Im Februar 1935 präsentierte die damalige Daimler-Benz AG auf der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung (IAMA) in Berlin den Mercedes-Benz 150 Heckmotorwagen als Sport-Roadster (Baureihe W 30). Die Neuheit sollte als kompakter Sportwagen im Modellprogramm platziert werden, mit dem Potenzial einer größeren Serie – doch es wurden letztlich nur sehr wenige Exemplare gebaut. Inklusive der Prototypen wurden lediglich 5 Sportlimousinen hergestellt, die bei der 2000km durch Deutschland-Rallye 1934 eingesetzt wurden. Vom ungewöhnlichen Sport-Roadster entstanden zwischen 1934 und 1936 aber nur genau 20 Fahrzeuge.
Der Typ 150 gehört zu einer Reihe markanter Mercedes-Benz Fahrzeuge der frühen 1930er Jahre, die vor dem Hintergrund der damals allgemein schwierigen Wirtschaftslage mit der Zielsetzung entstanden, das Produktportfolio nach unten hin abzurunden. Zugleich sind sie Beispiele für die konsequente Umsetzung innovativer Fahrzeugkonzepte in der langen Historie der Daimler AG. Wie alle Fahrzeuge mit Rahmen würde dieser Wagen auch vom MVC Deutschland betreut werden.
1934 erschien der „viersitzige“ Heckmotorwagen Mercedes-Benz 130 (W 23). Im gleichen Jahr wurde für die Fernfahrt „2000 Km durch Deutschland“ der zweisitzige Typ 150 mit Mittelmotor in der Ausführung als so genannte Sport-Limousine gebaut – heute würde man diesen als Coupé oder Sportcoupé bezeichnen. 1936 debütierte der viersitzige Mercedes-Benz 170 H (W 28) mit Heckmotor als Nachfolgemodell des Typ 130.
Der 1935 präsentierte zweisitzige Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster basierte auf der Technik des Typ 150 Sport-Limousine. Er hatte also ebenfalls einen Mittelmotor: Zur besseren Achslastverteilung ist das Antriebspaket von Motor und Getriebe um 180 Grad gedreht, der Motor befindet sich vor der Hinterachse, das Getriebe dahinter. Die sogenannte „Pressluftkühlung“ ermöglicht die Verwendung eines kleineren Kühlers, da ein vom Motor angetriebenes und gekapseltes Gebläse die Kühlluft durch den Kühler presst. Der kleine rechteckige Kühler sitzt hinter dem Motor über der Hinterachse.
Der Motor gilt als Hochleistungsaggregat: Aus 1,5 Liter Hubraum schöpft er eine Leistung von immerhin 55PS (40 kW) – zur damaligen Zeit ein äußerst beachtlicher Wert, der selbst von manchem großvolumigeren Motor nicht erreicht wird. Die Höchstgeschwindigkeit des 150 Sport-Roadsters wird mit 125 km/h angegeben, was für die 1930er Jahre ungewöhnlich schnell ist.
Der Verkaufsprospekt pries das Fahrzeug als „rassigen Sportwagen“ an und hob die Eigenschaften des Sportmotors sowie das vorzügliche Leistungsgewicht heraus. „Ein PS ist mit nur 19 kg belastet! Hier liegt die Erklärung dafür, dass der Typ 150 in allen Übersetzungen einen Anzug hat, der dem eines Kompressorwagens kaum nachsteht.“ Wer von diesem sehr raren Fahrzeug ein ebenso rares Prospekt aus der Zeit ergattern kann, muss wahrscheinlich tief in die Tasche greifen. Eigentlich ist er unscheinbar und im Stil der Zeit mit völlig grünem Cover und der damals auf den MB-Prospekten obligatorischen „Briefmarke“ mit der Typenbezeichnung unten rechts auf der Titelsite.
Der Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster blieb bis 1936 im offiziellen Verkaufsprogramm.
Sein Karosseriedesign unterscheidet sich grundlegend von dem der Sport-Limousine. Es wart vollkommen neu gezeichnet und hatte einige typische Merkmale damaliger offener Sportfahrzeuge, beispielsweise die gepfeilte, geteilte Frontscheibe und die beiden außen montierten Ersatzräder, die allerdings seitlich hinter den Türen angebracht sind. In der Mitte der Front ist ein Fernscheinwerfer eingelassen. Markant ist zudem das spitz zulaufende Boots-Heck mit zwei Nummernschildtafeln. Der Mercedes-Stern an der Frontpartie steht frei; die Heckmotortypen 130 und 170 H haben Sterne, die auf dem Karosserieblech aufgelegt sind. Hinter den Sitzen können sowohl das leichte, aufknöpfbare Verdeck als auch kleine Gepäckstücke untergebracht werden. Unter der vorderen Haube ist Raum für einen großen Koffer und den Kraftstofftank.
Die Zutaten verhießen also einen faszinierenden Sportwagen, der zudem mit 6600 RM (die Limousine wurde mit 6350 Reichsmark angeboten) auch einen vergleichsweise moderaten Preis hat – Voraussetzungen für eine größere Stückzahl. Doch sie bleibt äußerst überschaubar. Zwar existieren unterschiedliche Angaben, doch die wichtigste Quelle, eine Produktionsstatistik, weist 20 Exemplare aus. Die Statistik der in Sindelfingen produzierten Karosserien hingegen nennt fünf gebaute Exemplare – eine im Jahr 1934, vier im Jahr 1935. Darin sind aber nicht die Fahrzeuge des Sonderbaus enthalten. In den Kommissionsbüchern schließlich lassen sich jadoch nur zwei tatsächlich ausgelieferte Exemplare nachweisen. In jedem Fall gilt, dass der Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster eines der seltensten Automobile der Marke Mercedes-Benz ist.
Ein Roadster aus dem Jahr 1936 befindet sich im Besitz der Daimler AG. Er ist Anfang der 1950er Jahre aus zweiter Hand mit einer Laufleistung von 44 500 Kilometern auf Vermittlung des ehemaligen Vorstandsmitglieds Jakob Werlin erworben worden. Er scheint das bis heute einzige noch überlebende Fahrzeug dieser damals sehr fortschrittlichen Typenreihe zu sein.
Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster (Baureihe W 30)
Zylinder: 4 (Reihe)
Hubraum: 1498 cm³
Leistung: 40 kW bei 4600/min
Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h
Produktionszeitraum: 1934 bis 1936