Hochbetagte Menschen am Steuer

Vorwort von Jörg Maschke: „Im Folgenden veröffentlichen wir einen Artikel vom ADAC und stellen diesen zur Diskussion. Gerade in den Mercedes-Benz Clubs ist der Altersdurchschnitt immer mehr angestiegen und da sollte man sich mit diesem Thema einmal beschäftigen. Sicherlich treffen nicht alle Punkte auf jede/n ältere/n Fahrer/in zu, doch es gibt ja Möglichkeiten die altersbedingten Probleme zu minimieren. Ich bin auf die Meinugen unserer Leser/innen gespannt. Nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion ODER schreiben Sie mir eine Email an Joerg.Maschke@MVConline.de .“


Bereits heute leben sechs Millionen hochbetagte Menschen über 80 Jahre in Deutschland. Bis 2050 steigt diese Zahl auf 10 Millionen. Hochbetagte, die ein hochgradig individuelles Leben führen möchten. Dazu zählt auch der Wunsch, die individuelle Mobilität mit dem eigenen Pkw möglichst lange zu erhalten.

Alter Mann am Steuer
Für Hochbetagte ist das Fahren im eigenen Auto ein wichtiger Aspekt für Autonomie und Selbstständigkeit.

Der demografische Wandel in Deutschland führt dazu, dass es immer mehr Hochbetagte gibt. Dank medizinischer Fortschritte und präventiver Maßnahmen wird die Bevölkerung aber nicht nur an Jahren immer älter, sondern bleibt dabei auch immer länger gesund.

Da stellt sich die Frage: Wie kann eine Gesellschaft des langen Lebens auch möglichst lange mobil bleiben? Denn es ist für viele Hochbetagte selbstverständlich, das eigene Auto zu nutzen. Für sie ist es ein wichtiges Zeichen von Autonomie und Selbstständigkeit.

Senioren & Hochbetagte – Gefährder oder Gefährdete?

In der öffentlichen Diskussion werden die Senioren im Allgemeinen und die Hochbetagten im Besonderen vor allem im Hinblick auf mögliche Altersbegrenzungen bei Fahrerlaubnissen und verpflichtende Fahreignungsprüfungen betrachtet. Hierzu haben wir als ADAC eine klare Position, 135,66 KB, die vor allem darauf abzielt, das Thema nicht populistisch, sondern differenziert und an den Individuen ausgerichtet zu betrachten. Denn zunehmende Unfallzahlen bei älteren Autofahrern sind vor allem ein demografisches Phänomen.

Ältere Menschen und auch Hochbetagte sind im Verkehr vor allem als Fußgänger und Radfahrer besonders gefährdert. Aufgrund ihrer erhöhten Eigenverletztlichkeit sind sie bei einem Unfall viel stärker gefährdet als junge Menschen.

Hochbetagte und Straßenverkehr

Eine aktuelle Studie des Sozialunternehmens KWA Kuratorium Wohnen im Alter blickt nun speziell auf die hochbetagten Autofahrer mit eigenem Pkw sowie auf deren Mobilitätsverhalten. Grundsätzlich gilt für Autofahrer – ganz gleich welchen Alters: Die eigenen Fahrfähigkeiten sind regelmäßig, vor allem aber selbstkritisch zu hinterfragen. Nur dann können bei Bedarf frühzeitig Kompensationsstrategien entwickelt werden.

Die Ergebnisse der KWA-Studie zeigen, dass für 83 Prozent der Befragten das eigene Auto ein deutlicher Ausdruck von Selbstständigkeit und Autonomie darstellt. Mit einer durchschnittlichen Fahrerfahrung von 60 Jahren fühlt sich der große Teil den Herausforderungen des heutigen Straßenverkehrs gewachsen, wobei Frauen die eigenen Fähigkeiten deutlich kritischer einschätzen als Männer.

Altersbedingte Leistungseinbußen wie z.B. abnehmende Sehkraft  oder das Nachlassen von Beweglichkeit und Reaktionsvermögen sind zwar unaufhaltsam, können aber größtenteils kompensiert werden – insbesondere durch lange Erfahrung und Besonnenheit.

Als besonders problematische Situationen im Straßenverkehr bewerteten die hochbetagten Studienteilnehmer die Parkplatzsuche und das Einparken sowie die Rücksichtslosigkeit, Hektik, Egoismus, Unfreundlichkeit anderer Verkehrsteilnehmer.

Fahrsicherheitstraining und Fahr-Fitness-Check

Auch die hochbetagten Autofahrer sind bereit dazuzulernen. So wünschen sich 40 Prozent der Studienteilnehmer ein professionelles Fahrsicherheitstraining, das spezielle Komponenten für ihre Altersgruppe integriert. In unserem „Generationen Plus“-Training lernen ältere Autofahrer neben Fahrtechniken vor allem den Umgang mit Fahrsicherheitssystemen. Aber auch die Kompensation eventueller körperlicher Einschränkungen wird thematisiert.

Wer sich in einem individuelleren Rahmen reflektieren will, kann den ADAC Fahr-Fitness-Check im eigenen Auto mit einem speziell geschulten Fahrlehrer absolvieren. Hier können Coach und Fahrer gemeinsam Verbesserungspotenziale aufspüren und passende Hilfestellungen festlegen.

Text: Jörg Peter Urbach, Foto (Farbe): Reinhard Eisele/project photos, Fotos (sw): DaimlerAG