Zum ersten Mal bringen wir an dieser Stelle einen zweiten Teil einer Geschichte ohne den ersten Teil bei uns veröffentlicht zu haben… aber wie der Autor selbst schreibt:
von Dr. Udo Adrian Essers
Nachdem die Geschichte unseres astralsilbernen 280 SE mit olivgrünen Velourspolstern und grüngetöntem, wärmedämmendem Glas in den Artikeln:
- „Mein erster Mercedes“ im Küsnachter Jahrheft 2008 S. 39-41, „Besondere Fahrzeuge: Heute Udo Adrian Essers Mercedes-Benz Seit der Kindheit ein Freund“, im Tages-Anzeiger v. 18.3.09, S. 58
- „Mein erster Mercedes“ im PontonKurier 1|2009 S. 44 – 45, „Unser 280 SE – eine Geschichte von A wie Aachen bis Z wie Zürich“
- Auf der Homepage des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart unter http://www.mercedes-benz-clubs.com
- „Eine Geschichte von A wie Aachen bis Z wie Zürich“ Fortsetzung 1. Teil Ein wackrer Schwabe forcht sich nun mal nit“ im PontonKurier 2|2013 S. 91
- „Mein erster Mercedes“ in den Benzheimer Flosskeln Nr. 96, S. 64 – 67
veröffentlicht worden ist, erfährt die Geschichte unseres 280 SE eine wunderbare zweite Fortsetzung: Im Mai 2019 wurde unser wackrer Schwabe beim Strassenverkehrsamt des Kantons Zürich als Veteran vorgeführt. Mit neuen Reifen, neuen Bremsbacken und Stossdämpfern absolvierte er vom Technischen her nach 44 Jahren die Prüfung problemlos.
Ich erlaube mir, Ihnen im Anhang die Fortsetzung des Geschichte unseres wackeren Schwaben: Unser 280 SE – eine Geschichte von A wie Aachen bis Z wie Zürich Fortsetzung 2. Teil: „Udo, wir fahren zu Fuss“ mit einigen Photos zuzusendern und freuec mich, wenn Sie diese in Ihrem Magazin veröffentlichen.
Ich verbleibe mit besten Grüssen
Dr. Udo Adrian Essers
Unser 280 SE – eine Geschichte von A wie Aachen bis Z wie Zürich Fortsetzung 2. Teil: „Udo, wir fahren zu Fuss“
„Udo wir fahren zu Fuss“, diesen Satz sagte unser Vater immer wieder in den Jahren 1981 – 1984 zu mir, als ich ca. 13 bis 17 Jahre alt war. Unser Vater hatte einen Mandanten, die Tuchfabrik Gebrüder Fuss oHG in Aachen. Öfters fuhren wir sonntagmorgens „zu Fuss“. Zuerst durfte ich auf dem Firmengelände von Fuss, danach auf dem ca. 30’000 m2 grossen Privatgelände mit unserem 280 SE fahren: Der Firmenchef machte uns jeweils höchstpersönlich das Firmentor bzw. das Tor zu seinem Privatanwesen auf. Während unser Vater sich mit dem Firmenchef unterhielt, lernte ich unseren 280 SE bis auf 40 Km/h zu beschleunigen und auf den am Hang gelegenen Grundstücken den 280 SE fast auf der Stelle zu wenden. Nur eine einzige Bedingung stellte unser Vater mir: Ausser unserer Mutter und meiner Schwester durfte niemand wissen, dass ich auf den Grundstücken von Fuss Auto fahren lerne; die Tuchfabrik am Bach am Rande von Aachen produzierte auch des sonntags, und an dem Privatanwesen mit 30’000 m2 Parkgrundstück, Tennisplatz, Fischteich, einem Haus mit 800 m2 bebauter Grundfläche und 140 m2 Hallenschwimmbad war Königin Silvia von Schweden als Käuferin interessiert.
Kurz vor Weihnachten 2018 erhielt ich vom Strassenverkehrsamt des Kantons Zürich die Vorladung zur periodischen sechsjährigen Veteranen-Fahrzeugprüfung unseres 280 SE für Mai 2019. Mit neuen Bremsscheiben, Reifen und vorsichtshalber neuen Stossdämpfern (die alten 44 Jahre alten Stossdämpfer hätten die Veteranenprüfung beim Strassenverkehrsamt des Kantons Zürich bestanden!) hat der 280 SE am Dienstag, 14. Mai 2019 bestanden. Trotzdem unser 280 SE über Jahrzehnte immer wieder von Karosserie- und Lackspezialisten behandelt und gepflegt wurde, verfügte der Prüfer beim Strassenverkehrsamt des Kantons Zürich zur Aufrechterhaltung seines Veteranenstatus als Auflage für die nächste Veteranenprüfung im Jahre 2025 (dann wird unser 280 SE 50 Jahre alt) die Entfernung verschiedener Roststellen. Diese Auflage betraf diverse Lackschäden an Türen, Schiebedach und diverse angerostete Stellen am Unterboden.
Als unser Garagist mir diese Auflage des Rostentfernens mitteilte, stand ich vor der Entscheidung, entweder noch sechs Jahre mit unserer S-Klasse zu fahren, und mich dann von ihr zu trennen, oder mein altes Versprechen unserem 280 SE gegenüber (das auch im Küsnachter Jahrheft 2008 S. 41, im PontonKurier 1|2009 auf S. 45, im Tages-Anzeiger aus Zürich vom 18. März 2009, S. 58, im Artikel „Besondere Fahrzeuge: Heute Udo Adrian Essers Mercedes-Benz Seit der Kindheit ein Freund“, und auch in den Benzheimer Flosskeln Nr. 96, S. 64 publiziert ist), einzuhalten und zu erfüllen.
Über das Wochenende des 1./2. Februar 1975 fuhr unser Vater den Vorführwagen der Baureihe W 116 280 SE mit dem Kennzeichen AC-C 778 in astralsilbermetallic mit olivgrünen Velourspolstern. Unsere Eltern führten uns beide Kinder zum Zeugnisessen auf Schloss Friesenrath in der Nähe von Aachen aus. Auf der Rückfahrt nach Hause fuhr unser Vater auf der Autobahn A 4 Richtung Holland den Wagen mit Höchstgeschwindigkeit. Am Dienstag, 4. Februar 1975 war Herr Meuthen von Daimler-Benz in unserem Wohnzimmer Am Weyenberg in Laurensberg und wir besprachen die Ausstattungsdetails. Der Fahrzeug-Benutzungsvertrag, die handschriftliche Aufstellung von Herrn Meuthen ist, wie die maschinenschriftliche Bestellung, die Bereitstellungsanzeige, die Empfangsbestätigung meines Vaters, die Rechnung sowie die Quittung und viele andere Dokumente mehr in unserer Familiensammlung erhalten.
Im Artikel „Deutschland von oben“ in der ZEIT vom 13.10.2005, S. 17 – 20 steht über die S-Klasse W 116 der 70-er Jahre von Mercedes-Benz: „… wie die Söhne und Töchter des Baulöwen [Herbert Hillebrand] morgens vom Chauffeur – natürlich im schweren Benz – zur Schule gebracht wurden. …“. Dieses Bild zeigte sich ca. 1978 – 1981 am Einhard-Gymnasium in Aachen/Deutschland: Tatsächlich wurden die Kinder Scarlett, Svenja, Kathrin und Serge im milanbraunen 280 SE mit beigen Velourspolstern, Leichtmetallfelgen und belgischem Kennzeichen vom Chauffeur von Château Jean-Mesnil in Lambermont bei Verviers in Belgien zum Einhard-Gymnasium in Aachen gebracht. Auf dem unteren Parkplatz unserer Schule an der Malmedyerstr. In Aachen standen desöfteren der milanbraune 280 SE mit beigen Velourspolstern und belgischem Kennzeichen und dahinter unser 280 SE in silbermetallic, grünen Velourspolstern, wärmedämmendem Glas und dem Kennzeichen AC – EY 10, den unsere Mutter fuhr.
Unseren 280 SE durfte ich immer wieder fahren: Sei es 1978 in den England-Ferien auf einem Feldweg auf dem Schoss unseres Vaters, in unserer privaten, abschüssigen Garageneinfahrt in die Garage oder aus ihr heraus (aber nur bis zur Grenze unseres Kopfsteinpflasters und damit der Grenze unseres Privateigentums, auf keinen Fall aber auf unserer öffentlichen Privatsrasse Am Weyenberg) oder, nachdem ich den Führerschein hatte, zum Reiten, zum Tennisspielen, immer wieder Samstags zur Schule, und sogar für Ferien in Österreich.
Die wohl netteste Geschichte um die S-Klasse W 116 trug sich vermutlich ca. 1978 an einer Autobahnraststätte in Norditalien zu: Mercedes-Benz Vorstandsausflug mit sechs silbernen S-Klassen W 116 (den Silberpfeilen). Die S-Klasse-Chauffeure warteten mit ihren Kostbarkeiten. Neben ihnen jammerte eine Frau: „Wie kommen wir jetzt bloss nach Frankfurt, wie kommen wir jetzt bloss nach Frankfurt? – Das schaffen wir doch nie?“ Der Fahrer des Vorstandsvorsitzenden ging zu der Dame und bot an, sie im 450 SEL 6,9, dem „Heiligtum“ seines Chefs, nach Frankfurt zu chauffieren. Seine Fahrerkollegen meinen: „Du spinnst, das erlaubt der Chef nie!“ Seine Antwort: Doch!“ Und so konnten Vico Torriani und seine Frau in der Klasse im Eiltempo nach Frankfurt „schweben“!
Küsnacht ZH, 17.3.20, Dr. Udo Adrian Essers