C111 – Schaltsaugrohr…. für Technik-Interessierte !

von WOLFgang Kalbhenn

Stufensaugrohr am Wankel-Motor von Daimler-Benz

Der Dreh-Kolben-Motor von Felix Wankel liefert von Hause aus durch seine relativ hohen Spülverluste keine besonders guten Drehmoment- und Leistungs-Werte im unteren Drehzahlbereich; man könnte sagen, er ähnelt hier dem Zwei-Takt-Motor, der auch erst bei höheren Drehzahlen zulegt.

So ist in der NSU-RO 80 – Szene diese „Schlappheit unten heraus“ auch heute noch ein Dauer-Thema unter den stolzen Besitzern dieses revolutionären und innovativen Oldtimers von damals.

Bei Daimler-Benz führte da die Entwicklung des sogenannten Stufensaugrohres an allen Wankel-Motoren zu einer deutlichen Steigerung des Drehmomentes mit bis zu 20%  bei 2500/min  am 2-Scheiben-Motor und sogar  über 30% bei 2000/min am 4-Scheiben-Motor.

Da dies aber weitestgehend „unentdeckt“, bzw. un-publiziert blieb, hier mal ein paar Worte dazu, von einem, Der es wissen muss.

Das Stufensaugrohr macht sich die sehr ausgeprägten Druck-Schwingungen im Ansaugtrakt (Ansaugseite) des Wankel-Motor zu Nutze. Hier werden die Ansaug- und Auslass-Öffnungen am Umfang (Mantel) des Gehäuses durch den vorbeistreichenden Läufer sehr schlagartig geöffnet und wieder geschlossen! Durch eine besondere Gestaltung des Ansaugrohres wird dies dann für eine Art Nachladungseffekt genutzt; die Füllung schon im unteren Drehzahl-Bereich verbessert sich deutlich.

Der technische Zusammenhang von „ein langes Saugrohr bringt Drehmoment unten, reduziert aber die Max-Leistung, ein kurzes, offenes Saugrohr bringt Leistung, verhindert aber gutes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen“ ist nicht neu! Das Stufensaugrohr „verbindet“ nun beide optimalen Saugrohrlängen durch einen Trick:

< Darstellung und Verbesserung durch Stufensaugrohr >

(leider sind die Bilder recht klein und unscharf, wer SCHÄRFER sehen möchte, der sollte sich das C111 Buch vormerkten !!!)

Es wird ein für gutes Drehmoment günstiges, langes Saugrohr auf  der Rohrlänge  für maximal beste Leistung „geöffnet“ und mit Einlauftrichtern versehen (Abbildung links). Der verblüffende Effekt ist dann Folgender: bei niedrigen Drehzahlen und somit kleineren Luftdurchsätzen strömt und „schwingt“ die Ansaugluft in der langen Rohrlänge. Steigt dann der Luftdurchsatz mit zunehmender Drehzahl, so koppelt sich der oberer Teil des Ansaugrohres wegen der zunehmenden Rohrreibung im engen Rohr „von selbst“ übergangslos ab! Es komm nur die kurze Rohrlänge zur Wirkung für gute Maximal-Leistung bei z.B. 6000/min.

Hier eine ausgeführte Darstellung für 2-Scheiben-Motor mit „Röntgen- Blick“ in die Luftfilter-„Büchse“

Viele Jahre später (ca. 1985) laborierte Mazda im Kontakt und inspiriert mit uns ebenfalls an einem 2-stufigen Ansaugrohr. Sie nannten es „Posaunen-Rohr“, weil Mazda die Rohrlängen durch Ineinander-Verschieben der Rohre veränderte, eben wie bei einer Posaune. Der 4-Scheiben-Wankel-Motor mit diesem Posaunen-Saugrohr im Mazda 787 B war dann auch immens Drehmoment-stark bei einer Max.-Leistung von 700 PS. Das konnten dann die Renn-Fahrer auf der kurvenreichen Strecke von Le Mans bestens umsetzen: Der Mazda Rennsportwagen 787 B gewinnt Le Mans 1991, und man bringt sogar noch 2 weitere auf den vorderen Plätzen ins Ziel !!

Mazda-Wankel-Motor mit Posaunen-Ansaugrohr im 787 B >

Ein renommierter Sieg des Wankel-Motors wie auch der „hilfreichen“ Funktion des Stufensaugrohres, bzw. hier Posaunen-Ansaugrohr!

< Einbaufertiger 4-Scheiben-Wankel-Motor (M 951) mit integriertem Stufensaugrohr und K-Jetronik für Einbau in die SL-Fahrzeuge R/C 107 

Interessant bleibt zu erwähnen, dass das System der „veränderlichen“ Ansaugrohre (Prinzip Stufensaugrohr) heute bei (fast) allen Verbrennungs-Motoren  mit ihrem resonanzbedingten Selbstaufladungseffekt seine Anwendung findet, allerdings „geschaltet“ durch Klappen !


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