- L. G. Hornsted erzielt am 22. Dezember 1913 Weltrekorde über die halbe Meile und den Kilometer
- 1914 stellt der britische Benz-Repräsentant sieben weitere Rekorde auf
Was für ein Weihnachtsgeschenk an sich selbst: Der britische Rennfahrer Lydston Granville Hornsted, bekannter unter dem Kürzel L. G. oder seinem Spitznamen „Cupid“, tritt zwei Tage vor dem Heiligen Abend 1913 auf der Rennbahn von Brooklands südwestlich von London mit einem Benz 200 PS an, um neue Bestmarken zu erzielen. Hornsteds Durchschnittsgeschwindigkeiten liegen bei 113,8 km/h für die halbe Meile (804,67 Meter) und 118,8 km/h für einen Kilometer, jeweils mit stehendem Start. Beide Weltrekorde sind Glanzpunkte in der außergewöhnlichen Geschichte der Benz 200-PS-Rennwagen, die vor allem in den Jahren 1910 bis 1913 in den Vereinigten Staaten von Amerika als „BlitzenBenz“ bekannt geworden sind. Zugleich erinnert Hornsteds Leistung an die legendären Rekordfahrten von Victor Hémery mit dem ersten Benz 200 PS im November 1909, als der Wagen die 200-km/h-Marke durchbrochen hat. Hémery erreicht damals Durchschnittsgeschwindigkeiten von 202,648 km/h auf der Kilometer-Distanz und 205,666 km/h auf der halben Meile – jeweils mit fliegendem Start.
Gegenüber der ursprünglichen Konfiguration des Fahrzeugs hat Hornsted eine Reihe von Änderungswünschen. Unter anderem erhält das Auto eine modifizierte Kühlermaske, einen aufsetzbaren Windabweiser und auch technische Modifikationen. Der Legende nach wird der gewaltige Auspuff des 21,5-Liter-Vierzylindermotors dabei durch den Anbau eines Ofenrohrs bis zum Fahrzeugheck verlängert.
Noch im Jahr 1914 kehrt der Rekordwagen zu Benz & Cie. nach Mannheim zurück, wo er während des Ersten Weltkrieges in der Versuchsabteilung verbleibt. Nach Kriegsende montieren die Mechaniker des Mannheimer Unternehmens auf das Chassis des Hornsted-Wagens eine neue im klassischen Weiß lackierte Karosserie. Das Fahrzeug startet 1921 beim Eröffnungsrennen der Avus in Berlin und 1922 beim Kilometerrennen in Scheveningen in den Niederlanden. Im Juli 1922 geht der Wagen wieder nach Brooklands, wo er mit H. V. Barlow am Steuer erfolgreich einige Rennen bestreitet. Am 30. September 1922 wird der Wagen bei einem Unfall nahezu vollständig zerstört, als er am Ende eines Rennens über die Brüstung der nördlichen Steilwandkurve hinausschießt.