Streit in Ladenburg

Er galt für viele die zum Jahrestreffen des Mercedes-Benz Veteranen Club von Deutschland e.V. nach Ladenburg gefahren sind, als DAS Erkennungszeichen, dass man in der Benz-Stadt angekommen ist: DER WASSERTURM.

Jetzt wird es zum Streit um den Verkauf oder besser gesagt um das Verhalten der Stadt mit dem Inventar des vorherigen Eigentümers kommen.

Wir veröffentlichen hier den Artikel der von gestern, 08.01.2020, in dem der ganze Sachverhalt gut dargestellt wird:


Diebstahl oder „nachlässiger Fehler“?

Ehemaliger Wasserturm-Eigentümer zeigt die Stadt Ladenburg an

Bauhof-Mitarbeiter räumten den Wasserturm bereits im September leer. Dessen bisheriger Besitzer will davon aber nichts gewusst haben.

Damit der Wasserturm nicht zerfällt, hat die Stadt das markante Gebäude wieder zurückgekauft – zu einem wesentlich höheren Preis. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Damit der Wasserturm nicht zerfällt, hat die Stadt das markante Gebäude wieder zurückgekauft – zu einem wesentlich höheren Preis. Foto: Sturm

Ladenburg. Auf diesen Neujahrskracher hätte die Stadtverwaltung gerne verzichtet: Der frühere Inhaber des Wasserturms, Karl-Heinz Erny, hat die Stadt Ladenburg wegen Diebstahls angezeigt. Die Anzeige erfolgte am 3. Januar auf dem Polizeirevier Ladenburg, wie die Verwaltung am gestrigen Dienstag auf RNZ-Nachfrage bestätigte. Der ehemalige Eigentümer wirft der Stadt vor, mehrere alte Tonträger und Schallplatten ohne seine Zustimmung aus dem Turm entfernt zu haben.

Zum Hintergrund: Die Stadt hat den Wasserturm im Herbst 2019 vom damaligen Eigentümer Karl-Heinz Erny zurückgekauft. Der Architekt aus Speyer hatte das Ladenburger Wahrzeichen, das 1903 errichtet wurde und unter Denkmalschutz steht, im Jahr 2003 zum symbolischen Preis von einem Euro von der Stadt erworben. Erny hatte vor, den renovierungsbedürftigen Wasserturm zu sanieren. Danach wollte er im Inneren des Turms ein Museum für alte Tonträger und Schallplatten einrichten. Für den Sammler ein Lebenstraum, wie er damals sagte.

Doch daraus wurde nichts. Zwar setzte der Inhaber des Turms kleinere Renovierungsarbeiten um, aber für eine Generalsanierung in der Größenordnung von mehreren Hunderttausend Euro fehlten Erny offenbar die finanziellen Möglichkeiten. Der bauliche Zustand des Turms verschlechterte sich immer mehr. Als erste Betonstücke vom Turm auf den Boden krachten, musste die Stadtverwaltung handeln: Seit 2015 ist das Gebäude durch einen Bauzaun gesichert.

Auch der neue Bürgermeister, Stefan Schmutz, trat mit dem Architekten in Kontakt, um eine Lösung für das Problem zu finden. Dem Rathauschef gelang es tatsächlich, einen Investor aufzutreiben, der sich bereit erklärte, den Wasserturm zu sanieren. Er will den Turm, der in den Besitz der Stadt Ladenburg zurückging, auf eigene Kosten sanieren. Ziel des Gönners ist es, dass das Wahrzeichen der Stadt wieder in städtischer Hand ist und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Wer dieser Gönner ist, darüber schweigt sich die Verwaltung aus. Sie hat dem Investor vertraglich zugesichert, dass sein Name nicht genannt wird. „Daran werde ich mich auch halten, ansonsten würde ich das ganze Projekt gefährden“, erklärte Bürgermeister Stefan Schmutz noch vor wenigen Tagen gegenüber der RNZ.

Wie nun aus der Stadtverwaltung zu erfahren war, sprach Schmutz bereits im August 2019 mit dem damaligen Eigentümer Erny am Telefon darüber, dass der Wasserturm leer geräumt werden müsse. Schmutz schlug demnach vor, die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs könnten die alten Plattenspieler, Grammofone und Schallplatten in einen Container räumen und die Gegenstände in einer Halle des Bauhofs lagern. Erny sei diesem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen gewesen, erklärt die Verwaltung. Schriftlich festgehalten wurde diese Vorgehensweise aber nicht.

Vonseiten des Rathauses räumte man am Dienstag ein, dies sei ein „nachlässiger Fehler“ gewesen. Der Bauhof sei bereits im September wegen der Ausräumung tätig geworden – im festen Glauben, dass dies auch im Sinne des Verkäufers sei.

Dies bestreitet Erny allerdings. Er bestätigt zwar das Telefonat mit Bürgermeister Schmutz wegen der gewünschten Ausräumung. Seine Zusage für eine vorzeitige Leerräumung habe er jedoch nie gegeben. Daher sei er überrascht gewesen, als er am 30. Dezember den Turm aufschloss. Eigentlich habe er die Gegenstände an diesem Tag mit einem Umzugsunternehmen abholen wollen, erklärte Erny am gestrigen Dienstag der RNZ. Allerdings war der Turm da schon ausgeräumt.

„Daher habe ich zunächst eine Anzeige gegen Unbekannt aufgegeben“, sagt Erny. Mittlerweile wisse er, dass die Gegenstände auf dem städtischen Bauhof lagern. Viele Instrumente und Platten seien kaputt, meinte Erny. Er sei „stinksauer“, und das nicht nur wegen der Ausräumung. Denn trotz Zusage der Stadt sei bisher noch kein Geld für den Verkauf geflossen.

Laut Notarvertrag bleibe er so lange Eigentümer, bis der vereinbarte Kaufpreis in Höhe von 35.000 Euro überwiesen sei. „Einen Schnitt“ – sprich: ein gutes Geschäft – habe er trotz des wesentlich höheren Rückverkaufspreises nicht gemacht. Nach eigenen Angaben hat Erny in den vergangenen Jahren viel in den Turm investiert. Außerdem habe es zahlreiche Interessenten gegeben, die mehr als 35.000 Euro bezahlen wollten.

Ob der Architekt seine Anzeige gegen die Stadt zurückziehen wird, weiß er noch nicht. Er wolle erst einmal abwarten, wie schnell der Kaufpreis überwiesen werde, erklärte Erny gegenüber der RNZ.


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