Von der Premium-Automobilmarke zur ganzheitlichen Luxusmarke
Im April 1900 legten die damalige Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) und der Geschäftsmann Emil Jellinek den Grundstein zu einer der wertvollsten Luxusmarken der Welt. Der in Nizza lebende Automobil-Enthusiast war in dieser Zeit der größte Händler von Daimler-Fahrzeugen und meldete sie zu Rennveranstaltungen an. Künftig sollten alle Fahrzeuge den Namen seiner Tochter Mercédès tragen. Der Mercedes 35 PS, das erste nach ihr benannte Auto, gewann 1901 in der Rennwoche von Nizza fast alle Rennen und faszinierte mit einer ganz neuen, eleganten Formensprache. Der Name Mercedes wurde auf Anhieb zum weltweiten Synonym für Innovation und Luxus im Automobilbau. Das Streben nach der perfekten Inszenierung von Luxus und das Treiben von Innovation sind von Beginn an Teil der Marken-DNA.
Der erste Mercedes – das erste moderne Automobil
Der Mercedes 35 PS erzielte nicht nur spektakuläre Motorsporterfolge, er war auch das erste moderne Automobil. Mit einer eigenständigen Form beendete er das Zeitalter der motorisierten Kutschen und veränderte damit die Welt der Mobilität. Bis heute gilt der Mercedes 35 PS als Meisterstück technischer Raffinesse und Schönheit. Charakteristische Merkmale sind die lang gestreckte Form, der tief im Rahmen eingebaute Motor und der organisch in die Front integrierte Kühler, der als Bienenwabenkühler zum markenprägenden Erkennungszeichen wurde. Der Name Mercedes wurde am 23. Juni 1902 zum Warenzeichen angemeldet und am 26. September 1902 gesetzlich geschützt.
Der dreizackige Stern geht auf
Im Jahr 1909 stellte die DMG der Wortmarke Mercedes ein markantes Markenzeichen zur Seite: den dreizackigen Stern. Die drei Zacken symbolisierten Gottlieb Daimlers Vision vom universellen Einsatz seiner Motoren „zu Lande, zu Wasser und in der Luft“. Mit einem Stern hatte er in seiner Zeit als Technischer Direktor der Gasmotorenfabrik Deutz sein Wohnhaus auf einer Postkarte mit der Deutzer Stadtansicht markiert. Der Mercedes Stern kam in den ersten Jahren ohne umschließenden Ring zum Einsatz und zierte ab 1910 vor allem den Kühler der Fahrzeuge in plastisch geprägter Form. 1913 wurde der dreizackige Stern mit einem breiten Ring und dem Schriftzug „Mercedes“ kombiniert, ergänzt um vier kleine Sterne im Kreis. Dieses Markenzeichen schmückte in der Folgezeit die Lenkradnabe der Mercedes Automobile.
Der ruhmreiche Name Benz mit Lorbeerkranz
Im gleichen Jahr wie die DMG hatte auch das damalige Konkurrenzunternehmen, die Benz & Cie., sein eigenes Markenzeichen entwickelt. Carl Benz hatte 1886 mit dem dreirädrigen Patent-Motorwagen das Automobil erfunden und stand seitdem für Kompetenz im Motoren- und Fahrzeugbau. In dem 1909 eingeführten Markenzeichen war der Schriftzug „Benz“ als zentrales Element von einem Lorbeerkranz eingerahmt. Dieses klassische Ehrenzeichen des Siegers sportlicher Wettkämpfe wies auf die Erfolge von Benz & Cie. bei Automobilrennen hin.
Ebenso wie die Daimler-Motoren-Gesellschaft setzte auch Benz & Cie. mit zahlreichen Innovationen immer wieder neue Maßstäbe in der Automobilentwicklung. Zum Beispiel mit dem 1909 vorgestellten „Blitzen-Benz“. Er war das erste Automobil mit einem Verbrennungsmotor, das schneller als 200 km/h fuhr. Damit war es doppelt so schnell wie ein Flugzeug der damaligen Zeit. Die innovative Formensprache dieses Fahrzeugs folgte erstmals aerodynamischen Erkenntnissen.
Stern und Lorbeerkranz strahlen gemeinsam
Als 1926 die Daimler-Motoren-Gesellschaft und die Firma Benz & Cie. fusionierten, wurde ein neues Markenzeichen geschaffen. Es führte die wesentlichen Elemente der bisherigen Embleme zusammen: Der Dreizackstern blieb prominent in der Mitte. Die Wortmarke „Mercedes“ wanderte vom unteren Rand des Rings nach oben, an ihre Stelle trat der Name „Benz“. Der Benz Lorbeerkranz verband beide Schriftzüge. Die Marke Mercedes-Benz war geboren. Die Wortmarke Mercedes-Benz wurde am 7. Oktober 1927 und das Logo am 28. August 1928 als Schutzmarken in die Zeichenrolle eingetragen. Das Markenzeichen schmückt in dezent angepasster Ausführung noch heute die Fahrzeuge und gilt auf der ganzen Welt als Inbegriff für Tradition, Innovation und Luxus im Automobilbau.
Design zwischen Tradition und Moderne
Dank konzeptioneller Kreativität und starker Innovationskraft gelingt es Mercedes-Benz bis heute, dem automobilen Fortschritt immer neue Impulse zu geben, die individuelle Mobilität immer wieder neu zu erfinden und dabei neue Einsatzbereiche zu erschließen. Hinter dem weltweiten Erfolg und Renommee stecken aber nicht nur innovative Ingenieursleistungen, sondern eine Designstrategie, die von Anfang gekonnt zwischen Tradition und Fortschritt vermittelt.
Traumwagen der 1930er Jahre
Während kraftvoll modellierte Linien die Mercedes-Benz Modelle der 1920er Jahre prägten, setzte die Gestaltung ab Anfang der 1930er Jahre auf weichere, fließende Linien und gerundete Formelemente. Highlights dieser Entwicklung bildeten der Typ 500 K von 1934 und sein 1936 eingeführter Nachfolger 540 K. Mit ihren maßgeschneiderten Formen und den eleganten, fließenden Linien gelten sie noch heute als Objekte vollkommener Schönheit. Die Ausführung als Spezial-Roadster wird als absoluter Traumwagen der 1930er Jahre angesehen. Die Variante als Coupé begründete die moderne Coupé-Tradition von Mercedes-Benz.
Mit der Pontonform in die Moderne
1953 vollzog Mercedes-Benz mit dem Typ 180 den Schritt in die Moderne. Kennzeichen der Limousine war das sogenannte Drei-Box-Design – die dritte „Box“ nach Vorbau und Fahrgastzelle war der Kofferraum. Die selbsttragende „Ponton“-Karosserie überzeugte nicht nur durch höhere Stabilität und verbesserte Unfall¬sicherheit. Die Kotflügel und Scheinwerfer waren erstmals vollständig in den Grundkörper integriert, der auch den Motorraum und das Gepäckabteil im Heck mit einbezog. Daraus entstand harmonisch ein für damalige Verhältnisse großzügig verglastes Interieur.
Design-Ikonen wie der legendäre „Flügeltürer“
Viele herausragende Mercedes-Benz Modelle haben die gestalterische Entwicklung des Automobils nachhaltig beeinflusst und wurden zu Design-Ikonen: zum Beispiel der „Flügeltürer“ von 1954. Der Mercedes-Benz 300 SL war das Nonplusultra des Automobil-Designs seiner Zeit. Bis heute ist er ein hoch begehrter Traumwagen und wurde 1999 von einer internationalen Jury von Automobilexperten zum „Sportwagen des Jahrhunderts“ gewählt. Der 300 SL fasziniert nicht nur mit den Flügeltüren, sondern hat als erster Mercedes-Benz Serien-Personenwagen seit 1945 keinen senkrecht stehenden Kühlergrill mehr. Stattdessen schmückt ihn eine waagerechte Lufteinlassöffnung mit dem Stern in der Mitte. Diese neue Front prägt alle folgenden SL-Generationen. Die 1957 beim 300 SL Roadster eingeführten vertikalen Scheinwerfer mit integrierten Blinkleuchten wurden zum repräsentativen Stilmittel und prägten das Front-Design der Mercedes-Benz Personenwagen bis Anfang der 1970er Jahre. Heute ist Mercedes-Benz der einzige Hersteller, der sein Markenzeichen sowohl im Kühlergrill integriert als auch in plastischer Ausführung auf der Motorhaube positioniert.
Die unnachahmliche Form der Heckflosse
Auch die 1959 eingeführten, im Volksmund „Heckflosse“ genannten Limousinen der Typen 220, 220 S und 220 SE setzten Maßstäbe mit ihrer unnachahmlichen Form, die Funktion und Eleganz vereinte. Die gleichermaßen schönen wie beim Einparken hilfreichen Heckflossen und die üppige Rundumsicht antizipierten frühzeitig die gewandelten Kundenerwartungen. Der „Heckflossen“-Mercedes war auch das weltweit erste Fahrzeug mit gestaltfester Fahrgastzelle und Energie absorbierenden Knautschzonen. Damit schlug er ein neues Kapitel in der Sicherheitstechnik auf.
Gemeinsamkeit versus Differenzierung
Bei allen formalen Gemeinsamkeiten, die die unterschiedlichen Baureihen auf Anhieb als Mitglieder der Mercedes-Benz Modellfamilie erkennbar machen, schafft das Design auch die notwendige, vom Kunden erwartete Differenzierung. So zeigte sich die 1961 vorgestellte zweitürige Coupé-Variante des 220 SE mit eigenständigen Design-Elementen, unter anderem durch den Verzicht auf die Heckflossen. Die klare Linienführung des zeitlos schönen Coupés dominierte das Mercedes-Benz Design der 1960er Jahre und beeinflusste die Gestaltung nachfolgender Limousinen-Baureihen der Oberklasse und oberen Mittelklasse.
Innovation und Tradition im Gleichgewicht
Auch mit Konzept- und Experimentalfahrzeugen wie dem C 111 von 1969 schrieb Mercedes-Benz Design-Geschichte. Obwohl er nie in Serie gefertigt wurde, gingen von ihm starke Impulse für die zukünftige automobile Entwicklung aus. Design-Innovationen sind für Mercedes-Benz charakteristisch, aber dennoch wird die Identität der Marke immer bewahrt – beim C 111 unter anderem durch die Flügeltüren, die 2009 beim SLS AMG ihre erneute Rückkehr feierten. Es gibt also nie eine Entscheidung ausschließlich für Innovation und gegen Tradition – beides ist das Ziel. Die oberste Prämisse lautet: Ein Mercedes-Benz muss immer als Mercedes-Benz erkennbar sein – und das nicht nur aufgrund des Sterns an der Front.
Gorden Wagener, Chief Design Officer Daimler Group: „Es geht darum, Markenidentität als langfristig angelegte Strategie zu verstehen und die Werte und Merkmale, die diese Identität prägen, mit Bedacht weiterzuentwickeln. Das schaffen wir, indem wir bewährte Stilelemente unserer Marke pflegen und mit neuen Ideen kombinieren, ohne jedoch ihr Wesentliches zu verändern.“ So wurde beispielsweise die Kühlermaske sowohl in ihren Grundproportionen als auch in der Detailausgestaltung stets neu interpretiert. Ihr Gesamterscheinungsbild ist jedoch noch genauso unverwechselbar wie vor 120 Jahren.
Mit konzeptioneller Kreativität neue Marktsegmente begründet
Mit dieser Designstrategie hat Mercedes-Benz es geschafft, immer wieder neue Konzepte zu entwickeln und dabei auch völlig neue Marktsegmente zu erschließen. 1977 debütierte das T-Modell unter dem Slogan „Touristik und Transport“ als erster Lifestyle-Kombi. 1979 war das Geburtsjahr des Geländewagens G-Klasse, der von Beginn an zur Legende wurde und auch nach mehr als 40 Jahren die Kunden in seinen Bann zieht. Der 1982 eingeführte kompakte Mercedes-Benz 190 begründete die Ahnenreihe der heutigen C-Klasse, die mit inzwischen vier Modellvarianten zum Bestseller geworden ist. 1997 folgte mit der M-Klasse das weltweit erste Premium-SUV.
Ein weiteres neues Marktsegment begründete 2004 der CLS als erstes viertüriges Coupé. Es verband erstmals die Eleganz und Dynamik eines Coupés mit dem Komfort und der Funktionalität einer Limousine. Die Kunden waren begeistert, die Wettbewerber verblüfft: Über Jahre hinweg blieb der CLS das einzige viertürige Coupé in seiner Klasse. 2012 setzte Mercedes-Benz mit dem CLS Shooting Brake wieder ein Zeichen konzeptioneller Kreativität und unterstrich seine Führungsrolle beim Design. Der CLS Shooting Brake ist in seinen Proportionen eindeutig ein Coupé, bietet mit fünf Türen und dem bis zum Heck durchgezogenen Dach jedoch beachtliche neue Möglichkeiten. Aufgrund des großen Erfolgs hat Mercedes-Benz beide Modellvarianten mit dem CLA und CLA Shooting Brake auch auf das Kompaktsegment übertragen.
Die neue Design-Ära der Sinnlichen Klarheit
Mit der völlig neu entwickelten A-Klasse definierte Mercedes-Benz 2012 nicht nur das Kompaktsegment völlig neu, sie war auch der sichtbare Aufbruch in die neue Design-Ära der Sinnlichen Klarheit. Die neue, progressive Formensprache, die von Chefdesigner Gorden Wagener nach seinem Amtsantritt 2008 mit seinem Team entwickelt wurde, hat das Ziel, klare Formen und sinnliche Flächen zu erzeugen, die Hightech inszenieren und zugleich Emotionen wecken. Sie bringt die Bipolarität von Intelligenz und Emotion zum Ausdruck. Das gilt auch für das Interieur. Hier steht die Bipolarität aus traditioneller Handwerkskunst und Hightech im Mittelpunkt. Mit der fortschreitenden digitalen Entwicklung schaffen die Mercedes-Benz UX-Designer vernetzte Lebensräume, die Mensch, Auto, Zuhause und Arbeitsplatz verbinden.
Dank der Designphilosophie der Sinnlichen Klarheit hat Mercedes-Benz den Wandel von einem traditionellen hin zu einem modernen Luxus vollzogen. Sie trug entscheidend zur Verjüngung der Marke und zum Absatzerfolg des Unternehmens bei. „Mit unserem Design zeigen wir, dass man mit avantgardistischen Ideen begeistern und dem Geist einer über 120 Jahre alten Marke trotzdem treu sein kann“, so Gorden Wagener. „Wir haben den traditionellen Luxus von Mercedes-Benz in einen modernen Luxus überführt, die Marke mit dem Stern neu interpretiert und auch für junge Kunden faszinierend, erlebbar und vor allem begehrenswert gemacht.“
Avantgardistische Elektroästhetik der Zukunft
Die Zukunft des Mercedes-Benz Designs wird noch progressiver und avantgardistischer. Das zeigt das erste vollelektrische Modell der neuen Produkt- und Technologiemarke EQ. Der EQC (Stromverbrauch kombiniert: 20,8-19,7 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km) hat viele wegweisende Designdetails und markentypische Farbakzente. Besonders prägnant sind die Frontscheinwerfer und der Lufteinlass. Sie verschmelzen zu einer Black-Panel-Elektroästhetik. Auch im hochwertigen Innenraum ist der Mercedes unter den Elektrofahrzeugen Vorreiter einer avantgardistischen Elektroästhetik. Das neuartige Interieurdesign ist inspiriert von der Welt der Consumer Electronics. So erinnert zum Beispiel der Lamellenkragen der Instrumententafel an die Kühlrippen eines Hi-Fi-Verstärkers. Außen wie innen verkörpert der EQC die Designsprache des Progressiven Luxus.
Auf dem Weg zur ganzheitlichen Luxusmarke
Ob Fahrzeuge, Schrift oder Showroom – die Designphilosophie der Sinnlichen Klarheit durchzieht alle Bereiche der Marke – und geht weit darüber hinaus. Seit 2010 entwerfen die Mercedes-Benz Designer unter dem Label Mercedes-Benz Style in Kooperation mit ausgewählten Partnern auch das Design vielfältiger Produkte jenseits des Automobils. Dazu gehören beispielsweise das Interieur des exklusiven Airbus-Helikopters „Helikopter H145“, die luxuriöse Motoryacht „ARROW460 – Granturismo“ und die futuristische Pendelleuchte „Ameluna“ von Artemide. Sie tragen die unverwechselbare, progressive Designsprache in andere Produktwelten und Lebensbereiche wie Mobilität, Lifestyle und Innenraumgestaltung. Damit entwickelt sich Mercedes-Benz von der Premium-Automobilmarke zu einer ganzheitlichen Luxusmarke.
„Vision Mercedes Simplex“ – Symbol der Transformation des markenspezifischen Luxus
Mit der Skulptur „Vision Mercedes Simplex“ haben die Designer 2019 die Herkunft und Zukunft der Luxusmarke Mercedes-Benz auf faszinierende Weise visualisiert. Sie symbolisiert den Übergang in eine neue Ära des Designs und der Technologie. Gleichzeitig ist sie eine Hommage an das historische Erbe und die Geburtsstunde der Marke. Der „Vision Mercedes Simplex“ trägt den Pioniergeist und die Gestaltungsmerkmale von damals weit ins 21. Jahrhundert hinein. Die Botschaft: Die Leidenschaft für Luxus und Innovation gehört zur Marken-DNA. Und diese DNA gibt Mercedes-Benz die Stärke, immer wieder neue Maßstäbe in der Mobilität zu setzen – gestern, heute und morgen.
Damit macht die Skulptur deutlich, dass Mercedes-Benz die Transformation des Automobils und der Mobilität hin zu einem nachhaltigen und digitalen Luxus als Vorreiter vorantreibt – so wie vor rund 120 Jahren bei der Transformation von der motorisierten Kutsche hin zum modernen Automobil. Gorden Wagener: „Nur einer so starken Marke wie Mercedes-Benz gelingt die physische Symbiose von Historie und Zukunft. Der ‚Vision Mercedes Simplex‘ symbolisiert die Transformation des markenspezifischen Luxus von Mercedes-Benz.“
Die wertvollste Luxus-Automobilmarke der Welt
Dank der ungebrochenen Erfolgsgeschichte konnte Mercedes-Benz seinen Markenwert kontinuierlich steigern. Seit 2016 ist die Marke mit dem Stern durchgehend die wertvollste Luxus-Automobilmarke der Welt und liegt im Ranking „Best Global Brands 2019“ des renommierten US-Markenberatungsunternehmen Interbrand als einzige europäische Marke unter den Top Ten. „Die Verantwortung für diese Marke macht mein Team und mich ein wenig ehrfürchtig, aber sehr stolz. Für mich ist es die ultimative Aufgabe, eine Markenikone wie Mercedes-Benz von einer respektierten Marke der Väter in eine respektierte und geliebte Marke aller Generationen weiterzuentwickeln“, sagt Bettina Fetzer, Marketingchefin Mercedes-Benz AG. „Mercedes-Benz ist damals wie heute eine Marke, die Emotionen weckt und ein Erlebnis für unsere Kunden darstellt. Unser Ziel ist es, diese Marke für mindestens weitere 120 Jahre fest in den Herzen der Menschen zu verankern.“
120 Jahre Mercedes – „Wir wollen Mercedes-Benz zur meist geliebten Luxusmarke machen!“
Bettina Fetzer, Marketingchefin Mercedes-Benz AG, im Gespräch mit Gorden Wagener, Chief Design Officer Daimler AG, über die Faszination einer Marke und das Zusammenspiel von Marke, Design und Luxus.
Frau Fetzer, Sie könnten die Ur-Enkelin von Mercédès Jellinek sein, der Namenspatronin von Mercedes-Benz. Was macht die Marke für Sie nach so langer Zeit so attraktiv? Und was wird die Zukunft bringen?
Bettina Fetzer: Ist das nicht absolut faszinierend? Unsere Unternehmensgründer haben das Automobil vor über 130 Jahren erfunden, und seit 120 Jahren ist die Marke mit dem Stern Bestandteil des öffentlichen Lebens. Mercedes wurde in dieser Zeit zum Sinnbild deutscher Ingenieurskunst und hat sich insbesondere in den vergangenen Jahren verjüngt und für neue Zielgruppen geöffnet, gleichzeitig aber seinen Luxusanspruch verstärkt. Eine Markenikone wie Mercedes-Benz von einer respektierten Marke der Väter in eine respektierte und geliebte Marke aller Generationen weiterzuentwickeln, ist für mich die ultimative Aufgabe.
Und für Sie, Herr Wagener, was bedeutet für Sie Mercedes?
Gorden Wagener: Mein erstes Auto war ein Strich 8. Das „erste Mal“ vergisst man nie, ob Eiscreme oder Auto (lacht).
In unserer Familie war Mercedes immer ein Traum. In meiner Jugend fuhren Menschen Mercedes, die es „geschafft hatten“, die sich mit einem Stern auf der Haube einen Traum erfüllt haben. Heute kann ich mit meinem Team die Zukunft der Marke mitgestalten, das ist ein Traum, der sich erfüllt hat.
Bettina Fetzer: Wolltest Du schon immer zu Mercedes?
Gorden Wagener: In der Tat. Ich wollte, wenn Du so willst, nach den Sternen greifen. Jeder Designer strebt danach, Ikonen zu gestalten, und Mercedes hat den Stern, der am hellsten strahlt. Das ist Bürde und Chance zugleich. Wenn Du gutes Design ablieferst, wirst Du gefeiert, wenn es schiefgeht, gefeuert.
Ein Fahrzeug von Mercedes-Benz wird Ihren Umfragen zufolge wegen der Marke und seit geraumer Zeit ebenso wegen des Designs gekauft. Das war nicht immer so, also lastet auf Ihren beiden Schultern ziemlich viel Verantwortung, oder?
Bettina Fetzer: Genau deshalb arbeiten Gorden und ich eng zusammen – da hat es mehr Platz auf unseren beiden Schultern (lacht). Aber in der Tat, laut Interbrand – auch 2019 wieder bestätigt – ist Mercedes-Benz mit Abstand die wertvollste Luxusautomobilmarke der Welt – und der einzige europäische Player in den Top 10. Die Verantwortung für diese Marke macht meine Mannschaft und mich ein wenig ehrfürchtig, aber vor allem sehr stolz.
Gorden Wagener: Wir haben es geschafft, den tradierten Luxus unserer Väter in einen modernen und nachhaltigen Luxus zu verwandeln. Früher fuhren ältere Männer mit Hut einen Benz. Heute fährt die Jugend stolz A-Klasse und ist „voll connected“. Mercedes ist auf einmal cool. Die Verantwortung für gutes und erfolgreiches Design treibt uns an. Das nutzt der Marke und befeuert das Team. Es ist wie im Sport, ohne große Ziele schafft man keine Weltrekorde. Deshalb ist unsere Mission: Wir wollen Mercedes-Benz zur meist geliebten Luxusmarke machen.
Wieviel hat die ursprüngliche Marke Mercedes mit der heutigen noch gemeinsam?
Gorden Wagener: Mercedes war immer eine Luxusmarke und von Anfang an auch eine Design-Marke, die Begriffe dafür waren einfach andere. Die Optik, die Gestaltung, das Material, alles, was wir heute Inszenierung nennen, gab es von Anfang an. Auch die Inszenierung von Technologie war immer wichtig, das prägt uns bis heute.
Bettina Fetzer: Stimmt, Mercedes ist damals wie heute eine Marke, die Emotionen weckt und ein Erlebnis für unsere Kunden darstellt. Wir sind eine starke Marke, die unseren Kunden Orientierung und Halt gibt. Gerade in dieser von Unsicherheit geprägten Zeit ist das eine Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen. Wir zeigen als Marke Haltung, haben eine Meinung und setzen uns und unsere Stimme gezielt ein. Mit unserer Aktion DonateourReach zum Beispiel.
Gorden Wagener: Mercedes-Benz war schon immer eine global begehrte Marke. Mit einem Auto aus unserem Haus war man immer beachtet, vielleicht auch beneidet, aber nie in negativem Zusammenhang. Und Gottlieb Daimler wusste schon mehr über Inszenierung oder Marketing und Kommunikation als es damals üblich war. Heute sagt man Influencer, damals eben Filmstar, Berühmtheit oder Künstler. Seine Kunden waren immer gleichberechtigt, Frauen fuhren ebenso wie Männer auch, das war sehr unüblich in den ersten Jahren des Automobils.
Sie beide sind eigentlich selbst in Ihrer Zielgruppe. Jung, erfolgreich, stehen voll im Beruf und Leben und fahren Mercedes. Wie funktioniert das Zusammenspiel Ihrer Disziplinen und – wer hat am Ende recht?
Bettina Fetzer: Gorden und ich arbeiten schon eine ganze Weile zusammen an einer ganzheitlichen Weiterentwicklung unserer Marke, wir streiten und vertragen uns fast wie ein altes Ehepaar (lacht). Denn nur, wenn unsere beiden Disziplinen – Design und Marketing – Hand in Hand gehen, ergibt es letztlich ein einheitliches Bild für unsere Kunden und Fans auf der ganzen Welt. Unser Ziel ist es, Mercedes-Benz für mindestens weitere 120 Jahre fest in den Herzen der Menschen zu verankern.
Gorden Wagener: Wir kämpfen beide leidenschaftlich für die Marke. Wir brennen eben für das, was wir tun, und das gilt auch für unsere Teams. Ich bin mir sicher, dass unsere Gründerväter angetan wären, was wir aus der Marke gemacht haben. Mercedes-Benz ist heute eine angesagte, nachhaltige Design- und Luxusmarke, um die wir über die Autobranche hinaus beneidet werden.
Komplettieren Sie bitte folgende Sätze, Bettina Fetzer:
Mercedes ist …
… als Name weltbekannt, als Marke weltberühmt und als Synonym für „das Beste“ in aller Munde.
Der Stern …
… ist nahbar und erreichbar. Was man nicht von allen Sternen behaupten kann.
Ein Auto ist …
… der Inbegriff für Unabhängigkeit und Freiheit – und das über Generationen hinweg.
Männer meinen …
… vielleicht, sie seien die besseren Autofahrer, aber sie hören doch alle auf „Mercedes“. Vor allem bei MBUX:
Hey Mercedes – wer kann besser einparken, mein Mann oder ich?
Motorgeräusche müssen …
… nicht immer laut sein, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Der vollelektrische EQC beweist, dass auch geräuschlose Mobilität ganz schön aufregend sein kann.
Was fällt Ihnen zu folgenden Stichworten ein, Gorden Wagener?
Nachhaltigkeit …
… war und ist Bestandteil unserer Marken- und Design-Identität, sonst wäre unsere Marke längst vom Markt verschwunden.
Luxus …
… ist bei uns kein Selbstzweck, er ist Kern unserer Marken. Unsere Gründerväter haben das Auto erfunden, so gesehen steckt in jedem Auto ein Stückchen Mercedes.
Maybach …
… ist die Krönung unseres Marken-Portfolios und die Verpflichtung, dem Besten noch etwas Erhabenes mitzugeben.
Erbe …
… verpflichtet und spornt unheimlich an, etwas Bleibendes zu hinterlassen. Damit der Name Mercedes auch in 120 Jahren noch so schön klingt.
Frauen …
… und Männer mit der gleichen Begeisterung für unser Design anzustecken, ist mein Ziel.