Von der einen Schönheit, der Schauspielerin Lilian Harvey, wissen wir wann, wo und wie sie verschwunden ist, nämlich am 27. Juli 1968 in Juan-Les-Pins (Frankreich), an den Folgen einer verschleppten Gelbsucht, im Alter von nur 61 Jahren.
Von der anderen Schönheit wissen wir allerdings nicht wann, wie und wo das Verschwinden geschah. Es ist hier vom ständigen Begleiter Lilian Harvey’s, ihrem Mercedes-Benz 710 SS Sport Cabriolet, die Rede.
Oft in weiß gekleidet, neben Ihrem ebenso weißen Wagen fotografiert, hat Lilian Harvey schon so manchen auf beiden Seiten des Atlantiks zum Schwärmen gebracht, und wurde nicht zu Unrecht „das Idol einer ganzen Generation“ genannt.
Spross einer englischen Mutter und eines deutschen Vaters wurde sie in London-Hornsey am 19. Januar 1907 geboren. Ihre Familie wurde vom Ausbruch des ersten Weltkriegs während eines Besuchs in Deutschland, bzw. in Magdeburg überrascht, und zog dann nach Berlin. Lilian machte dort 1923 ihr Abitur, und landete bereits 1926 im Alter von nur 19 Jahren ihre erste Hauptrolle in einem „Ufa“-Film.
In den späten Zwanziger und in den frühen Dreißiger Jahren hatte sie praktisch die Hauptrolle in einem Film nach dem anderen nebst solchen berühmten Schauspielern wie Willy Fritsch und Heinz Rühmann u.a., und diese Zeit dürfte wohl die erfolgreichste Zeit ihrer Karriere gewesen sein. Am bekanntesten aus dieser Periode ist wahrscheinlich „der Kongress tanzt“, von 1931, der von der „Ufa“ mit Lilian Harvey sowohl in der Deutschen wie auch in einer Englischen und in einer Französischen Fassung gedreht wurde. (Auch nicht zu vergessen: „Die Drei von der Tankstelle“ von 1930, ein Film, der für uns Mercedes-Liebhaber von Interesse sein sollte, schon allein wegen dem Mercedes Nürburg 460 K Sport-Roadster, Baujahr 1929, den Lilian Harvey darin fährt, und der heute noch im Besitz eines Sammlers existiert, aber auch wegen ein paar fabrikneuen Mercedes-Benz L5 Lastwagen, die auf einem Fabrikgelände stehen).
Aber ab 1937 kommen große Probleme politischer Natur auf Lilian Harvey zu, weil sie sich für jüdische Kollegen aktiv einsetzt. Ohne hier in die Einzelheiten einzugehen, sie wird von der Gestapo verhaftet und verhört, worauf sie Beschwerde bei Goebbels einlegt (der als „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“ auch die Film-Industrie kontrollierte – und der, nebenbei gesagt, wegen seiner Aufdringlichkeit bei den hübschen „Ufa“-Schauspielerinnen den Spitznamen „Bock von Babelsberg“ hatte). Lilian Harvey wird daraufhin zwar nicht mehr behelligt, gilt aber fortan als „unzuverlässig“, und wird überwacht.
Lilian Harvey emigriert 1939 nach Süd-Frankreich, muss aber den größten Teil ihres Vermögens in Deutschland zurücklassen. Als die Wehrmacht auch in den Süden Frankreichs einrückt, emigriert sie über Barcelona und Lissabon in die USA und widmet sich dort bis Kriegsende karitativen Aufgaben, u.a. als Krankenschwester. Ihr Hab und Gut in Deutschland wird 1941 beschlagnahmt.
Text: Bernd D. Loosen
Aufnahmen: UFA, Twentieth Century Fox, Daimler AG. Archiv, Bernd D. Loosen.
Nachtrag II: Wenn Sie dieser Artikel interessiert hat, dann lesen Sie auch den Artikel vom 21.08.2015… indem es exklusiv um Mercedes und Hollywood geht…