Der Damenhut: mit Eleganz dem Fahrtwind trotzen

  • Zunächst breitkrempig und mit Schal, ab den 1920er-Jahren dann eng anliegend
  • Selbstbewusst unterstreicht die moderne Frau ihren Auftritt
  • „33 Extras“: Exponate der Automobilkultur im Mercedes-Benz Museum

Auch heute schick: Der eng anliegende Damenhut der 1920er- und 1930er-Jahre.

Was haben Rückspiegel, Scheibenwischer und Kühlerfigur gemeinsam? Es sind drei von „33 Extras“, die in der Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums den Blick auf faszinierende Details der Mobilitätsgeschichte lenken und Automobilkultur lebendig werden lassen. Und noch eine Gemeinsamkeit haben sie: Die Geschichte der drei Exponate ist jeweils von Frauen inspiriert – so wie der Damenhut.

5/33: Der Damenhut

Dass sich Frauen in eleganten Outfits im frühen 20. Jahrhundert als Autofahrerinnen durchsetzen, ist ein wichtiges Stück weiblicher Emanzipation im Alltag. Diese Bewegung führt Bertha Benz an. Sie hilft tatkräftig, der großen Erfindung ihres Mannes Carl Benz den Weg zu bahnen. Den Patent-Motorwagen fährt sie vom ersten Tag an und unternimmt im Sommer 1888 die erste Fernfahrt mit einem Automobil. Auf dem offenen Dreirad schützt sie sich gegen Wind und Wetter. Zeitgenössische Darstellungen zeigen sie mit einem breitkrempigen Hut, den ein Schal festhält.

Typ Stuttgart 200 (W 02), Cabriolet C

Die Geschwindigkeiten wachsen, und die ausladende Kopfbedeckung gelangt an ihre Grenzen: Der Fahrtwind verfängt sich und reißt kräftig an den breitkrempigen Hüten. Doch die Frau weiß sich elegant und zugleich stilprägend zu helfen: Ab den 1920er- und 1930er-Jahren kommt der eng anliegende Hut auf, auch Topfhut genannt. Gern kombiniert mit einer Bubikopf-Frisur – so unterstreicht die moderne Frau ihren selbstbewussten Auftritt. Das ist die Geschichte, die der Damenhut in der Exponatreihe „33 Extras“ des Mercedes-Benz Museums erzählt.

8/38 PS Roadster vor dem Le-Corbusier-Haus in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung

Und wer liefert die praktische und zugleich modische Kopfbedeckung für den perfekten Auftritt? Es gibt einen eigenen Beruf für das Anfertigen von Damenhüten: die Modistin. Früher hieß sie Putzmacherin, weil der Hut zum „Putz“ gehört – die Dame putzt sich damit heraus. Man kauft den Hut nicht einfach, sondern lässt sich ausführlich zu Ausgestaltung und Details beraten, und meist wird er gar eigens angefertigt.

Mercedes-Benz Museum, Exponatreihe „33 Extras“: Der Damenhut, ausgestellt im Mythosraum 3 „Umbrüche – Diesel und Kompressor“.

Als dann die Autos nach und nach geschlossene Karosserien erhalten, verliert der Hut seine funktionale Bedeutung. Heute werden Hüte im Alltag eher selten getragen. Aber es gibt Anlässe, bei denen Damen wie Herren sich gern mit stilechter Kopfbedeckung zeigen – beispielsweise bei Veranstaltungen der automobilen Klassik. Flaniert man etwa über den feinen Rasen eines Concours d’Elegance zwischen edlen Automobilen, darf es für sie gerne der breitkrempige Hut sein. Und bei einer Ausfahrt kommt die eng anliegende Variante zum Einsatz. So wie früher.

Werbeanzeige „Die Dame wählt Mercedes-Benz.“ von 1929