), geht zusammen mit Klaus Kaiser (seinerzeit Beifahrer von Tony Fowkes auf Mercedes-Benz 280E) an den Start. Das zweite Team von Mercedes-Benz Classic bilden Hannu Mikkola und Arne Hertz, die 1979 auf dem Nachfolgemodell Mercedes-Benz 450SLC5.0 die Bandama-Rallye in Afrika gewinnen und die 1983 schließlich Rallyeweltmeister werden.
„Originalität–das Motto des Eifel Rallye Festivals in diesem Jahr–ist ein Kernwert von Mercedes-Benz Classic. Deshalb freue ich mich besonders, dass mit Andrew Cowan, Arne Hertz, Klaus Kaiser und Hannu Mikkola vier so bedeutende Protagonisten der Mercedes-Benz Motorsportgeschichte auf einem authentischen 450SLC Rallyefahrzeug der Saison 1978 in der Eifel starten“, sagt Michael Bock, Leiter Mercedes-Benz Classic und Kundencenter. „Alle vier Fahrer prägen Ende der 1970er-Jahre die Erfolgsgeschichte der Mercedes-Benz Oberklasse-Coupés der Baureihe C107 im Langstrecken-Rallyesport.“
Das 450SLC Rallyefahrzeug geht in der Eifel zusammen mit zahlreichen weiteren Klassikern von mehr als 30Marken auf die Strecke. Insgesamt starten beim ADAC Eifel Rallye Festival 2015 rund 150 originale oder nach authentischem Vorbild aufgebaute Rallyefahrzeuge aus fünf Jahrzehnten. So bietet die Veranstaltung einen einzigartigen Überblick der verschiedenen Epochen des Rallyesports und wird in diesem Jahr wieder ihrem Ruf als größtes rollendes Rallyemuseum gerecht. Höhepunkte sind die Wertungsprüfungen auf Schotter und Asphalt sowie das Geschehen auf der Rallyemeile in der Leopoldstraße von Daun, die während des gesamten Festivals Dreh-und Angelpunkt für Fahrzeuge, Teams und Fans ist.
Das Festivalprogramm beginnt am Donnerstag, 23.Juli mit dem sogenannten „Shakedown“ in Brück. Am Abend gibt es ein Open-Air-Rallye-Kino. Der Freitag, 24.Juli startet mit der Fahrzeugabnahme auf der Rallyemeile, gefolgt von einer Autogrammstunde mit zahlreichen legendären Rennfahrern. Das Geschehen auf der Strecke beginnt dann am 24.Juli kurz nach 14Uhr mit der „Bosch Super Stage“, dieSchotterpisten samtWasserdurchfahrt, Driftkurve und Sprungkuppe beinhaltet. Am Abend findet erstmalig die neue „Festival Parade“ statt. Sie präsentiert jene Fahrzeuge, die zu wertvoll oder zu empfindlich sind, um voll im sportlichen Festival-Programm eingesetzt zu werden. Der Samstag, 25.Juli steht ganz im Zeichen der Asphaltprüfungen auf der Strecke in der Vulkaneifel undam Abend geht das ADAC Rallye Festival mit einer Party in Daun zu Ende.
Doppelsieg für die V8-Coupés im Jahr 1978
Es ist ein triumphaler Erfolg für den ersten Einsatz der seriennahen Mercedes-Benz Oberklasse-Coupés der Baureihe C107 im Motorsport: Nach 38Tagen strapaziöser Fahrt über knapp 29.000Kilometer (davon rund 7.000Kilometer auf Schotter) triumphiert Mercedes-Benz mit einem Doppelsieg der 450SLC Rallyefahrzeuge in der „Vuelta a la América del Sud“. Insgesamt holt die Stuttgarter Marke im Sommer des Jahres 1978 sogar einen überwältigenden Fünffachsieg. Denn neben den starken V8-Coupés auf den Plätzen1 (Andrew Cowan/Colin Malkin), 2 (Sobieslaw Zasada/Andrzej Zembrzuski) und 4 (Timo Mäkinen/Jean Todt) kommen zwei Rallyefahrzeuge des Typ 280E (W123) auf die Plätze 3 (Anthony Fowkes/Klaus Kaiser) und 5 (Herbert-Ernst Kleint/Günther Klapproth).
Nach dem strapaziösen Marathon durch Argentinien, Uruguay, Paraguay, Brasilien, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile, folgen in den beiden darauffolgenden Jahren zwei weitere Langstrecken-Wettbewerbe, bei denen Mercedes-Benz mit Rallyefahrzeugen auf Basis der Baureihe C107 ebenfalls höchsterfolgreich ist: 1979 führen Hannu Mikkola und Arne Hertz einen Vierfachsieg bei der 11.Rallye Bandama in der Elfenbeinküste auf 450SLC5.0 Rallyefahrzeug an. Die Plätze2 bis4 belegen ihre Teamkameraden Björn Waldegaard und Hans Thorszelius, Andrew Cowan und Klaus Kaiser sowie Vic Preston jr. und Mike Doughty. 1980 folgt ebenfalls bei der Rallye Bandama ein Doppelsieg auf Mercedes-Benz 500SLC Rallyefahrzeug, bei dem Björn Waldegaard und Hans Thorszelius vor Jorge Recalde und Nestor Straimel gewinnen.
Das Fahrzeug von Mercedes-Benz Classic beim ADAC Eifel Rallye Festival 2015
Mercedes-Benz 450SLC Rallyefahrzeug (C107, 1978)
Insgesamt vier der 160kW(217PS) starken V8-Coupés mit Automatikgetriebe schickt Mercedes-Benz 1978 an den Start der harten Rallye in Südamerika. Typisch für die 450SLC Rallyefahrzeuge ist ihre große Seriennähe. Denn Veränderungen an Motor, Getriebe und Karosserie schließt das Reglement der „Vuelta a América del Sud“ aus. Allerdings werden Fahrzeuge ausgewählt, deren Motorleistung im oberen Bereich der Streuungsgrenze liegt–so kommen die Wettbewerbsfahrzeuge auf bis zu 172kW(234PS) Leistung. Für die Teilnahme an der afrikanischen Bandama-Rallye im Jahr 1979 entsteht auf der Basis des 450SLC ein in der Leistung auf 213kW(290PS) gesteigerter Typ: das 450SLC5.0 Rallyefahrzeug. In der Saison 1980 startet Mercedes-Benz mit der letzten Entwicklungsstufe dieser Familie von Wettbewerbsversionen des C107, dem bis zu 250kW(400PS) starken 500SLC Rallyefahrzeug.
- Technische Daten
- Mercedes-Benz 450SLC
- Rallyefahrzeug (C107)
- Einsatz: 1978
- Motor: V8, 90Grad Zylinderbankwinkel
- Hubraum: 4.520Kubikzentimeter
- Leistung: 167kW(227PS)
- Höchstgeschwindigkeit: 220km/h
Die Fahrer von Mercedes-Benz Classic beim ADAC Eifel Rallye Festival 2015
Andrew Cowan – geboren am 13.Dezember 1936 in Duns, Schottland
Andrew Cowan wächst auf einer Farm im schottischen Border District auf und schult zusammen mit seinem Jugendfreund Jim Clark (dem späteren Formel-1-Weltmeister) schon früh seine Fahrkünste auf den engen Straßen der Region. Sein erster bedeutender Motorsporterfolg ist der Sieg der Scottish Rally im Jahr 1962–im folgenden Jahr verteidigt er seinen Titel. Als professioneller Rallyefahrer feiert Cowan vor allem bei Langstreckenwettbewerben Erfolge. Mit seinem Sieg auf Mercedes-Benz 280E bei der Rallye London–Sydney 1977 als Privatfahrer macht er die Stuttgarter Marke auf sich aufmerksam. So erhält Cowan einen Platz im 450SLC Rallyefahrzeug, als Mercedes-Benz die Aktivitäten im Rallyesport 1978 unter der Federführung des Ingenieurs Erich Waxenbergers ausweitet. Cowan siegt 1978 bei der Vuelta a la América del Sud und kommt 1979 im 450SLC5.0 auf Platz3 bei der Bandama-Rallye in Afrika. Auch nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn bleibtCowan dem Rallyesport verbunden, unter anderem gründet er den Rennstall Mitsubishi Ralliart.
Arne Hertz – geboren am 6.Juni 1939 in Schweden
Arne Hertz gewinnt als Kopilot von Stig Blomqvist Anfang der 1970er-Jahre auf Saab 96 V4 zahlreiche große Rallyes in Skandinavien. Seine größten Erfolge feiert Hertz jedoch als Kopilot von Hannu Mikkola Ende der 1970er-Jahre–das Duo führt unter anderem 1979 den Vierfachsieg von Mercedes-Benz bei der Bandama-Rallye an. Im selben Jahr dirigiert Hertz seinen Teamkollegen auf Platz2 der 27. East African Safari. 1983 sichern sich Mikkola und Hertz auf Audi den Weltmeistertitel. Insgesamt ist Hertz von 1976 an 13Jahre lang Kopilot von Mikkola, danach teilt er sich das Cockpit mit Armin Schwarz.
Klaus Kaiser – geboren am 29.Mai 1937 in Stuttgart
Klaus Kaiser geht in den 1960er-und 1970er-Jahren als Beifahrer von Eugen Böhringer und anderen herausragenden Rallyefahrern in die Mercedes-Benz Motorsportgeschichte ein: Mit Böhringer erringt er allein im Jahr 1963 Gesamtsiege beider Deutschland-Rallye, der Rallye Lüttich–Sofia–Lüttich und beim Großen Straßenpreis von Argentinien. Den Erfolg von Argentinien wiederholt das Duo im folgenden Jahr. Seine ersten Motorsporterfahrungen macht Kaiser ab 1954 auf dem Motorrad. Er gewinnt bei verschiedenen Motorradwettbewerben Gold-, Silber-und Bronzeplaketten. Nach einer Lehre bei der damaligen Daimler-Benz AG arbeitet er zwischenzeitlich als Fahrlehrer, kehrt dann als Meister–später Obermeister–zu Mercedes-Benz zurück und arbeitet in der Versuchsabteilung mit Schwerpunkt auf Fahrzeugmessung. Als Mercedes-Benz Ende der 1970er-Jahre wieder im Rallyesport aktiv wird, gehört Kaiser zu den erfahrenen Kopiloten der Werksmannschaft: Er startet 1977 bei der Rallye London–Sydney gemeinsam mit Alfred Kling und Jörg Leininger (Platz6 auf Mercedes-Benz 280E) und wird Kopilot von Toni Fowkes bei der East Africa Safari 1978 sowie der Rallye Vuelta a la América del Sud im Jahr 1978 (Platz 3), jeweils auf Mercedes-Benz 280E. Danach begleitet er Andrew Cowan bei der Bandama Rallye 1979 (Platz3 auf 450SLC5.0) und 1980, bei der East Africa Safari 1980 (Platz6 auf 450SLC5.0), der Rallye Codasur Argentinien 1980 (280CE) und der Rallye Neuseeland 1980 (500SLC). Nach dem Abschluss der Rallye Bandama im Dezember 1980 beendet Klaus Kaiser seine aktive Motorsportkarriere.
Hannu Mikkola – geboren am 24. Mai 1942 in Joensum, Finnland
Als Sohn eines Fabrikanten lernt Mikkola bereits im Alter von 14Jahren das Autofahren. Mit 18 Jahren nimmt er an seiner ersten Rallye auf Volvo teil. Während des Studiums, das er 1965 als Ingenieur abschließt, fährt er weiter erfolgreich Rallyes–zunächst für Volvo, später für Ford. Im Jahr 1979 gewinnt er als Gastfahrer für Mercedes-Benz auf Anhieb die Bandama-Rallye (Elfenbeinküste) auf dem 450SLC5.0 Rallyefahrzeug und wird in jenem Jahr auch hinter Björn Waldegaard Vize-Weltmeister. Auf Audi wird Mikkola mit seinem Kopiloten Arne Hertz im Jahr 1983 Weltmeister. Er gilt als der Rallyefahrer, der während seiner Karriere länger im internationalen Spitzenfeld dieses Sports aktiv ist als jeder andere.