Mit dem 560SL nach Portugal – Teil 1

Wir (ein Ehepaar aus Nordhessen und eins aus dem Raum Stuttgart) kennen uns aus der Harley Szene schon lange und haben neben der Harley noch das Mercedes R107 Virus. In Nordhessen steht ein rotes US Model und im Stuttgarter Raum ein weißes Japan Model und beide sollten mal so richtig Auslauf bekommen. Ich habe ein paar Jahre in Lissabon gearbeitet und gelebt und so entstand auch die Idee gemeinsam über Frankreich, Nordspanien, Nordportugal, entlang der Küste Richtung Lissabon zu fahren und durch das Landesinnere Spaniens über die Pyrenäen zurück über Südfrankreich wieder nach Hause zu touren – Gesamtleistung 6400 Kilometer, Dauer 3 Wochen.

Fahrzeugvorbereitung: 

Wechsel Hinterachsgummis bei meinem Roten, Öl, Bremsflüssigkeit, prüfen der Bremsbeläge, Zündkerzen, Kühlflüssigkeit. Vergessen habe ich den Stand der Füllung der Klimaanlage zu prüfen, was sich später noch als ärgerlich herausstellte. Zusätzlich habe ich mir noch meine beiden durchgesessenen Sitze selbst wieder aufgepolstert für die lange Fahrt und wir beide hatten Sicherungen, ein Kraftstoffpumpenrelais, einen Satz Keilriemen und Zündkerzen dabei -das wars.

Die Reise:

Die ersten drei Tage hieß es 1600 km Kilometer bewältigen und über Beaugency an der Loire erreichten wir unseren eigentlichen Beginn der Reise: Ychoux, das kurz vor dem Atlantik hinter Bordeaux liegt. Unsere beiden SL haben diese erste  Strecke locker weggesteckt und zwischen durchschnittlich 120 und 140 km/h etwas über 13 Liter/100km gegönnt. Es sollte warm werden – sehr warm. Schnell hatten wir die 30 Grad Grenze überschritten und in der Spitze waren es 37!!! Da wird auch beim Cabriofahren heiß, wenn ein ständiger Fön ins Gesicht bläst und dann eine über 30 Jahre alte Klimaanlage schon mal überfordert ist und plötzlich maximal zu heizen beginnt😢 – viel trinken und durchhalten – avec la devise Le chemin est le but.

Angekommen in Ychoux war unsere Absicht eine der größten Wanderdünen der Welt zu besichtigen, aber die Rezeptionärin riet uns dringend in dieser Jahreszeit davon ab – zu heiß, zu voll, zu stressig. 

Früh ging es am 4. Tag und bereits nach 45 Minuten hatten wir unsere erste Teiletappe Biarritz erreicht und nach einem Stop an der Promenade ging es weiter über San Sebastian, durch das Baskenland Richtung Burgos unserem nächsten Teilziel.

Burgos war aufgrund eines Feiertages übervoll, man parkte zum Teil in dritter  Reihe, es war „elendig heiß“ und nur stop and go und keine Aussicht auf einen Parkplatz, selbst die Parkhäuser waren überfüllt. Kurze Debatte – weiter fahren und unsere Motoren abkühlen und unterwegs einen schönen Stopp einlegen. Am Abend erreichten wir Valladolid. Hier hatte wir Zimmer in einem neuen Motel gemietet, wo zu jedem Zimmer eine Garage gehört und vom Auto aus gelangt man in der Garage in das Zimmer – so war aus- und einladen extrem entspannt. Danach ab in die Stadt und die empfing uns mit buntem, tollem Treiben, denn es war der „noche de malabaristas“ , der Abend der Jongleure und Kind und Kegel waren auf den Beinen  – schön wars. Einige Cervezas später ließen wir dann in einer Tapasbar den Abend ausklingen und am nächsten Morgen ging es nach Portugal.

In Galizien – nördlich des „Parque natural de Montesinho“ sah es stark nach Regen aus und als wir die Dächer schließen wollten trafen wir auf zwei deutsche  Radfahrerinnen aus Berlin und Bonn, die seit
Sevilla auf dem Weg nach Santiago de Compostella unterwegs waren – tolle Leistung!

Ein paar Regentropfen weiter erreichten wir dann Portugal und die Uhren wurden um 1 Stunde umgestellt und es ging weiter auf kleinsten Straßen durch ein wunderschönes Meer an blühendem  Ginster zum Staudamm nach Albufeira do Alto Rabagao, den wir über die gesamte Länge auf der Staumauer befahren konnten. 

Die Straßen wurden immer kleiner, kurviger und selbst für unsere schmalen SL  wurden sie enger und enger als wir durch den „Parque Nacional da Peneda-Geres’“  fuhren und am Abend hatten wir dann endlich auch Braga erreicht und unser Hotel – ein Kloster, das beindruckend ein modernes Hotel in ein uraltes Gebäude integriert hat. In Braga stand neben der wunderschönen kleinen Innenstadt vor allen „Dom Jesus“ an eine beeindruckende tolle Kirche mit seinen 600 Stufen und schönem Park.

Meine bisherigen sechs Bragabesuche waren immer mit Regen gemischt und so auch jetzt und auf dem Weg am nächsten Tag nach Guimaraes waren die Verdecke noch zu. 

In Guimaraes wurde der erste König der Portugiesen geboren und deshalb gilt die Stadt auch als die Wiege der Nation und war erste Hauptstadt Portugals. Am Castello das übersichtlich ist, trafen wir meinen Sohn mit Freunden, der wie wir sein Herz an Portugal verloren hat und fast jährlich vor Ort ist.
Gemeinsam haben wir das „Palais Paco dos Duques de Braganca“ besichtigt, das unsere ganze Aufmerksamkeit erforderte. Ein sehr schönes Gebäude im normannisch  burgundischen Stil aus dem 1500 Jahrhundert. Da Guimaraes 2012 Europas Kulturhaupstadt war hat man in diesem Palais alte
und neue portugiesische Kunst  wunderbar miteinander gemixt und es machte riesigen Spaß sich hier aufzuhalten. Nach der folgenden Stadtbesichtigung ging es Richtung Douro Tal und die extrem kurvenreiche Fahrt führte uns durch das nördlich ländliche Portugal abseits jeglicher Touristenecken und wieder waren die Straßen für unsere SL gerade noch groß genug. Hier kam uns die enorme Wendigkeit mit dem geringen Wendekreis sehr zu gute. Überhaupt liefen sie sehr gut und wir haben auch nach über 2500km keinerlei Probleme. 

Die Fahrt ging weiter über die N101 bei  mittlerweile schönstem Wetter und offenem Dach über Felguairas über den Passo Sousa auf die N207 nach Torrao an den Douro.
Weiter ging es am Douro entlang nach Porto. Autos in die Tiefgarage und ab in die Stadt, denn wir waren zum Essen mit unserem Sohn verabredet, der am nächsten Tag wieder nach Hause flog. Wir hatten uns am Cais da Ribeira – der Promenade Portos – zum Fischessen verabredet und  verbrachten einen schönen Abend am Wasser mit einem tollen Ausblick auf die Ponte Dom Luis Brücke – eine wunderschöne Stahlbrücke mit zwei Ebenen und den Abend ließen wir dann mit einem Spaziergang zum Hotel gemütlich ausklingen.

Ende Teil 1.