Goldgrube Nachbauten

SSK SkulpturDie steigenden Preise für Oldtimer haben auch Betrüger auf den Plan gerufen. Ein Modell ist bei diesen Banden besonders beliebt. In den 1930er Jahren stellte der britische Sportwagenbauer MG genau 33 Fahrzeuge seines K3-Rennwagens mit offenem Dach her. Wer heute einen kaufen will, kann zwischen mehr als hundert Autos wählen.

Nein, der inzwischen nicht mehr existierende Hersteller hat die Produktion nicht wieder aufgenommen. Die Verdreifachung der Flotte ist vielmehr Teil eines boomenden Trends, gefälschte Oldtimer auf den Markt zu bringen – nicht zuletzt aufgrund der steigenden Preise für die Liebhaber-Modelle. Das sagte Bernhard Kaluza, FIVA-Vize-Präsident gegenüber Bloomberg News.

„In den 1990er Jahren habe ich alle fünf Jahre ein gefälschtes Auto gefunden“, erklärt Norbert Schroeder, beim TÜV-Rheinland für die Prüfung klassisches Fahrzeuge zuständig. „Heute finde ich bis zu fünf in jedem Jahr.“

SSK SkulpturDie Anziehungskraft von Oldtimern spiegelt sich auch im Fall eines Aston Martin DB2/4 von 1955 wider. Bonhams verkaufte dasselbe Auto in absolut unverändertem Zustand im Jahr 2011 für 230.000 Pfund – mehr das Vierfache des Preises von 2003, sagt James Knight. Er ist bei dem Auktionshaus federführend für Fahrzeuge zuständig. 

„Leute mit viel Geld bevorzugen es, ein klassisches Auto in der Garage stehen zu haben – statt Geld auf der Bank“, erklärt Adolfo Orsi, Historica Selecta/Schweiz. „Wo viel Geld im Spiel ist, da gibt es auch Fälschungen. Heutzutage ist es möglich, alles nachzumachen.“

Replicas sind keine Ausnahmen

„Leute, die Fahrzeuge nachbauen, sind keine Einzelgänger,“ sagt Schroeder. Er ist schon bis nach Kalifornien gereist, um die Echtheit von Autos festzustellen. „Es ist organisierte Kriminalität – weil es teuer ist, solche Autos zu bauen. Und es braucht gute Infrastruktur, um es zu tun.“

P1100526Christian Jenny, einst IT-Chef bei der Zurich Insurance Group, kann davon ein Lied singen. Er verbrachte fünf Jahre damit, nachzuweisen, dass sein 1952-Jaguar-C-Type authentisch war. Zuvor war ein anderes Modell auf dem Markt mit derselben Identifikationsnummer aufgetaucht. Für den Mann stand mit einem Wert von 2,5 Millionen Dollar eine Menge auf dem Spiel. Er holte sich Rat von zahlreichen Experten. Die Echtheit des Fahrzeugs zu verifizieren sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen.

Es gibt allerdings auch legitime Nachbauten von klassischen Autos, bei denen der Käufer nicht hinters Licht geführt werden soll. „An den Nachbauten ist nichts Böses“, meint Martin Emmison, Anwalt bei Goodman Derrick in London, der Jenny beriet und selbst einen Jaguar-C-Type-Nachbau fährt. „Das gibt Leuten wie mir, die sich einfach keinen P1100528echten C-Type leisten können, die Möglichkeit, eine solche Maschine zu fahren, fast so wie sie einst war.“

Wie umfangreich der Betrug mit Oldtimern ist, lässt sich nur schwer feststellen. Denn nur wenige Opfer gehen an die Öffentlichkeit. „Mit der ganzen Problematik gefälschter Autos wird behutsam umgegangen“, weil die Leute auf dem Markt „nicht die gute Stimmung ruinieren wollen“, erklärt Schroeder.