Mit „EVA“ ans Ziel

Erstes Navigationssystem mit Routenführung aus Hildesheim

von Bettina Simon /  Historische Kommunikation Bosch

Ortskundiger Beifahrer immer an Bord

„0 – 0 – 7 – 0 – 8 – 9 – bitte Startadresse quittieren!“, tönte eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher der Bedienstation vor dem Armaturenbrett. Eine männliche Stimme wohlgemerkt, denn diese ließ sich mit weniger technischem Aufwand digitalisieren als eine weibliche und verbrauchte schlichtweg weniger Speicherplatz.

Hinter dem Zahlencode verbarg sich eine Adresse in Hildesheim. Auf diese Art und Weise war der gesamte Stadtplan für die Start- und Zieleingabe aufbereitet worden. „EVA“, der von Bosch entwickelte „Elektronische Verkehrslotse für Autofahrer“ konnte daraufhin die Routenführung übernehmen und dem Fahrer per Sprachausgabe sagen, wohin er fahren musste.

Für Autofahrer war es seit jeher ein Problem, sich in unbekannter Umgebung zurechtzufinden. Irrfahrten ohne oder mit nur unzureichendem Kartenmaterial führten zudem oft zu gefährlichen Situationen. Der Nachrichtentechniker Otmar Pilsak nahm sich des Problems an und war – allen kritischen Stimmen zum Trotz – von Beginn an überzeugt, eine Lösung zu finden, um schneller, sicherer und wirtschaftlicher zum Ziel zu kommen.

Kiste in der Größe eines Koffers, orange ummantelt, mit zahlreichen Bedienknöpfen vorn.
Der Prototyp EVA aus dem Jahr 1983 mit stattlichen Ausmaßen: die Hardware in orangefarbener Kiste zur Unterbringung im Kofferraum.

Die Erfindung des Navigationssystems

Die Vorstellung des Prototyps eines Fahrzeugnavigationssystems am 21. Juni 1983 in Hildesheim erwies sich als wegweisend: EVA war das erste experimentelle System zur autonomen Navigation. Es verfügte über eine digitale Landkarte, deren Zielpunkte in einen Zahlencode übersetzt worden waren. Nach der Eingabe der Start- und Zielkoordinaten berechnete EVA selbstständig den besten Weg zum Ziel. Radsensoren erfassten die Fahrstrecken und Richtungswechsel und glichen die Bewegung des Fahrzeugs mit der gewählten Strecke ab. Auf diese Art und Weise war es möglich, Aktualisierungen – etwa bei versehentlichem falschen Abbiegen –  vorzunehmen und den Fahrer zuverlässig an sein Ziel zu bringen.

Entscheidend dabei war, dass der Fahrer nicht allein über eine optische Anzeige, sondern hauptsächlich über gesprochene Ansagen durch die Straßen gelotst wurde. So blieb der Blick beim Verkehrsgeschehen und die Fahrt verlief nicht nur ohne Umwege, sondern auch deutlich sicherer.

Sicher von A nach B

Erfinder Otmar Pilsak und die Fahrzeugnavigation.

Serienreif war das System EVA zum Zeitpunkt seiner Vorstellung noch nicht, da die erforderliche Digitalisierung der Landkarten großer Gebiete zu teuer war und die vorhandenen Speichermedien noch nicht über die erforderliche Leistungsfähigkeit verfügten.

Kleiner Bildschirm eines Navigationssystems mit Landkarte vor Armaturenbrett.
Navigationssystem TravelPilot aus dem Jahr 1997. Die Weiterentwicklung der Speicherkapazitäten sowie die GPS-Ortung verhalfen dem System endgültig zum Durchbruch.

Erfolg mit neuen technischen Möglichkeiten

Alle nachfolgenden Navigationssysteme basieren auf dem Konzept von EVA. Zunächst jedoch hatte die weitere Entwicklung etliche Hürden zu nehmen. Dank des neuen Speichermediums CompactDisc (CD), und mit der seit der Mitte der 1990er eingeführten satellitengestützten Ortung GPS konnte Bosch mit dem TravelPilot 1995 ein Produkt auf den Markt bringen, das den Straßenatlas an Bord von nun dauerhaft ablöste. Akustische Ansagen über die Fahrtroute, die so genannte Sprachausgabe, sorgten dafür, dass der Fahrer sich ganz auf das Geschehen auf der Straße konzentrieren konnte und nicht durch den Blick auf den Bildschirm abgelenkt wurde.

Die Integration von Navigations-, Entertainment- und Fahrerassistenzsystemen spielen auf dem Weg zur automatisierten und vernetzten Mobilität eine entscheidende Rolle.