- Mit demAtego Renntruck wird Ludovic Faure 1998 Europameister
- Die Truck-Race-Fans begeistert das Spiel der Extreme mit rasanten Sattelzugmaschinen
- Reinrassige Rennwagen mit optimierter Technik in der Super Race Class
- Dreizehn Europameistertitel mit Mercedes-Benz Fahrzeugen
„Close-up“ – der Name der Serie des Mercedes-Benz Museums ist Programm. Jede Folge erzählt Überraschendes, Spannendes, Hintergründiges. Dazu wirft sie den Spot auf Details eines Fahrzeugs, Ausstellungsexponats oder eines Elements von Architektur und Gestaltung. Diesmal im Blick: der Mercedes-Benz Atego Renntruck aus dem Jahr 2001.
Nr. 11/2023: Mercedes-Benz Atego Renntruck von 2001
Rennchampion: Der leuchtend rote Riese hoch oben in der Steilkurve des Raums Mythos 7: Silberpfeile – Rennen und Rekorde zieht die Blicke auf sich. Ungewöhnlich wirkt er inmitten der niedrigen und schlanken Motorsportfahrzeuge. Mit der Sattelzugmaschine auf die Rennstrecke? Exakt. Von Mitte der 1980er-Jahre an bis 2001 geht der Europameistertitel der European Truck Racing Championship (ETRC) dreizehn Mal an Fahrer mit Trucks von Mercedes-Benz.
Siegreich: Der im Museum präsentierte Atego Renntruck ist das Fahrzeug der Saison 2001 von Ludovic Faure. Mit einem ebenso roten Atego wird der Franzose am 4. Oktober 1998 und damit vor 25 Jahren Europameister in der Topkategorie Super Race Class. Er tritt an für das Tiger Racing Team Dehnhardt. In Jarama, Spanien, genügen ihm für den Titel in beiden Läufen ein dritter und ein zweiter Platz. Mercedes-Benz gewinnt die Konstrukteurswertung mit großem Vorsprung. Zusätzlich gewinnt Heinz-Werner Lenz in der Race Class auf Mercedes-Benz 1838 S beide Läufe und wird zum zweiten Mal Europameister. Was für ein Wochenende.
Eigene Liga: Die Fans der Rennserie fasziniert die Rangelei der vermeintlichen „Giganten der Landstraße“ auf Rundstrecken. Das Spiel mit den Extremen ist unvergleichlich. Es beeindruckt zutiefst, wie ein rund fünf Tonnen wiegender Renntruck mühelos auf Renntempo beschleunigt und die Kurven durcheilt, akustisch begleitet vom markanten Arbeitsgeräusch des großvolumigen Motors und dem Pfeifen der Turbolader. In nur rund vier Sekunden kommt er aus dem Stand auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 km/h – das Doppelte der erlaubten Höchstgeschwindigkeit für Lastwagen auf öffentlichen Autobahnen.
Technikaufwand: Die Trucks der Super Race Class sind reinrassige Rennfahrzeuge. Sie sehen lediglich aus wie normale Sattelzugmaschinen. Fahrwerk, Antrieb, Cockpit: Alles ist auf schnelles Fahren im Wettbewerb optimiert. Die Reifen der Dimension 315/70 R 22.5 beispielsweise sind keine Serienpneus, sondern schwach profilierte Rennreifen. Der Atego ist die dritte Stufe in der Renntruck-Entwicklung von Mercedes-Benz. 1998 ist seine erste Einsatzsaison.
Arbeitsplatz: Im Innern des Führerhauses sieht es auf den ersten Blick aus wie in jedem Rennwagen: Überrollbügel, Schalensitz, breite Hosenträgergurte, ein paar Displays, zwei Dutzend Taster. Die beiden Schaltwippen unmittelbar in Lenkradnähe sind massive Bügel fürs Hoch- und Herunterschalten: rechts ein grüner und links ein roter. Der Fahrer sitzt so tief wie möglich und doch immer noch vergleichsweise hoch, jedoch vor der Vorderachse. Somit fühlen sich die Fahrzeugbewegungen anders an als bei anderen Rennwagen. Doch das ist Gewöhnungssache.
Kraftpaket: Der OM 501 LAR ist ab 1996 der Motor der Wahl für die Renntrucks von Mercedes-Benz. Der V6-Hocheistungsdieselmotor hat Hochdruckeinspritzung sowie zwei Turbolader mit Hochdruckverdichter und Ladeluftkühlung. Aus rund zwölf Litern Hubraum entwickelt er 1.100 kW (1.496 PS) innerhalb eines vergleichsweise niedrigen Drehzahlfensters von 2.000 bis 2.200/min. Das Drehmoment beträgt bärige 5.000 Newtonmeter. Den Motor zeigt das Mercedes-Benz Museum nur wenige Schritte vom roten Atego entfernt in einer Vitrine.
Zugänglich: Die übrige Technik liegt ziemlich offen im Fahrgestell, nur abgedeckt von den Seitenverkleidungen. So kommen die Mechaniker problemlos an die Aggregate. Die Frontabdeckung lässt sich über Schnellverschlüsse entfernen. Gut an der Seite zu sehen ist ein eckiger Abgasauslass. Rohre so dick wie muskulöse Sportlerarme führen vom Motor dorthin. Über allem montiert ist das Erkennungsmerkmal der Renntrucks: die Sattelkupplung. Sie ist ein augenzwinkernder Gruß in Richtung Serienfahrzeuge.