Ein Mercedes-Simplex 60 PS gewinnt das Semmering-Rennen
- Das Automobil verabschiedet sich vom Kutschenstil
- Semmering-Rennen ist 1899 die Geburtsstunde des Motorsports in Österreich
- Hermann Braun ist viermal bei diesem Bergrennen siegreich
Um das Jahr 1900 werden Motorsportevents zunehmend populärer, immer mehr Nationen organisieren Wettfahrten. Österreich stößt 1899 mit dem Semmering-Bergrennen zu diesem Kreis, es wird maßgeblich von der Familie Jellinek gefördert. Emil Jellinek gibt Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach 1900 den Impuls zur Entwicklung des modernen Automobils und ist der Wegbereiter der Marke Mercedes. Auf dem Semmering soll der feinen Gesellschaft der technische Fortschritt des Automobils demonstriert werden. Das Bergrennen führt von Schottwien (Niederösterreich) über zehn Kilometer bis zur 984 Meter hoch gelegenen Passhöhe Semmering. Die durchschnittliche Steigung beträgt zehn Prozent, neun Kurven müssen die Fahrzeuge meistern. Zwischen 1899 und 1933 wird dieses Bergrennen von bis zu 60.000 Zuschauern verfolgt. Hermann Braun gewinnt mit einem Mercedes-Simplex 60 PS Gordon-Bennett-Rennwagen die fünfte Ausgabe der Wettfahrt am 17. September 1903. Der 1874 geborene Cannstatter ist zunächst Monteur bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Ab 1898 setzen ihn Automobilliebhaber wie Emil Jellinek als Fahrer ein. Bei seinem ersten Sieg vor 120 Jahren am Semmering benötigt er 8:47,6 Minuten, ein Schnitt von 68,3 km/h. Bei seinem vierten Sieg in Folge 1906 senkt er mit dem Mercedes 120 PS die Marke auf 7:47,0 Minuten (80,5 km/h). Zum Vergleich: Rudolf Caracciola gewinnt 1928 mit einem Mercedes-Benz SSK in 6:40,29 Minuten. Hier liegt der Schnitt bereits bei 90 km/h. Mit den Mercedes-Simplex lässt das Automobil Anfang der 1900er-Jahre endgültig die Kutschenform hinter sich. Charakteristische Merkmale sind die langgestreckte Form, der leichte, tief im Rahmen eingebaute Hochleistungsmotor und der organisch in die Front integrierte Bienenwabenkühler, der zum markenprägenden Erkennungszeichen wird.