„Mercedes was my first love and it will be…“

von Gerd Frölich / OldtimerTicker-Leser

Man sagt ja immer, dass die erste Liebe auch die Schönste im Leben ist.

Das trifft auch für mich zu.

Es begann im Jahr 1979. Ich war damals 14 Jahre alt. Mein Vater war im Besitz eines vier Jahre alten 230/4 (Strich 8), der durch einen neuen Mercedes ersetzt werden sollte. Die Wahl fiel auf die 230er Limosine (W123 seit 1976 Nachfolger der Strich 8 Serie) Gesagt getan.

Wie aber vielleicht noch einige von euch wissen, war nicht nur der finanzielle Aspekt wichtig, um dieses Fahrzeug zu kaufen. Vielmehr musste man aufgrund der hohen Nachfrage bei dieser Modellreihe bis zu 3 Jahre Wartezeit einkalkulieren, bis man stolzer Eigentümer eines W123 wurde. Auch diese Antwort bekam mein Vater, als er sich nach seinem Wunsch Benz erkundigte. Da aber der MB Verkäufer ein Bekannter aus unserer Nachbarschaft war, machte er meinem Vater den folgenden Vorschlag:

Ein Kunde von ihm war von einem Kaufvertrag zurück getreten. Der einzige Haken dabei war, dass es sich um ein 123er Coupé handelte. Mein Vater war zuerst gar nicht von dieser Idee begeistert, da er dabei noch an das Strich 8 Coupé dachte, dass von der Form her damals nicht gerade zu den schönsten Fahrzeugen zählte. Als er dann aber einen Vorführwagen als Coupé gesehen hatte, war er sofort begeistert. Selbst die Tatsache, dass das Coupé ca. 3000 DM teurer war, konnte ihn nicht vom Kauf abhalten. Er entschied sich für ein 230 C in der Farbe tiefgrün. Die Innenausstattung wurde in beige ausgewählt. Als Extras kam noch ein Becker Autoradio dazu.

Der Endpreis lag somit bei ca. 28000 DM, was für damalige Verhältnisse sehr viel Geld war. 3 Monate nach Vertragsabschluss war es dann soweit. Mein Vater und ich konnten den neuen Mercedes bei der Niederlassung in Bielefeld abholen. Es war ein denkwürdiger Moment. Das Coupé stand in einer gläsernen Halle. Der Verkäufer erklärte meinem Vater noch ausführlich die Handhabung und übergab ihm anschließend die Schlüssel und Papiere. Ich glaube, mein Vater war genau so aufgeregt wie ich.

Endlich durften wir aus der

Halle heraus fahren.

Nach den ersten gefahrenen Kilometern sah man meinem Vater die Begeisterung an. Er sagte: „Der läßt sich ja wie auf Schmierseife lenken“. Es war nämlich das erste Auto mit Servolenkung. (Eines der wenigen Extras ohne Aufpreis)

Ferner glaubte er sehr häufig, dass im Stand der Motor ausgegangen war, da man das Motorengeräusch kaum wahrnehmen konnte.

Vier Jahre später machte ich dann meinen Führerschein. Ich war sehr stolz, als mein Vater mich nach bestandener Prüfung mit dem Coupé erstmalig fahren ließ. Jetzt konnte ich verstehen, warum es etwas Besonderes war, einen Mercedes zu fahren. Sieben Jahre später wurde das Coupé dann durch einen BMW 318i getauscht.

Mein Vater bereute diesen Wechsel noch sehr häufig. Es war halt nicht mehr der Stern mit seinen Vorzügen speziell in der Qualität und im Fahrverhalten, und es heißt ja auch nicht um sonst:

„Hasst du einmal hinterm Stern gesessen, wirst du ihn so schnell nicht vergessen“

Dieser Spruch hat auch mein weiteres Autoleben geprägt. Siehe auch Artikel über meine Mercedes Sammlung….