MBMC: Mercedes-Benz 710SS (W06) – W 36352 – 1930

Vorwort:

Diese Ankündigung von EMC-Models / V. Pivtorak, in der das Erscheinen von zwei neuen Mercedes-Benz-Modellen für den 22. Februar angekündigt wird, wurde mir von einem guten Freund in den Niederlanden am 23. Februar geschickt, dem Tag, an dem Putins Armeen ihren Einmarsch in die Ukraine begannen, dem Land ihrer Brüder in Kultur und Religion….
Ehrlich gesagt, war ich von der E-Mail in mehrfacher Hinsicht überrascht: überrascht und beeindruckt von dem Modell selbst, das so schön und gut gemacht ist, wie EMC seit Äonen für die Herstellung solcher Modelle bekannt ist, und beeindruckt von Herrn Pivtoraks Mut und Optimismus, dieses Modell in diesen schicksalhaften Tagen auf den Markt zu bringen.


 

Der 1930 Mercedes-Benz 710 SS (W06), Cabriolet A, RHD
Fahrgestell-Nr. W36352, Motor-Nr. 78751,
Karosserie von Thrupp & Maberly, London.

Geschichte:

Laut Kommissionsbuch wurde das rollende Rechtslenker-Fahrgestell dieses 710SS am 24. Februar per Bahn, bzw. 1. März 1930 per Frachtschiff von Stuttgart nach British Mercedes-Benz in London, England, geschickt. Anschließend wurde er zu Thrupp & Maberly („Coachmakers to Her Majesty Queen Victoria“) weiterbefördert, wo er am 28. März 1930 seine Vollaluminiumkarosserie erhielt.

Obwohl die Daten meiner Meinung nach etwas verwirrend sind, scheint es, dass der 710SS am 20. Juni 1930 von Ryder & Co. in London von der British Mercedes-Benz gekauft wurde. Wahrscheinlich bezieht sich Ryder & Co. auf „Ryder & Co, bespoke box design and manufacture – by appointment of Her Majesty the Queen“, ein Luxus-Unternehmen, das heute noch existiert.

Es lässt sich nur schwer feststellen, genau wann das Foto aufgenommen wurde, das den 710SS (W 36352) in einer hellen, möglicherweise weißen oder elfenbeinfarbenen Lackierung zeigt. Das Nummernschild LAL 642 deutet
jedoch darauf hin, dass er um oder kurz nach 1932 in London zugelassen wurde, da in diesem Jahr 1932 in London zum ersten Mal drei Buchstaben vor den Nummern eingeführt wurden.

Es scheint eine ziemliche Informationslücke für die Jahre bis 1948 zu geben, als der Wagen bei Morley’s of London zu einem Preis von £850 zum Verkauf angeboten wird. Zu dieser Zeit hat das 710 SS Cabriolet A auch einen Suchscheinwerfer, der mittels einer Halterung an der rechten Wagentür befestigt ist. 1949 wird der Wagen von Beardall of Nottingham auf einen 7,7-Liter-Leyland-Dieselmotor umgerüstet. Einem Dokument zufolge war der Wagen zu dieser Zeit schwarz, und im Dezember 1949 mit dem britischen Nummernschild GO 6680 zugelassen.

Irgendwann danach wird er für 575 GBP zum Verkauf angeboten. Danach verschwinden, zumindest für mich,  seine Spuren im Sand, um gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wieder aufzutauchen….

In den 1980er Jahren beginnt Rolf Meyer, ein deutscher Unternehmer aus Bremerhaven, der im Import-Export tätig ist und Mercedes-Benz-Fahrzeuge liebt, eine Sammlung von Kraftfahrzeugen aufzubauen, darunter vor allem „Autos mit dem Stern“. Er restauriert einige dieser Autos, und lässt bei manchen Änderungen vornehmen, wenn er der Meinung ist, dass diese Änderungen den Wagen optisch oder mechanisch verbessern würden. Irgendwann erwirbt Rolf Meyer den 710SS, W 36352. Jedoch gefallen ihm die recht hohe Windschutzscheibe und die Seitenfenster nicht. Mit aufgesetztem Verdeck sieht das Heck des Wagens zu groß aus, also beschließt Rolf Meyer, Änderungen nach seinem Geschmack vorzunehmen.

Eine niedrigere Windschutzscheibe und ein neues Verdeck ändern nichts an der Authentizität des Wagens. Im Gegenteil, er sieht eleganter aus. Die Karosserie wird ebenfalls hellblau und cremefarben lackiert, mit einer cremefarbenen Innenausstattung. Der Wagen ist weit davon entfernt, in seinem Museum zu verschwinden, sondern wird – wie viele seiner Artgenossen – u.a. bei Rallyes gefahren. Der 710 SS wurde zum Beispiel von Rolf Meyer bei der „Mille Miglia“ gefahren, er nahm ebenfalls an „Pan Americana“-Rallyes teil, und auch regelmäßig an den berühmten Paris-Dakar-Rennen…aber nicht mit dem Mercedes!

Nach dem Gewinn eines Concours d‘ Élégance in Monte-Carlo ist Rolf Meyer so stolz, dass er das Logo des ACM, des Automobilclubs von Monte-Carlo, buchstäblich auf und über der gesamten Fläche beider Seiten seines Autos auftragen lässt. Im April 2000, während der Teilnahme an der Oldtimer-Rallye in Spa-Francorchamps (Belgien), stirbt Rolf Meyer im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt, nachdem er seinen 300SL gerade noch am Straßenrand zum Stehen bringen konnte.

Rolf Meyers umfangreiche Autosammlung – darunter ein 1924er 10/40/65 Sport, den 1929er SSK des  argentinischen Rennfahrers Carlo Zatuszek, das 1935er 290 Cabriolet von Ginger Rodgers, ein 170V Cabriolet von Clark Gable, ein 600er von Tito, Ella Fitzgeralds 300d von 1960, zwei 500K Cabriolets, drei 300 SCs, etc. – wurde von Arcurial auf der Rétromobil-Messe 2003 in Paris versteigert.

Der neue Besitzer, der 843.288,00 € für den 710SS bezahlte, und aus Gründen des Datenschutzes nicht genannt werden kann, nahm eine Restaurierung des Wagens vor. Die auffälligsten Veränderungen waren die Entfernung der Trittbretter und des Suchscheinwerfers mit seiner Halterung.

Schließlich wurde das gesamte Fahrzeug in schwarz umlackiert. Obwohl der 710SS nicht mehr so auffällig ist wie früher, macht er nun einen eher eleganten Eindruck. Im Jahr 2006 wurde der Wagen beim „Concorso d’Eleganza Villa d’Este“ am Comer See zum Sieger in der Klasse C gekürt.

Das Modell

Das Modell, insofern man dies von Aufnahmen beurteilen kann, macht in beiden Ausführungen – offen sowohl wie geschlossen, – wie üblich bei EMC-Modellen, einen sehr guten Eindruck. Beide Modelle können laut  Ankündigung ab sofort vorbestellt werden. Unter den jetzigen Umständen ist mir allerdings nicht klar, wann und ob zur Zeit überhaupt eine Auslieferung stattfinden kann. Allerdings haben sich in der Vergangenheit die ukrainischen Hersteller immer wieder als erstaunlich erfindungsreich bewiesen, wenn es um den Versand Ihrer Modelle ging.

Die Produktion des Modells mit offenem Dach ist auf 70 Stück, die des Modells mit geschlossenem Dach ist auf 30 Stück limitiert. Wer beide Modelle zusammen bestellen möchte, muss sich auf den Betrag von 999,00 USD (+ Versand) gefasst machen. Ein einzelnes Modell kostet hingegen ein klein wenig mehr als 500,00 USD (+ Versand).

Die Vorbestellung erfolgt per E-Mail an:

  • emcmodels.pivtorak@gmail.com
  • GSM +380504042477 (Viber, WhatsApp, Telegram, WeChat)
  • +380505831548 (Viber, WhatsApp, Telegram,WeChat)
  • Tel: +380974614411