Arbeitsablauf bei der Grundreinigung eines 230/8 TEIL 2

Den folgenden Artikel haben wir netterweise vom Autor selbst und der Clubzeitung des MB /8 Club Deutschland e.V. zur Veröffentlichung erhalten. Vielen Dank dafür

von Roberto Mercuri / Quality CarCare

Arbeitsablauf/Tätigkeitsbeschreibung:

Schritt1: Bei der Aufbereitung habe ich mit einer ausgiebigen Handwäsche mittels einem PH-neutralen Shampoo begonnen, um den Lack von groben Partikeln zu befreien.  

Schritt 2: Als Nächstes bin ich dem hartnäckigen Schmutz, der sich durch die normale Fahrzeugwäsche nicht entfernen ließ, mit einer mineralischen Knetmasse in mehreren Gängen auf den Leib gerückt.

Schritt3: Das Polieren des Lackes erfolgte in mehreren zeitintensiven Schritten. Hierbei war vor allem darauf zu achten, dass bei jedem einzelnen Poliergang (insgesamt 6 Stück) der Lack nicht zu heiß wurde und nicht zu viel Lacksubstanz abgetragen wurde. Der Einsatz der richtigen Maschinen und Zubehör (Pads und Politur) war dabei sehr wichtig. Vier von diesen Poliergängen wurden mit einer Rotationsmaschine und zwei mit einer zwangsgerichteten Exzentermaschine vollzogen. Die Rotationsmaschine nimmt man, um in die Tiefe vorzuarbeiten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Fläche nicht zu heiß wird und keine starken Hologramme reinpoliert werden. Die Exzentermaschine ist dafür da, das Finish und die leichten Polierspuren, die die Rotationsmaschine hinterlässt, zu entfernen. Ich habe auch diverse Anbauteile des Fahrzeuges abgebaut, um an die darunterliegende Lackoberfläche zu kommen. Um die richtige Tiefe in den Lack zu bekommen, wurde zwischen jedem Poliergang die Oberfläche zwischengereinigt. Dies war nötig, um zu erkennen, wie sich die oberste Schicht verhält, da es sich um einen alten Lack handelte.

Schritt 4: Als nächstes habe ich alle Chromteile (Leisten, Abdeckungen usw.) mittels einer Schleifpaste per Hand wieder aufpoliert.

Schritt 5: Anschließend wurden alle Anbauteile, Kanten und Leisten mit Trockeneis gereinigt, um Polierreste zu entfernen. Das Trockeneisverfahren ist hierfür am besten geeignet. Es reinigt gründlich bis in die kleinste Ecke, ohne Feuchtigkeit und ohne mechanisch auf die Oberfläche einzuwirken.

Schritt 6: Nach dreitägigem Aufwand waren die bearbeiteten Oberflächen in dem gewünschten Zustand, um sie mit einem hochwertigen Premiumwachs (mit einem hohen Carnauba-Anteil) zu versiegeln. Vor der Versiegelung wurden alle Steinschläge, Bohrung der abgebauten Embleme und Stellen, welche Lackbeschädigungen aufwiesen, mit einem mitgelieferten Lackstift ausgebessert. Die Wachsversiegelung wurde anschließend mit der Hand aufgetragen und der Überschuss des Wachses mit einem weichen, hochflorigen Mikrofasertuch wieder abpoliert. Die Art der Versiegelung entscheidet sich nach den Möglichkeiten und den Ansprüchen des Kunden.

In diesem Fall wollte der Kunde einen hohen Tiefenglanz mit langer Haltbarkeit. Der Carnauba-Anteil ist hierbei nicht allein entscheidend. Dieser entscheidet lediglich, über die Transparenz (Tiefenglanz) und Härte der Versiegelung. Ich habe nicht nur den Lack sondern auch alle Chromteile mit versiegelt.

Schritt 7: Im Innenraum wurden die Sitze, die Rücksitzbank, die Fußmatten und die Gurte ausgebaut und mit unserem Industrie-Dampfsauger tiefengereinigt. Hierbei waren die Gurte die große Herausforderung, da das Gewebematerial nur sehr schwer gereinigt werden kann. Mit meinem Dampfsauger kann ich hier jedoch hervorragende Ergebnisse erzielen, da er sehr tief sitzenden Schmutz erreicht und vollständig entfernt. Die verbleibenden Teppichteile, die Hutablage und der Dachhimmel wurden ebenfalls mit Dampf gereinigt. Das Armaturenbrett und die Mittelkonsole habe ich grob mit Trockeneis vorgereinigt und mithilfe eines Kunststoffreinigers und einer Rosshaarbürste porentief nachgereinigt. Die Bürste wird hierzu in kleinen Kreisbewegungen über die Oberfläche geführt. Anschließend wurden die Kunststoffteile mit einer Kunststoffpflege eingelassen. Auch hier wurden die verbleibenden Chromteile mit einer Chrompaste aufpoliert und eingewachst. Zum Schluss wurde der Innenraum wieder komplett zusammengebaut.

Schritt 8: Alle Gummidichtungen wurden porentief gereinigt und mit einer speziellen Gummipflege eingelassen. Hierbei ist drauf zu achten, dass kein Silikon, Talkum oder Vaseline benutzt wird, um die Gummidichtungen nicht noch mehr auszutrocknen und keine Ablagerungen auf der Oberfläche zu hinterlassen.

Schritt 9: Als nächstes habe ich mir den Kofferraum vorgenommen. Dabei habe ich besonders darauf geachtet, dass der nahezu perfekte Zustand nur durch eine leichte Reinigung der Oberflächen hervorgehoben wird. Der Wunsch des Kunden war hier insbesondere, dass das Reserverad und die Reserveradmulde ins Auge gefasst werden. Hierfür habe ich das Reserverad herausgenommen, intensiv mit Trockeneis gereinigt und mit Reifenpflege eingepflegt. Die leichte Verschmutzung der Reserveradmulde war mit Trockeneis einfach zu reinigen. Die Kofferraummatte habe ich mit Dampf gereinigt und mit einem Kunststoffpflegemittel eingelassen. 

Schritt 10: Die Fenster, Rahmen und Einfassungen in Chrom und Gummi  wurden gereinigt und eingepflegt. Da es sich hierbei um alte Glasscheiben handelte, habe ich speziell darauf geachtet, keinen zu scharfen Reiniger zu benutzen, um eine Schlierenbildung zu vermeiden.  

Schritt 11: Felgen und Reifen wurden intensiv gewaschen und mit Trockeneis gereinigt. Die Raddeckel wurden poliert und mit einem langanhaltenden Premiumwachs versiegelt.

Schritt 12: Das Fahrzeug wurde komplettiert. Anschließend habe ich nochmals kontrolliert ob jede kleinste Ecke auch den gewünschten Reinigungs- und Pflegezustand erreicht hat.

Ergebnis:

Nach 6 Tagen Arbeit war es vollbracht. Der 230 /8 erstrahlt nun im wieder neu erwachten Urzustand.

Es ist immer wieder erstaunlich (und fasziniert mich auch nach fast 30 Jahren Arbeit an den verschiedensten Fahrzeugen), was man aus einem Fahrzeug, das einen sehr guten Zustand hatte, doch noch herausholen kann. Der 230er ist in einem so hervorragenden Zustand, dass selbst meine Erwartungen übertroffen wurden.

Ich halte meine kompletten Arbeiten von Anfang bis zum Abschluss für meine Kunden mit einer Bild-Dokumentation fest. So sieht man den Ist-Zustand am Anfang, die verschiedenen Stadien während meiner Arbeiten und den erreichten Zustand am Ende der Aufbereitung. Auch allenfalls vorhandene Beschädigungen und Fehler halte ich so fest. Bei der Abholung gehe ich das Projekt Bild für Bild mit dem Kunden durch, um ihm die Entstehung des Resultates zu zeigen.

In der heutigen Zeit ist die Werterhaltung dieser Fahrzeuge immer mehr in den Vordergrund gerückt. Je früher man beginnt, die Fahrzeuge richtig zu pflegen, umso länger bleibt die Optik und Haptik der Materialien erhalten. Ich schaffe die Basis für alle weiteren Pflegeeinheiten. Denn das richtige Vorgehen und die zeitintensive Arbeit ist die Lackaufbereitung. Wenn diese einmal vollbracht ist, kann man den guten Zustand des Fahrzeuges über Jahre erhalten. Das nachhaltige Handling für den Kunden ist sehr einfach und ohne großen Aufwand zu meistern.

Ich möchte meine Kunden nach der Aufbereitung mit der Pflege nicht alleine lassen und biete ihnen deshalb verschiedene AfterCare- und Refresh-Pakete (wie z.B. eine Auffrischung der Wachsversiegelung) an. In meinen Crashkursen vermittle ich den Teilnehmern auch gerne Tipps und Tricks, damit sie bei Bedarf selber Hand anlegen können.

Workshop:

Auf dem Workshop im Rahmen der 30. Sternfahrt des MB /8 Club Deutschland e.V. am letzten Juli-Wochenende möchte ich den Clubmitgliedern zeigen, was man selber machen kann und was man besser den Profi machen lässt.

Ich freue mich sehr über einen regen Austausch und stehe natürlich Rede und Antwort zu allen aufkommenden Fragen.

Euer Roberto